Österreich rüstet auf: Bereits über 1,45 Mio. Schusswaffen

70 Prozent mehr Waffen binnen zehn Jahren

82,9 Prozent der befragten Waffenbesitzer glauben, dass sie in der Lage wären, ihre Waffe im Ernstfall „sinnvoll und zielgerichtet“ einzusetzen.
82,9 Prozent der befragten Waffenbesitzer glauben, dass sie in der Lage wären, ihre Waffe im Ernstfall „sinnvoll und zielgerichtet“ einzusetzen. © Dmitri-stock.adobe.com

1.451.656 private Schusswaffen (Kategorie A, B und C) waren am 1. Jänner 2024 in Österreich registriert. Binnen zehn Jahren hat sich die Zahl der Waffen hierzulande um über 70 Prozent erhöht.

Die Zahl der registrierten Waffenbesitzer stieg im gleichen Zeitraum von rund 240.000 um etwa 50 Prozent auf 360.277. In Oberösterreich besitzen offiziell 63.351 Menschen 255.655 Schusswaffen.

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Selbstverteidigung und Sorge vor Kriminalität

Die häufigsten Gründe, sich eine Waffe anzuschaffen, sind für Österreichs Waffenbesitzer laut einer aktuellen Umfrage von marketagent (gesamt n=932) die Möglichkeit zur Selbstverteidigung in einer Notsituation (46 Prozent) und eine generelle Sorge vor steigender Kriminalität (33,9 Prozent), 28 Prozent besitzen eine Waffe, um Schießsport auszuüben. Auch die vermehrten Krisen der vergangenen Zeit gehen nicht spurlos an den Österreichern vorüber: Beinahe jeder Vierte (23,5 Prozent) sieht darin einen Grund zur Anschaffung einer Schusswaffe, bei 20 Prozent steigt generell das Sicherheitsgefühl, wenn sie eine Waffe im Haus wissen.

„Das zentrale Motiv für Waffenbesitz stellt für die Bürgerinnen und Bürger hierzulande die Selbstverteidigung dar, also das Bedürfnis, sich in etwaigen Notfällen verteidigen zu können. Für Frauen steht auch die Sorge hinsichtlich steigender Kriminalität und deren Folgen im Vordergrund (43 Prozent), wohingegen es Männern besonders wichtig ist, ihre Familie beschützen zu können (34 Prozent)“, erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von marketagent.

Die Hälfte würde Waffe bei Bedrohung benutzen

Am häufigsten würden Waffenbesitzer in Österreich (51,7 Prozent) von ihrer Waffe Gebrauch machen, wenn sie selbst mit einer Waffe bedroht würden. Etwas mehr als ein Drittel würde dies machen, wenn sie überfallen würden, 28,5 Prozent bei einem Einbruch ins eigenen Haus. Immerhin 12,4 Prozent würden zur Waffe greifen, wenn sie Zeuge eines Überfalls würden. 17,1 Prozent würden selbst dann ihre Waffe nicht benutzen, wenn sie selbst mit einer Waffe bedroht würden.

Trügerische Selbsteinschätzung

Unter den Waffenbesitzern herrscht großes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – rund 80 Prozent der Befragten sehen sich selbst als technisch versiert, treffsicher und in der Lage, eine Schusswaffe im Ernstfall sinnvoll einzusetzen. Gleichzeitig geben aber 12,7 Prozent an, ihre Waffe nie und ein Drittel maximal fünfmal pro Jahr in der Hand zu haben. 17,6 Prozent geben an, überhaupt nie am Schießstand zu trainieren, 44,1 Prozent trainieren höchstens dreimal pro Jahr.

Waffen unterm Kopfpolster

Eine ähnliche Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Statistik zeigt sich bei der sicheren Verwahrung der Schusswaffen im Haushalt. Über zwei Drittel (67,6 Prozent) der Befragten beschreiben die Verwahrsituation der Waffe im Haushalt als „sehr gut“ ein weiteres Viertel (24,5 Prozent) als „gut“. Wie eine aktuelle Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt, gibt es punkto sicherer Verwahrung noch einigen Aufklärungsbedarf. Waffentresore bzw. Waffenschränke nutzen nur 57 Prozent aller Personen, die Waffen besitzen, und 49 Prozent haben die Angabe gemacht, dass sie generell einen Tresor nutzen (Mehrfachantworten waren möglich), manche setzten aber auch auf sehr unsichere Aufbewahrungsorte. Vier Prozent der befragten Waffenbesitzer verwahren ihre Waffen beispielsweise im Nachtkästchen bzw. im Schreibtisch, acht Prozent unter dem Kopfpolster bzw.

unter dem Bett, elf Prozent nutzen einen Gewehrhalter an der Wand und 13 Prozent lassen ihre

Waffe durch eine andere Person verwahren bzw. lagern diese in einem anderen Haushalt. 20 Prozent vertrauen auf herkömmliche Schränke, wie etwa Kleiderschränke bzw. verglaste Waffenschränke, wobei diese meist relativ einfach zu überwinden sind.

Großteil der Bevölkerung lehnt Waffen ab

Knapp 30 Prozent der Österreicher befürworten laut marketagent privaten Waffenbesitz, 60 Prozent nehmen eine ablehnende Haltung ein. 86 Prozent sind der Ansicht, dass die Kontrolle über Waffen wichtiger ist als das Recht auf deren Besitz. Während 16,1 Prozent glauben, dass der Erwerb von Schusswaffen in Österreich zu einfach möglich ist, glauben 3,1 Prozent, dass dies zu schwierig sei.

Von Wolfgang Schobesberger

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