Nach Lichtershow: Neue Brücke wird am 16. November freigegeben

Die neue Donautalbrücke in Linz. © APA/ASFINAG

Nach fünfeinhalb Jahren Bauzeit feierten Asfinag, Land Oberösterreich und Stadt Linz am Freitagabend die Fertigstellung des ersten und zugleich unstrittigsten Teils des nach wie vor für Diskussionsstoff sorgenden Projekts Westring A26: die Hängebrücke über die Donau mit den untertunnelten Auf- und Abfahrten.

Die neue Brücke wurde mittels spektakulärer Licht- und Klangshow gebührend in Szene gesetzt, bestaunt vom Publikum, das dank insgesamt sechs Donauschiff-Touren beeindruckende und neue Perspektiven auf das Bauwerk gewann. Die Verkehrsfreigabe ist nach einer Vielzahl von Testläufen der Sicherheitstechnik und behördlichen Abnahmen am 16. November geplant.

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Ein knapp zehn Meter großer, animierter Riese, der nach unendlicher Zeit von Urfahr aus einmal die Donau queren möchte, um Freunde zu finden, stand als symbolische Figur im Zentrum der Show mit intensiver Lichtinszenierung. Durch viele Gespräche und die nötige Beharrlichkeit findet er Verbündete zum Bau einer Brücke.

Es sind die Wesen der Luft, des Wassers und des Landes, die Menschen, die dem Riesen helfen und mit ihm gemeinsam endlich vom Pöstlingberg über das Wasser auf den Freinberg gelangen.  Mit dieser mystischen Inszenierung feiern ASFINAG, Land Oberösterreich, Stadt Linz und rund 2500 Besuchern die Fertigstellung der neuen Linzer Donautalbrücke.

Die vierte Flussquerung in Linz, die den Namen Donautalbrücke erhielt und die Stadt mit dem Mühlviertel verbindet, überspannt gut 300 Meter. Sie kommt ohne tragende Pfeiler aus und sei damit eine „echte“ Hängebrücke, die laut Asfinag „in dieser Dimension weltweit einzigartig“ sei. Das Tunnelsystem der Auf- und Abfahrten beträgt insgesamt 3,2 Kilometer.

305 Millionen Euro hat die erste von drei Bauetappen gekostet. 85 Prozent davon trägt die Asfinag, zehn Prozent das Land Oberösterreich und fünf Prozent die Stadt Linz, was dem Verteilungsschlüssel der Finanzierung für die gesamte A26 entspricht. In den ersten Jahren wird pro Fahrtrichtung nur jeweils eine Spur befahrbar sein, denn die Brücke dient Baufahrzeugen und Maschinen für den Vortrieb des Tunnels durch den Freinberg, der Verwirklichung der zweiten Etappe der A26.

Einmal mehr unterstreicht die Asfinag die Notwendigkeit dieses strittigen Autobahnneubaus, der bis 2035 in drei Etappen fertig sein und um acht Prozent weniger Verkehrsaufkommen im Stadtgebiet bringen soll, da eben u.a. der Großteil der Stadtautobahn zwischen A7 Mühlkreisautobahn und der B127 Rohrbachbundesstraße unterirdisch verlaufe.

Gegen den ersten Bauabschnitt regte sich am wenigsten Widerstand. Auch Gegner meinen, die Brücke sei „zwar überdimensioniert, aber mit ihr ist es möglich, die Nibelungenbrücke und Urfahr West verkehrszuberuhigen“, so etwa die Initiative „Verkehrswende jetzt!“. Das gelte jedoch nicht für die zweite Bauetappe, die 2026 begonnen werden soll. Der Freinberg-Tunnel sorgt seit Jahren für Diskussionen, Bürgerproteste und Einsprüche.

Zuletzt versuchte ein Bündnis aus 23 Bürgerinitiativen mit einer Volksbefragung in Linz den Weiterbau nach Fertigstellung der Brücke zu stoppen. Der Westring würde rund 30.000 zusätzliche Autofahrten pro Tag bedeuten, obwohl laut Experten in Linz 150.000 Autofahrten pro Tag weniger stattfinden müssten, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, so ihre Argumentation. Die Initiatoren wollten daher, dass die Stadt ihre Finanzierungszusage zurückzieht. Von 10.000 gesammelten Unterschriften für das Einleiten einer Volksbefragung, erklärte die Stadt jedoch nur 4.872 für gültig, was nicht ausreichte.

Die Kosten der A26 sind ohnehin ein weiterer Kritikpunkt. So wurde schon 2011 entschieden, das Projekt abzuspecken, weshalb nur mehr der Südteil der Stadtautobahn realisiert wird. Mittlerweile haben sich die Kosten für diese Rumpf-Variante auf rund 1,2 Milliarden Euro verdoppelt. Einsprüche – im UVP-Verfahren gab es etwa 2.000 Stellungnahmen – führten immer wieder zu Projekt-Verzögerungen. Nach einem verfrühten Spatenstich im Landtagswahlkampf 2015 begann dann tatsächlich erst 2019 der Bau der nun fertiggestellten ersten Bauetappe.

Für die Initiative „Verkehrswende jetzt!“ verschlinge die „klimafeindliche Autobahn das Geld, das uns für Zukunftsinvestitionen in den Öffentlichen Verkehr und andere umweltfreundliche Verkehrsmittel fehlt“, daher sehe sie am Freitag auch keinen Grund zum Feiern. Die Asfinag hat für frühen Abend ein Fest für die Donautalbrücke organisiert. Für rund 2.500 Bürgerinnen und Bürger gibt es u.a. Schifffahrten ab der Anlegestelle vor dem Lentos Kunstmuseum zur neuen Hängebrücke, die „mit Licht- und Klangshow gebührend in Szene gesetzt“ werde, so die Asfinag.