Alpine Vereine fordern 95 Millionen Euro für Hütten und Wege

Die alpinen Vereine Österreichs fordern von der Politik zur Unterstützung in der Klimakrise 95 Millionen Euro für die Erhaltung der Schutzhütten und Wanderwege. Diese Summe ergibt sich aus einer Bedarfserhebung für die kommenden fünf Jahre, erläuterte Gerald Dunkel-Schwarzenberger, Präsident des Verbands alpiner Vereine (VAVÖ), am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Wien. Schwierigkeiten machen vor allem auftauender Permafrost, Wasserknappheit und Extremwetterereignisse.

Der VAVÖ fungiert als Dachverband der zwölf alpinen Vereine in Österreich, die insgesamt für 429 Hütten, Häuser und Biwaks verantwortlich sind. Es gehe bei dem Appell an die Bundesregierung vor allem um die 272 Schutzhütten in alpinen Extremlagen und um die mehr als 50.000 Kilometer Wege, betonte Dunkel-Schwarzenberger. „Der Klimawandel ist in den Bergen längst angekommen.“ Permafrost und Starkwetterereignisse seien „riesige Themen“.

„Insbesondere durch klimatische Veränderungen werden die Wege in Mitleidenschaft gezogen“, erläuterte Alpenvereinspräsident Wolfgang Schnabl. Starkregen und Stürme würden in immer kürzeren Intervallen auftreten und Schäden hinterlassen. Hinzu komme der „Permafrost, der auftaut und wo wirklich manche Hütte wegrutscht“, sagte Schnabl. Die Investitionskosten hätten sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.

2022 wurde das Defreggerhaus am Großvenediger vorübergehend zugesperrt, weil die für die Bewirtschaftung benötigte Materialseilbahn auf Permafrost errichtet war, nannte Michael Platzer, Geschäftsführer des Österreichischen Touristenklubs, ein Beispiel. Eine zweite Hütte am Großvenediger sei wegen Wassermangels geschlossen worden und der Tourismus in der Region weggebrochen. Auch Stürme machen den Stützen der Materialseilbahnen teilweise zu schaffen.

Die vergangenen Jahre hätten sich die Vereine mit den bestehenden Fördermitteln und Mitgliedsbeiträgen der insgesamt mehr als 900.000 Mitglieder „drüber retten“ können, erklärte Platzer. Ersatzbauten von Hütten seien damit aber nicht finanzierbar, diese kosten „in der Regel drei bis vier Millionen Euro“. VAVÖ-Präsident Dunkel-Schwarzenberger sprach von einer „Herausforderung, die wir ohne Unterstützung der öffentlichen Hand nicht mehr meistern können“.

In den einzelnen Vereinen wurde laut Dunkel-Schwarzenberger seriös analysiert, was in den kommenden fünf Jahren anstehe. Das Ergebnis: „Wir brauchen eine Sonderfinanzierung in Höhe von 95 Millionen Euro.“ Die Fördermittel von derzeit sechs Millionen Euro für die alpinen Vereine decken nur rund 18 Prozent der laufenden Instandhaltungskosten für Hütten, erläuterte er. Hinzu kommen die Mitgliedsbeiträge und viel ehrenamtliche Arbeit für die Wegeerhaltung und Betreuung der Schutzhütten.

Die Vereine setzen auf Klimafreundlichkeit und errichten biologische Kläranlagen sowie Photovoltaik, „wo es uns möglich ist“, betonte Naturfreunde-Geschäftsführer Günter Abraham. „All das wird jetzt nicht mehr ausreichen, um diese Standorte zu halten“, sagte er. „Wir brauchen diese 95 Millionen Euro, um einen Teil unserer Hütten zu erhalten, nicht alle.“ Die Sonderdotierung solle in einem Jahr aufgestellt und im nächsten Regierungsprogramm verankert sein, so der Wunsch. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, wurden eine Infokampagne und eine Petition unter dem Titel „Notruf aus den Alpen“ gestartet.

Infos und Petition: notruf-aus-den-alpen.at

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