Nach den Unwettern ist am Mittwoch auf der Bahn-Weststrecke ein eingleisiger Betrieb aufgenommen worden. Die Schadensbegutachtung, Aufräumarbeiten und Reparaturen waren im Gange. Der Verkehr lief über die „alte“ Strecke. Die „neue“ stand teilweise noch unter Wasser. Eine Prognose, wann hier wieder der Betrieb aufgenommen werden kann, sei vorerst nicht möglich, sagte Judith Engel, Vorständin ÖBB-Infrastruktur AG, beim Atzenbrugger Tunnel (Bezirk Tulln) vor Journalisten.
Der Atzenbrugger Tunnel und der Raum Tullnerfeld seien der „Hotspot“ mit den stärksten Schäden und den größten Wassermengen, die Situation sei „sehr, sehr schwierig“, so Engel. Die Anlagen waren am Mittwoch noch überflutet, das Technikgebäude wurde ausgepumpt. Im Atzenbrugger Tunnel war das Wasser aufgrund des tagelangen Regens bis zu einem Meter hoch gestanden, die Stromversorgung fiel aus.
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Neben den Gleisen lagen beim Lokalaugenschein ein toter Fasan sowie ein Heuballen und ein Kürbis, die bei den Unwettern von umliegenden Feldern auf die Strecke gespült worden waren. Der Bahnhof Tullnerfeld in der Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln) stand ebenfalls noch unter Wasser. Auspumparbeiten sollten am Mittwoch beginnen.
Während im Raum Wien bereits die Schadensaufnahme und erste Reparaturen beginnen konnten, waren Richtung St. Pölten viele Anlagen und Tunnel weiterhin nicht begehbar. „Wir können daher noch überhaupt keine Aussage tätigen, welche Schäden entstanden sind und daher auch noch keine Prognose abgeben, wie lange es dauern wird, die Schäden zu beheben oder gar an eine Betriebsaufnahme zu denken“, erklärte Engel.
Die Stromversorgung sei derzeit auf der „neuen“ Weststrecke nicht in sicherem Zustand gewährleistet, hielt Engel fest. Für einen regulären Betrieb sei „essenziell“, dass Weichen und Signale angesteuert werden können. Zudem müssten alle Sicherheitseinrichtungen funktionieren.
Auf der „alten“ Weststrecke versuche man alles, „um ein zweites Gleis freizubekommen“, sagte Engel. Hier bereiteten vor allem Hangrutschungen Probleme: „Die extrem aufgeweichten Böden sind teilweise noch in Bewegung“, einige Hänge müssten noch beobachtet werden. Aufräumarbeiten waren im Laufen.
Auf der „neuen“ Weststrecke werde man in den nächsten Tagen versuchen, Wasser und Schlamm aus den Tunneln herauszubekommen und nach einer Schadensbegutachtung mit Reparaturen zu starten.
Die Unwetter haben sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr „massive Einschränkungen“ verursacht, erläuterte Engel. Inzwischen wurden einige Sperren wieder aufgehoben. Seit Samstag stehen rund 500 Mitarbeiter der ÖBB Infrastruktur AG im Schichtdienst rund um die Uhr im Einsatz. Unterstützt werden sie von externen Kräften. Auch die Entfernung von Bäumen habe das Personal in den vergangenen Tagen „massiv beschäftigt“, berichtete die Vorständin.
Hochwasser in NÖ überstieg, was jemals für möglich gehalten wurde
Die Schutzanlagen der ÖBB seien auf ein 100-jährliches Hochwasser ausgelegt. „Wir hatten allerdings – speziell in Niederösterreich – ein Ereignis, das weit über alle Planungsannahmen hinausgeht. Das übersteigt alles, was wir jemals für möglich gehalten haben“, sagte Engel.
Ein Hochwasserschutz ähnlich wie bei den Wiener Linien sei im Bahn-Streckennetz „kaum möglich“, weil es viel zu groß sei und auch die elektrischen Anlagen in den Tunnels umfassender seien. Es gelte in Aufarbeitung dieses Ereignisses etwa, Dimensionierungsgrundsätze und normative Grundlagen dahingehend anzuschauen, „wie wir in Zukunft auf die Konsequenzen aus Klimawandel und Naturgefahren reagieren können“.