Immer mehr Hitzerisiko-Bezirke in Österreich

Wissenschafter analysierten die Jahre 2018 bis 2023 und entwickelten eine Karte zur Hitzebelastung

Eine neue interaktive Karte zeigt die Hitzebelastung in Österreich. Ein Wiener Forscherteam hat dazu für jeden Bezirk und jede Gemeinde einen Hitzebelastungsindex für die Jahre 2018 bis 2023 errechnet, der die Anzahl der Hitzetage und den Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre berücksichtigt.

Bereits in diesem Zeitraum steigt die Zahl der Hitzerisiko-Bezirke, ohne Treibhausgasreduktion wird bis 2050 fast jeder Bezirk in Österreich sehr stark gefährdet sein.

Die zunehmende Zahl an Hitzetagen stellt eine erhebliche Gesundheitsbelastung dar, insbesondere für ältere Menschen, betonen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter vom Complexity Science Hub (CSH) Vienna und der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien am Mittwoch in einer Aussendung.

Hitzetag erhöht Sterblichkeit um 2,4 Prozent pro 1.000 Einwohner

So habe zwischen 2015 und 2022 jeder zusätzliche Hitzetag – das sind Tage mit über 30 Grad Celsius – die Sterblichkeit in österreichischen Bezirken um 2,4 Prozent pro 1.000 Einwohner erhöht, schreiben sie in ihrer noch nicht von Fachkollegen begutachteten Arbeit.

Gibt es in einem Bezirk mehr als 25 Prozent über 65-Jährige, verdoppelt sich dieser Effekt sogar. Während Hitzewellen (definiert als eine Woche mit mehr als drei Hitzetagen) ist der Anstieg der Sterberaten fast dreimal so hoch wie der Anstieg an einem einzelnen Hitzetag.

Angesichts der Alterung der Bevölkerung werden den Forschern zufolge hitzebedingte Gesundheitsprobleme zunehmen: Waren 2023 nur in 15 Prozent der Bezirke ein Viertel der Menschen älter als 65 Jahre, werden es 2050 bereits 80 Prozent sein.

Diese Zunahme beim Hitzerisiko zeigt sich bereits in den Jahren 2018 bis 2023, die das Forscherteam um Hannah Schuster vom CSH und der WU Wien für ihre interaktive Karte herangezogen haben: In diesem Zeitraum gibt es immer mehr Bezirke mit einem mittleren und sehr hohen Hitzerisiko. Speziell der Osten Österreichs ist einer hohen Hitzebelastung ausgesetzt.

2023 wiesen die Bezirke Hollabrunn, Eisenstadt Umgebung und Rust ein „sehr hohes“ Gesundheitsrisiko auf. Im selben Jahr verzeichneten Graz, Rohrbach, Tamsweg, Reutte, Imst, Dornbirn und Feldkirch nur einen „niedrigen“ Hitzerisikoindex.

„Sehr hoch“ ist der Hitzebelastungsindex der Definition in der Studie zufolge, wenn es im betreffenden Bezirk mehr als 27,6 Hitzetage pro Jahr gibt und mehr als 22,8 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre sind. Dagegen ist das Risiko „sehr niedrig“, wenn es weniger als 14,9 Hitzetage pro Jahr und der Anteil der über 65-Jährigen unter 18 Prozent liegt.

Der Risikoindex in Wien ist insgesamt relativ niedrig, was die Wissenschafter mit dem niedrigen durchschnittlichen Alter der Bevölkerung begründen. Dass ein höheres durchschnittliches Alter das Risiko erhöht, zeigt sich etwa den Wiener Bezirken Innere Stadt und Hietzing mit „sehr hoher“ Belastung.

Die Karte zeigt, dass es trotz steigender Temperaturen auch einzelne kühlere Jahre geben kann, etwa das Jahr 2020. Dass der Hitzetrend aber über die Zeit stetig nach oben geht, belegen die Wissenschafter mit einem Ausblick in die Zukunft, berechnet anhand verschiedener Emissionsszenarien.

Bleibt die Treibhausgasemission wie derzeit, hätte 2050 fast jeder Bezirk in Österreich eine hohe Belastung

Würden die Treibhausgasemissionen so bleiben wie derzeit, wäre bis 2050 fast jeder Bezirk in Österreich als sehr stark gefährdet einzustufen. Selbst bei einer strengen Klimapolitik würde das Gesundheitsrisiko in einem mittleren bis hohen Bereich bleiben, was unter anderem an der stetig alternden Bevölkerung liegt.

In der Studie zeigt das Forscherteam auch, dass etwa Grünflächen in Städten die Auswirkungen der Hitze auf die Sterblichkeit deutlich verringern könnten. Die lokale Politik könne die Erwärmung oder die demografischen Trends wahrscheinlich nicht umkehren.

„Aber sie haben die Möglichkeit, mehr Grünflächen in ihren Städten oder Gemeinden zu schaffen. Solche Investitionen sind effektiv, weil Städte Stück für Stück begrünt werden können, ohne hohe Anfangskosten“, erklärte Schuster.

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