Erinnerung an ermordete Fluchthelfer in Salzburg

Die Gemeinde St. Johann im Pongau beschloss, eine Brücke über die Wagrainer Ache nach der Familie Buder zu benennen.
Die Gemeinde St. Johann im Pongau beschloss, eine Brücke über die Wagrainer Ache nach der Familie Buder zu benennen. © APA/Ruep

In St. Johann im Pongau wird am 11. Mai der dritte „Ort des Gedenkens“ in Salzburg eröffnet. Das Land setzt derzeit in jedem seiner Bezirke ein Kunstprojekt um, das an verschiedene Formen des Widerstands gegen das NS-Regime erinnern soll.

2022 und 2023 wurde christlich-sozialen und kommunistischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfern gedacht, dieses Jahr rücken Unterstützer von Deserteuren in den Fokus, die ihre Hilfe letztlich mit dem eigenen Leben bezahlen mussten.

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Im Mittelpunkt des Pongauer „Ort des Gedenkens“ stehen das Ehepaar Theresia und Alois Buder und deren Nachbar Kaspar Wind. Die drei zählen zum Kreis der Helfer der „Goldegger Deserteure“ – einer kleinen Gruppe von Männern, die nicht für die Nationalsozialisten in den Krieg ziehen wollten und sich ab Ende 1943 bzw. Anfang 1944 rund um den kleinen Böndlsee versteckt hielten.

Wind hatte Wochen zuvor einen der Fahnenflüchtigen, den wegen Verdachts des Schwarzschlachtens verhafteten und in St. Johann eingesperrten Karl Rupitsch, aus dem Gerichtsgefängnis befreit und bei seinen Nachbarn, dem Ehepaar Buder, versteckt.

Aufgebot von 1.000 Mann spürte Deserteure auf

Die Deserteure wurden Monate später am 2. Juli 1944 von einem über 1.000 Mann großen Aufgebot von SS und Gestapo aufgespürt und verhaftet oder erschossen. Rupitsch gab im Verhör die Namen seiner Unterstützer preis – er, Wind und Alois Buder wurden schließlich am 28. Oktober 1944 in Mauthausen hingerichtet.

Theresia Buder wurde im KZ Ravensbrück interniert und kam knapp vor Kriegsende, vermutlich im Februar 1945, unter ungeklärten Umständen ums Leben.

Um – auch exemplarisch für andere Helfer der Deserteure – an die drei Unterstützer von Rupitsch zu erinnern, hat die mit der Umsetzung der „Orte des Gedenkens“ beauftragte Arbeitsgemeinschaft einen Künstlerwettbewerb ausgerufen.

Eine Jury entschied sich dabei für eine Einreichung der bildenden Künstlerin Tatiana Lecomte. Ihr Projekt „Was geht zuhause vor“ wird nun realisiert.

Der Satz ist eine Frage aus der letzten Postkarte, die Theresia Buder kurz vor ihrem Tod aus dem KZ in ihre Heimat schickte. Ein Jahr lang werden der Wochenzeitung „Pongauer Nachrichten“ einmal im Monat A5-Blätter beigelegt, die wie Rezeptkarten zum Sammeln gestaltet sind.

Auf der Vorderseite sind Gerichte aus Rezeptbüchern aus den 1940er-Jahren abgebildet. Auf der Rückseite finden sich aber keine Kochanleitungen, sondern Auszüge aus Interviews mit Nachkommen der ermordeten Helfer, die mehr und mehr mit Informationen über die widerständigen Tätigkeiten des Ehepaars Buder und von Kaspar Wind ergänzt werden.

Zugleich hat die Gemeindevertretung von St. Johann im Pongau im Februar einstimmig beschlossen, eine Brücke über die Wagrainer Ache nach der Familie Buder zu benennen – unmittelbar in der Nähe ihres früheren Wohnhauses.

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