Corona-Patient lag zehn Tage mit Grippe im Spital

Drei neue Fälle in Wien – 72-Jähriger auf Intensivstation – Familie hat leichte Symptome

Krisensituation in Wien: Nach den beiden Coronavirus-Fällen in Tirol wurde am Donnerstag bekannt, dass ein 72-Jähriger, der bereits seit zehn Tagen wegen Grippe in der Rudolfstiftung behandelt wurde, am Coronavirus erkrankt ist.

Drei Abteilungen – Interne, Intermediate-Care und eine Intensivstation – wurden gesperrt, das Personal für 14 Tage zur Quarantäne nach Hause geschickt. Der 72-Jährige wird mittlerweile im Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ) künstlich beatmet. Es gibt keinen Hinweis, dass der Mann im Ausland war. Jene Personen, die engeren Kontakt zu ihm hatten, wurden untersucht, Ergebnisse sollen demnächst vorliegen.

Ein Ehepaar, das mit seinen Kindern in der Lombardei war, ist ebenfalls positiv getestet im KFJ. Alle haben leichte Symptome. Die Tests der Kinder stehen noch aus.

Mit jenen Personen, die sich in häuslicher Quarantäne befinden, wurden strenge Regeln vereinbart, deren Einhaltung telefonisch kontrolliert wird. Auch die Versorgung mit Essen und Medikamenten wurde sichergestellt.

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Indes wurden in Tirol 63 Kontaktpersonen des infizierten italienischen Paares informiert, die mit ihnen in der Nordketten- und Hungerburg-Bahn gefahren waren.

Einheitliche Regeln in ganz Österreich

Gesundheitsminister Rudolf Anschober kündigte „einheitliche Vorgangsweisen von Vorarlberg bis zum Burgenland“ an. Künftig gebe es klare Regeln, wie mit bestätigten Infektionen oder Verdachtsfällen umzugehen sei. Die Erlässe gelten für Kindergärten, Schulen, Betriebe – etwa im Hinblick auf arbeitsrechtliche Belange –, Verkehr und das Verhalten von Privatpersonen. Darauf hat man sich bei einem Treffen im Bundeskanzleramt mit den Landeshauptleuten sowie Experten des Gesundheits- und Innenministeriums geeinigt.

Einheitliche Beschaffung

LH Thomas Stelzer, Vorsitzender der Landeshauptleute-Konferenz, begrüßte die einheitlichen Standards. Positiv sei zudem die Übereinkunft, dass auch der Nachschub für nötiges Testmaterial oder Schutzbekleidung zentral abgewickelt werde und sich nicht jedes Bundesland selbst darum kümmern müsse – wobei er betonte: „Momentan sind die Lager in den Spitälern voll.“

Kanzler Sebastian Kurz appellierte erneut an die Bevölkerung, bei der Eindämmung des Virus mitzuwirken. Reisewarnungen seien ernst zu nehmen: „Wer betroffene Gebiete besucht hat, wird dringend ersucht, sich von Großveranstaltungen fernzuhalten und bei Symptomen sofort die Hotline zu kontaktieren.“ Kurz sprach von 1000 Testungen, die derzeit pro Tag in Österreich möglich seien. Die Kapazitäten sollen noch gesteigert werden.

Anschober forderte Personen, die Anzeichen hätten und kürzlich in betroffenen Regionen waren, auf, keinesfalls selbstständig zum Arzt oder in die Ambulanz zu gehen, sondern die Telefonhotline 1450 zu kontaktieren.

Erst in den nächsten Wochen werde sich entscheiden, ob die Welt eine globale Pandemie erfahren werde. Innenminister Karl Nehammer versprach der Bevölkerung umfassende Informationen und stellte er eine Info-Kampagne in Aussicht.

Weil das Virus neben Atemschutzmasken auch bei Desinfektionsmitteln zu Lieferengpässen in heimischen Apotheken geführt hat, greifen die Apotheker nun zur Selbsthilfe. Sie fertigten Desinfektionsmittel aus hochprozentigem Alkohol an.

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