FH-Ausbildung soll Beruf des Sanitäters attraktiver machen

AK: Durchlässigkeit zu anderen Gesundheitsberufen ermöglichen

Symbolbild Rettungsdienst

Die Zahl der Einsätze für die Rettungsdienste in Österreich steigen seit Jahren deutlich an. Von rund 3,5 Prozent plus in den Jahren 2012 bis 2022 ist laut einer Studie im Auftrag der Arbeiterkammer Wien auszugehen. Gleichzeitig sei der Job nicht attraktiv genug. Die AK brachte daher am Montag bei einer Pressekonferenz eine FH-Ausbildung für Notfallsanitäter ins Spiel.

48.000 Rettungssanitäter gibt es in Österreich, davon arbeiten 36.000 ehrenamtlich, weitere rund 4.000 sind Zivildiener. Laut AK Wien wird bei einem Ausbildungsvolumen von knapp 10.000 Menschen pro Jahr de facto alle vier bis fünf Jahre das gesamte Personal ausgetauscht.

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Dass der Beruf nicht attraktiv genug sei, liegt nach Meinung von Silvia Rosoli, Abteilungsleiterin Gesundheitsberuferecht und Pflegepolitik der AK Wien, vor allem am niedrigen Niveau der Ausbildung. Während die höchste Ausbildungsstufe der Notfallsanitäter mit der Kompetenz Beatmung und Intubation 1.640 Gesamtstunden – also rund ein Jahr – umfasst und laut einer Evaluierung der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) lediglich 1,5 Prozent aller Menschen in dem Beruf umfasst, verfügt die größte Gruppe der Rettungssanitäter lediglich über 260 Stunden Ausbildungszeit. „Obduktionsassistenten haben eine höhere Ausbildung, und die müssen keine Leben mehr retten“, konstatierte Rosoli.

„Sackgassenberuf“

Eines der Folgeprobleme ist, dass der Job ein „Sackgassenberuf“ sei. Die kurze Ausbildungsdauer verhindert auch die Durchlässigkeit in andere Gesundheits- und Sozialberufe und die Berufsanerkennung in anderen EU-Staaten, wo das Ausbildungsniveau um ein Vielfaches höher ist.

Das Versprechen der Rettungsdienste, innerhalb von 15 Minuten an jedem Ort Österreichs adäquate Hilfe zu bringen, sei immer schwieriger zu halten, betonte Studienautor Florian Zahorka von der Ostschweizer Fachhochschule. Die Lösung wäre, aufstockend auf der bisher vorhandenen Ausbildung, ein drittes Modul zu installieren, nämlich die dreijährige Ausbildung zum diplomierten Notfallsanitäter an einer Fachhochschule. Die Infrastruktur wäre vorhanden, an neun Fachhochschulen könnten ab 2027 jeweils 55 Studenten entsprechend ausgebildet werden. Damit wäre innerhalb von zehn Jahren der errechnete Bedarf von 4.000 diplomierten Notfallsanitätern zu decken. Der dafür notwendige Finanzierungsbedarf liegt bei 17 Millionen Euro jährlich, was zwei Prozent der Gesamtausgaben für Rettungsdienste (laut AK 800 Millionen Euro im Jahr 2022) entspricht.

Novelle des Sanitätsgesetzes

Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des Bundesverbandes Rettungsdienst, forderte dementsprechend die „längst überfällige Novelle des Sanitätergesetzes“, die „insbesondere die Ausbildung neu regelt und auf europäisches Niveau hebt“. Dazu tritt auch die AK dafür ein, dass für freiwillige Sanitäter attraktive Einsatzmöglichkeiten sichergestellt werden und dass der Beruf „endlich“ in das Nachtschwerarbeitsgesetz aufgenommen wird, wie es seit 2013 auch für Arbeitnehmer der Feuerwehr der Fall ist. Sanitäter sollen darüber hinaus in das Gesundheitsberuferegister aufgenommen werden, um Versorgungsqualität und Planungssicherheit zu gewährleisten, so die AK.

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