Drei Niederländer sterben bei Lawinenabgang in Tirol

Vier Personen wurden verschüttet © APA/ZOOM.TIROL

Ein Lawinenabgang in den Ötztaler Alpen in Sölden in Tirol (Bezirk Imst) hat am Donnerstag drei Menschenleben gefordert. Bei den toten Männern im Alter von 60, 35 und 33 Jahren handelte es sich um Skitourengeher aus den Niederlanden. Eine weitere Person, ein 32-jähriger Niederländer, wurde leicht verletzt. Die vier waren von einer 180 Meter langen und 80 Meter breiten Nassschneelawine verschüttet worden.

Ursprünglich war von möglicherweise 18 verschütteten Personen die Rede gewesen, was eine großangelegte Suchaktion unter Beteiligung zahlreicher Rettungskräfte zur Folge hatte. Dieses Unglücks-Ausmaß bestätigte sich letztlich jedoch nicht. Anfangs habe sich die Situation „dramatisch“ dargestellt, schilderte Chefinspektor Michael Haid bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Nachmittag in Sölden den Verlauf des Einsatzes. 17 Wintersportler – einer der Tourengeher drehte unterwegs um und befand sich nicht mehr am Unglücksort – waren gemeinsam mit vier österreichischen Zivilbergführern im Niedertal auf dem Weg, als sich gegen 11.00 Uhr beim Aufstieg zur auf 2.501 Metern Seehöhe gelegenen Martin-Busch-Hütte östlich der Talleitspitze die Nassschneelawine löste. Nach derzeitigem Kenntnisstand ohne Fremdeinwirkung, bestätigte Haid. Der genaue Hergang werde jedoch noch Gegenstand von Befragungen sein. Ein Großteil der 21 Anwesenden wurde jedenfalls nicht von den Schneemassen erfasst.

Lesen Sie auch

Aktuell seien noch „extreme Schneemengen“ in Höhenlagen vorhanden, zudem habe es zuletzt auch Neuschnee gegeben, beschrieb Franz Josef Fiegl von der Bergrettung Tirol die nach wie vor kritische Situation. Die Nassschneelawine habe sich gelöst und Altschnee mitgenommen. Nach dem Lawinenabgang habe man bei einem Hubschrauberflug auch registriert, dass weitere Lawinen in der Nähe abgegangen seien. Deshalb habe man die Suchaktion nach der Bergung von drei Verschütteten auch unterbrechen und die Beteiligten ausfliegen müssen. Einer dieser zuerst Geborgenen war der leicht Verletzte gewesen. Der 32-Jährige liegt mittlerweile im Krankenhaus Zams, könne dieses voraussichtlich jedoch bereits am Freitag verlassen. Den vierten Verschütteten habe man noch mit einem eigenen Hubschrauberflug und Tau gezielt geborgen.

Ein Großaufgebot an Rettungskräften war jedenfalls im Einsatz gewesen. Wie Leitstellen-Geschäftsführer Bernd Noggler im APA-Gespräch sagte, wurden fünf Notarzthubschrauber aufgeboten, ein Hubschrauber des Bundesheeres sowie ein Fluggerät aus Südtirol waren alarmiert und in Bereitschaft. Die Berufsfeuerwehr Innsbruck machte sich mit einem Tankwagen auf den Weg ins Ötztal. Alle Bergrettungs-Ortsstellen des Ötztales waren im Einsatz, zudem wurden sämtliche Lawinensuchhunde unter anderem aus dem Oberland ins Ötztal gebracht und auch sämtliche Krankenhäuser vorinformiert.

Sein tiefes Bedauern angesichts der Todesopfer und Anteilnahme für die Angehörigen brachte indes der Söldener Bürgermeister Ernst Schöpf bei der Pressekonferenz zum Ausdruck. „Am Ende war es einfach eine Lawine“, sagte er. Zu dieser sei es auch gekommen, weil „oben auf den Bergen einfach noch verdammt viel Schnee liegt“, schloss er sich Fiegl an. Lob kam indes für die Rettungskräfte, diese hätten „hochprofessionell gearbeitet“. Auch den Bergführern sei kein Vorwurf zu machen: „Hier gibt es das Ethos, die Gäste wieder gesund mit ins Tal zu nehmen.“

Am Donnerstag herrschte auf Tirols Bergen die relativ niedrige Lawinenwarnstufe zwei auf der fünfteiligen Skala. Damit wurde die Lawinengefahr als „mäßig“ beurteilt. Dennoch warnten die Experten vor spontanen Locker- und Gleitschneelawinen. Die Gefahr vor Lockerschneelawinen würde mit den im Tagesverlauf ansteigenden Temperaturen und der Sonneneinstrahlung zunehmen, besonders im extremen Steilgelände. „Nebst der Verschüttungsgefahr sollte vor allem die Mitreiß- und Absturzgefahr beachtet werden“, hieß es. Selbiges galt für Gleitschneelawinen, die an steilen Grashängen auch vereinzelt groß sein können.

Erst am Dienstag wurde einer sechsköpfigen Wandergruppe am Bärenkopf am Achensee (Bezirk Schwaz) eine Gleitschneelawine zum Verhängnis. Ein 19-jähriger Deutscher wurde von den Schneemassen fast 300 Meter mitgerissen, verschüttet und getötet. Seine Kameradinnen und Kameraden überlebten den Unfall. Laut einer Analyse des Lawinenwarndienstes wurde die Lawine nicht unmittelbar von den Wanderern ausgelöst, da sich diese spontan gelöst habe. Es wurde jedoch davor gewarnt, dass Lawinen, die in der Höhe brechen, bis ins Grüne vorstoßen können.

Das könnte Sie auch interessieren