Zwei Bosse des Drogenkartells Sinaloa in USA festgenommen

„El Mayo“ hatte das Drogenkartell gemeinsam mit „El Chapo“ gegründet © APA/Mexican Attorney General press office/HANDOUT

Die US-Behörden haben zwei Anführer des Sinaloa-Kartells festgenommen und damit der mächtigen mexikanischen Drogenbande einen schweren Schlag versetzt. Der Kartell-Mitgründer Ismael „El Mayo“ Zambada García sowie ein Sohn des bereits seit acht Jahren in den USA einsitzenden Ex-Drogenbosses Joaquín „El Chapo“ Guzmán wurden am Donnerstag in der texanischen Grenzstadt El Paso festgenommen, wie US-Justizminister Merrick Garland mitteilte.

Zu den Umständen der Festnahme machte Garland keine Angaben. Mexikos Regierung zeigte sich teilweise ahnungslos. „Wir wissen nicht, ob es sich um eine Festnahme oder eine vereinbarte Übergabe handelte“, sagte die mexikanische Ministerin für Sicherheit, Rosa Icela Rodríguez, auf der Pressekonferenz von Präsident Andrés Manuel López Obrador. Die US-Regierung habe das Nachbarland erst nach der Festnahme informiert, ohne Details zu nennen. Man warte auf weitere Informationen.

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Die Cessna 205, mit der die beiden Drogenbosse in die USA geflogen wurden, startete nach den Angaben der Ministerin vom Flughafen von Hermosillo im Norden Mexikos in Richtung El Paso. Im Flugplan sei als einzige Person an Bord ein US-Pilot eingetragen gewesen. Er sei nach Kenntnissen der mexikanischen Regierung kein Mitarbeiter der US-Behörden. Wo Zambada und Guzmán López das Flugzeug bestiegen, werde ermittelt.

US-Medien berichteten unter Berufung auf Sicherheitsbeamte, dass Zambada getäuscht und in eine Falle gelockt worden sei. Das „Wall Street Journal“ schrieb, er habe sich mit Guzmán López in ein Privatflugzeug gesetzt und gedacht, sie würden geheime Landeplätze in Mexiko besichtigen. Stattdessen sei die Maschine über die Grenze in die USA geflogen und auf einem kleinen Flugplatz in Texas gelandet, wo beide dann festgenommen worden seien.

Die „New York Times“ berichtete, Guzmán López selbst habe Zambada in das Flugzeug gelockt. Der Schlag sei monatelang vorbereitet worden, hieß es in den Berichten weiter. Mexikanische Medien schrieben dagegen, die beiden hätten sich freiwillig den US-Behörden gestellt – möglicherweise nach einem Deal mit der Justiz.

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Nach Angaben der US-Behörden werden beide Männer von den US-Behörden beschuldigt, maßgeblich für die Herstellung und den Handel mit der gefährlichen synthetischen Droge Fentanyl sowie die mit dem Drogenhandel verbundene Gewalt auf beiden Seiten der Grenze verantwortlich zu sein. Garland beschrieb das Sinaloa-Kartell als „eine der gewalttätigsten und mächtigsten Drogenhandelsorganisationen der Welt“.

Der häufig als „El Mayo“ bezeichnete Zambada war seit 40 Jahren dem Zugriff der Behörden entgangen. Er saß nie zuvor im Gefängnis – im Unterschied zu „El Chapo“, dem zwei Mal in Mexiko die Flucht aus dem Gefängnis gelang und der nach seiner dritten Festnahme im Jahr 2016 an die USA ausgeliefert wurde. Dort verbüßt „El Chapo“ in einem Hochsicherheitsgefängnis eine lebenslange Haftstrafe, zu der er 2019 wegen Drogenhandels, Geldwäsche und Waffendelikten verurteilt wurde.

Nach der Auslieferung von „El Chapo“ hatten seine als die „Chapitos“ („kleine Chapos“) bezeichneten Söhne die Führung des Kartells übernommen. Einer der Söhne, Ovidio Guzmán, wurde bereits im September 2023 an die USA ausgeliefert. Die Chefin der US-Antidrogenbehörde DEA, Anne Milgram, bezeichnete die jetzige Festnahme des anderen „El Chapo“-Sohns als „neuen und sehr harten Schlag gegen das Sinaloa-Kartell“.

Aber auch die Ergreifung von „El Mayo“ nannte Milgram einen Schlag in „das Herz des Kartells“, das im nordwestmexikanischen Bundesstaat Sinaloa gegründet wurde. Die US-Behörden hatten eine Belohnung von 15 Millionen Dollar (13,8 Millionen) für zu seiner Festnahme führende Hinweise ausgesetzt.

Die auf Recherchen zur organisierten Kriminalität spezialisierte Denkfabrik Insight Crime beschrieb „El Mayo“ als „einen der berühmtesten Drogenhändler in der Geschichte Mexikos“. Zambada hielt sich nach Angaben dieser Experten im Hintergrund und widmete sich lieber den Geschäften als der Gewalt.

Mit der Festnahme von „El Mayo“ und des „El Chapo“-Sohns hoffen die US-Behörden, den Handel mit Fentanyl und anderen gefährlichen Drogen eindämmen zu können. DEA-Chefin Milgram erklärte, das Sinaloa-Kartell sei für den Handel der meisten Drogen wie Fentanyl und Methamphetamin verantwortlich, „die Amerikaner von Küste zu Küste umbringen“.

Justizminister Garland nannte Fentanyl „die tödlichste Rauschgift-Bedrohung, mit der unser Land je konfrontiert war“. Das synthetische Opioid wirkt 50 Mal stärker als Heroin und wird nach Angaben der US-Behörden in Mexiko häufig mit aus China importierten Stoffen hergestellt.

Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC gab es in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr mehr als 107.000 Todesfälle durch Überdosen. Etwa 70 Prozent davon seien auf Fentanyl zurückzuführen.

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