Duft von Orangen soll gegen Kirschessigfliege im Obstanbau helfen

Grazer Biologen entwickeln Biozid gegen die kleine Fliege mit großem Hunger

Die Kirschessigfliege (Drsosophila suzukii) wird zunehmend ein Problem für Obst- und Weinbauern. Sie befällt vor allem Beeren und Trauben und bringt die Ernte in Gefahr, indem sie ihre Eier in heranreifende Früchte injiziert.

Am Institut für Biologie der Universität Graz wurde aus Orangenschalen ein umweltfreundliches Biozid entwickelt, das die Insekten erfolgreich, kostengünstig und ohne schädliche Chemie abwehrt, wie die Uni Graz am Montag informierte.

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Sie ist wenige Millimeter klein, doch ihr Hunger groß – und sie entwickelt sich zu einer Plage für die Obstbauern und Winzer: die aus Asien eingeschleppte Kirschessigfliege (Drosophila suzukii). Für Österreich wurde ihr Auftreten erstmals 2011 gemeldet. Die Weibchen befallen gesunde, heranreifende rote Früchte, in denen sie mit ihren charakteristischen stark gezähnten Legebohrern ihre Eier ablegen.

Die Fliegenlarven delektieren sich dann am Fruchtfleisch, was übrig bleibt, beginnt zu faulen. Laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit werden vor allem Süßkirschen, aber auch Pfirsiche, Nektarinen, Marillen und Zwetschgen, Heidelbeeren, Himbeeren und Brombeeren, Johannis- und Erdbeeren angeflogen. Aufgrund ihrer kurzen Entwicklungszeit und mehrerer Generationen in Folge kann sie sich in der Obstanlage explosionsartig vermehren.

„Derzeit sind nur wenige effektive Bekämpfungsmaßnahmen bekannt, die aber größtenteils nur langsam biologisch abbaubar sind, oder gefährlich für andere Insekten wie zum Beispiel Bienen sind“, erklärte Manfred Hartbauer von der Universität Graz die aktuelle Problematik gegenüber der APA.

Seine Arbeitsgruppe hat ein Biozid gegen den Schädling im Obstbau- und Weinbau entwickelt. Es lockt die Kirschessigfliegen u. a. mit dem Duft von Orangenschalen an und übt gleichzeitig eine insektizide Wirkung aus.

Auf die Idee mit den Orangenschalen sei er „über die Literatur“ gestoßen, schilderte Hartbauer. „In ihrem Herkunftsgebiet legt die Kirschessigfliege ihre Eier in verletzte Orangen, weil sie dort vor ihren Hauptfeinden – einer Mini-Schlupfwespe – sicher fühlen. Das ätherische Öl der Zitrusfrucht wirkt gegen die Schlupfwespen nämlich als natürliches Insektizid“, wie Hartbauer ausführte. Das Lockmittel ist eine Mischung aus verschiedenen ätherischen Ölen der Orange sowie einer Salzlösung. Das Ganze kommt dann in eine Falle mit sehr kleinen Löchern gefüllt, in die größere Insekten wie etwa die Bienen nicht eindringen können.

Versuche im Labor hätten bereits gezeigt, dass das Biozid die Kirschessigfliegen von Weintrauben weglockt und abtötet, wodurch sich der Larvenbefall um 75 Prozent reduziert habe. „Wir sind jetzt dabei, die bestimmenden Leitsubstanzen zu definieren, die dann zur Zulassung eingereicht werden sollen.“ Entscheidend werden auch Feldversuche sein, in denen die Wirksamkeit des Biozids unter Freilandbedingungen untersucht wird. Die Orangenschalen sollen bei Marktreife des Produktes aus den Überbleibseln bei der Fruchtsaftherstellung gewonnen werden.

Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG fördert das Vorhaben mit einem Spin-off-Fellowship, um das Konzept in ein marktfähiges Produkt zu überführen. Das höchste Marktpotenzial sieht Hartbauer im Bioweinbau, vor allem beim Rotwein-Anbau.

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