Pestizidcocktail auf Schnittblumen

Schön, aber oft belastet © APA/dpa/Christophe Gateau

Ein Schnittblumen-Test, den Global 2000 und die Arbeiterkammer Oberösterreich durchgeführt haben, legt nahe, zum Muttertag selbst gepflückte Wiesen- oder Gartenblumen zu verschenken: 16 Sträuße, gekauft in Blumenläden und Supermärkten in Linz und Wien, wurden unter die Lupe genommen. Fazit: Alle waren mit Pestiziden belastet, manche wiesen sogar einen regelrechten Cocktail auf. Viele der gefundenen Pflanzenschutzmittel dürften in der EU gar nicht mehr verwendet werden.

Die Blumen – 16 Sträuße von neun Anbietern – wurden in einem Labor auf 600 verschiedene Pflanzenschutzmittel getestet. Kein einziger Bund war unbelastet. Bei zwei Drittel wurden 14 oder mehr Pestizide nachgewiesen, der negative Spitzenreiter wies 32 verschiedene Substanzen auf. „Die gefundenen Wirkstoffe bergen zum Teil ernsthafte Gesundheitsrisiken“, so Waltraud Novak von Global 2000, sie seien u.a. „krebserregend, fortpflanzungsschädigend oder den Hormonhaushalt störend“. Dass auf vielen Blumensträußen gleich zahlreiche solcher Stoffe nachgewiesen wurden, könne Wechselwirkungen nach sich ziehen und die Giftigkeit noch erhöhen.

Lesen Sie auch

Ein großes Problem sehen die Umweltschutzorganisation und die Arbeiteiterkammer Oberösterreich in fehlenden Einfuhrbestimmungen. Dadurch sei auch jenen Pestiziden, die in der EU selbst „eigentlich verboten“ sind, Tür und Tor geöffnet. Die Substanzen dürften zwar auf Plantagen in Europa nicht mehr ausgebracht werden, auf den importierten Pflanzen kommen sie aber mangels Regelungen herein. So fanden sich auf drei Viertel der untersuchten Proben Wirkstoffe, die in der EU nicht zugelassen sind, darunter gesundheitlich besonders bedenkliche Substanzen wie Carbendazim, Chlorpyrifos und Iprodion. Carbendazim etwa werde als mutagen und fortpflanzungsschädigend eingestuft, könne genetische Defekte verursachen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und sogar das Kind im Mutterleib schädigen, hieß es in einer Presseaussendung am Montag.

„Schnittblumen kommen zum Muttertag meist aus Ländern wie Kenia, Tansania oder Ecuador“, erklärte Novak. „Dort gelten die europäischen Bestimmungen nicht“, die Mitarbeitenden auf den Blumenfarmen müssten oft ohne Schutzkleidung mit den giftigen Substanzen hantieren. Die Herkunftsangaben auf den untersuchten Sträußen ließen generell zu wünschen übrig: Häufig wurden die Niederlande als Herkunftsland angegeben. Dies sei sogar legal, da die Blumen über den großen Hafen Rotterdam in die EU importiert werden.

Immerhin einen kleinen Lichtblick gab es: Auf einem Tulpenstrauß aus Österreich wurde nur ein einziger Pestizid-Wirkstoff nachgewiesen. Die Verbraucherschützer der Arbeiterkammer empfehlen, entweder Blumen selbst auf der Wiese oder im Garten zu pflücken oder nach Bio-Ware zu fragen. Pflanzen aus heimischem Anbau seien eher zu empfehlen als Importwaren, so genannte „Slowflower“-Betriebe bieten auch in Österreich heimische Blumensträuße garantiert ohne Pestizide an.

Test zum Download unter global2000.at

Das könnte Sie auch interessieren