Sieben Jahre Haft in Korneuburger Prozess um Kokainschmuggel

Frau soll Schmuggel von 50 Kilo Drogen organisiert haben © APA/HERBERT PFARRHOFER

Sieben Jahre Haft hat am Montag am Landesgericht Korneuburg eine 50-Jährige erhalten, die den Schmuggel von mindestens 50 Kilo Kokain aus den Niederlanden und Belgien nach Österreich organisiert haben soll. Die Frau bekannte sich nicht schuldig. Belastet wurde sie von einem wegen Drogenhandels verurteilten Slowaken, der in dem Schöffenprozess die Aussage verweigerte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Angeklagte wurde schuldig gesprochen, über mehrere Jahre hinweg – bis zumindest Juli 2022 – als Mitglied einer kriminellen Vereinigung den Import von Kokain mit Schmuggelfahrzeugen nach Österreich organisiert zu haben, indem sie Kurieren das Suchtgift übergab und sie beauftragte, es an Großabnehmer weiterzugeben. Mindestens 50 Kilo zu einem Preis von je 38.000 Euro sollen an einen inzwischen rechtskräftig verurteilten Mann – den Kopf einer slowakischen Gruppe – gegangen sein.

Außerdem soll die Verdächtige im Februar 2019 gemeinsam mit dem Slowaken nach Kolumbien gereist sein, um dort den Schmuggel von weiteren rund 50 Kilo Kokain über den Schiffsweg nach Europa zu organisieren. Hier blieb es jedoch beim Versuch.

Der Verteidiger sah „keine belastbaren Beweise“ gegen seine Mandantin. Die Angeklagte sei in ärmlichen Verhältnissen in Kolumbien aufgewachsen und – als alleinerziehende Mutter – in Den Haag als Friseurin, Kosmetikerin und Sexarbeiterin tätig gewesen. Der Belastungszeuge habe seine Mandantin falsch beschuldigt. „Er hat in mir das geeignete Opfer gesehen, um seine eigene Haut zu retten“, meinte die 50-Jährige unter Tränen. Mit Drogenhandel habe sie nichts zu tun.

Die Angeklagte gab laut Dolmetscherin an, den Slowaken 2017 in Den Haag kennengelernt zu haben. Er habe ihre Dienste als Prostituierte in Anspruch genommen. Per Handy blieb man in Kontakt und habe sich immer wieder u.a. in Hotels in den Niederlanden und in Österreich getroffen. In Kolumbien habe sie gemeinsam mit dem Mann Urlaub gemacht. Als er dort ein Drogenlabor besuchen wollte, „habe ich gesagt, das ist etwas Hochgefährliches“, meinte die Beschuldigte.

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Der Slowake wurde aus der Haft vorgeführt, verweigerte aber eine Zeugenaussage. Der Mann hatte sich offenbar nach seiner Festnahme 2022 einen Deal mit der Justiz erhofft, das wurde aber abgelehnt.

Die 50-Jährige wurde im Sinne der Anklage schuldig gesprochen. Über den Belastungszeugen meinte die Richterin: „Es gab keinen Grund, warum er diese Angaben erfinden hätte sollen.“ Aus generalpräventiven Gründen sei eine hohe Freiheitsstrafe zu verhängen. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf Rechtsmittel, die Verteidigung gab keine Erklärung ab. Damit ist das Urteil nicht rechtskräftig.

Die spanisch-kolumbianische Doppelstaatsbürgerin war 2023 in Amsterdam festgenommen worden. Zu einem mutmaßlichen Komplizen der Frau laufen laut Exekutive noch Ermittlungen.

Die Ausforschung der 50-Jährigen erfolgte nach der Operation „Joker“, im Zuge derer im Juli 2022 insgesamt 32 Verdächtige in Österreich, der Slowakei und Ungarn festgenommen worden waren. Die Beschuldigten sollen Drogen mit einem Straßenverkaufswert von mehr als 21 Millionen Euro verkauft haben, fast 300 Kilo an Suchtmitteln wurden beschlagnahmt. Vier zuvor in Österreich aufhältige beschuldigte Männer wurden 2023 in Korneuburg zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

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