Schutzstatus für Wolf gesenkt: Positive Reaktionen aus den Ländern

Schutz des Menschen muss vorgehen

Die Entscheidung der EU-Staaten zur Absenkung des Schutzstatus des Wolfs hat am Mittwoch breite Aufmerksamkeit erhalten. Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) begrüßte das Abstimmungsergebnis, sprach aber auch von einem „langen und harten Weg“, der noch nicht zu Ende sei.

Salzburg

Im ebenfalls von der Wolfsproblematik betroffenen Salzburg bewertete LH-Stv. Marlene Svazek (FPÖ) die Absenkung als „positives Signal und Schritt in die richtige Richtung“.

Zum Schutz „unserer Landwirtschaft, unserer Kultur, unseres Tourismus und letztlich auch unserer Sicherheit“ könne man nun weitere Maßnahmen ergreifen, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu minimieren, sagte Svazek, selbst Jägerin.

Derzeit geht Salzburg mit laut Ansicht vieler Experten EU-rechtswidrigen Abschussverordnungen gegen Wölfe vor. Im Bundesland wurde auf Basis der Verordnungen im Juli 2023 und im Juli 2024 jeweils ein Wolf getötet.

Tirol

Mattle hielt am Mittwoch fest, dass das Thema Wolf mit der Entscheidung noch nicht gegessen sei. Ein „langer und harter Weg“ sei hier noch zu gehen. „Tirol habe stets Druck gemacht, damit die EU nachgibt und die Lebensrealitäten erkennt“. Der Wolf sei nicht mehr vom Aussterben bedroht, deshalb sei die Senkung des Schutzstatus die „logische Konsequenz“.

Weitaus deftiger fiel dagegen die Reaktion vom Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordneten, Seilbahner und Landwirt Franz Hörl aus: Er sprach gegenüber der APA von „einem gehörigen Dämpfer für die Wolfsromantiker“. Hörl hatte sich zuletzt mit einer Anzeige von Tierschutz Austria wegen seiner Forderung nach einem straffreien Notwehrrecht gegen Wölfe konfrontiert gesehen.

Kärnten

Im von der SPÖ regierten Kärnten erklärte ÖVP-Jagdreferent Martin Gruber Österreich und Kärnten hätten lange für einen Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Wolf gekämpft. „Die Einigung der EU-Botschafter ist ein wichtiges Signal, dass die Mitgliedsstaaten die Sorgen und Probleme der Regionen, in denen sich der Wolf ausbreitet, endlich ernst nehmen.“

Siegfried Huber, der Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer, sagte, eine Absenkung des Schutzstatus von Wölfen sei ein längst notwendiger Schritt: „Der hohe Schutzstatus ist nicht mehr gerechtfertigt. Die Wölfe sind nicht vom Aussterben bedroht. Es ist unsere traditionelle Alm- und Weidewirtschaft, die Schutz braucht.“ Kärnten hatte als erstes österreichisches Bundesland Wolfsabschüsse wesentlich erleichtert, hier wurden bereits zwölf der Tiere verordnungskonform getötet.

Niederösterreich

Stephan Pernkopf (ÖVP), Niederösterreichs Landesvize und Initiator einer auf die Senkung des Schutzstatus abzielenden einheitlichen Länderstellungnahme, begrüßte den Schritt. „Denn der Wolf ist längst nicht mehr vom Aussterben bedroht, aber er bedroht das Sicherheitsgefühl vieler Menschen und ist eine Gefahr für unsere Nutz- und Haustiere. Er muss daher rasch und unbürokratisch vertrieben, vergrämt und auch abgeschossen werden dürfen.“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ortete ebenfalls einen „Schritt in die richtige Richtung“: „Ich habe immer gesagt, der Schutz des Menschen muss vorgehen.“ Der Direktor des niederösterreichischen Bauernbundes, Paul Nemecek, sah einen „erfolgreichen Abschluss eines langen agrar- und gesellschaftspolitischen Kampfes“. Auch Landesjägermeister Josef Pröll begrüßte die geplante Schutzstatus-Senkung.

Vorarlberg

Auch in Vorarlberg wurde die Einigung begrüßt. „Damit wird der von uns eingeschlagene Weg der Regulierung in Vorarlberg bestätigt“, so LH Markus Wallner und Agar-Landesrat Christian Gantner (beide ÖVP). Jetzt liege es an der EU, den Prozess konsequent zu Ende zu führen, ein Anpacken der Frage sei „längst überfällig“ gewesen.

„Hausverstand triumphiert einmal mehr über Ideologie. Jeder, der glaubt, man könne ganze Alpen einzäunen, war wohl noch nie höher als im zehnten Stock eines Hochhauses“, freute sich Gantner in einer Aussendung. Das Land fordere Ähnliches wie für den Wolf seit Jahren auch schon für andere Tiere, die durch unkontrollierte Verbreitung Probleme darstellten, wie Kormoran, Biber und Fischotter.

„Die Sicherheit des Menschen, der Schutz des ökologischen Gleichgewichts sowie unserer Land- und Alpwirtschaft stehen dabei im Mittelpunkt.“ In Vorarlberg wurde im August im Bregenzerwaldgebirge ein Wolf geschossen, der mehrere Nutztiere gerissen hatte.

Oberösterreich

Die oberösterreichische Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) sah eine „langjährige Forderung Oberösterreichs“ erfüllt. Die EU erkenne Realitäten an – nämlich, dass der Wolf längst einen günstigen Erhaltungszustand erreicht und sein Bestand auch für die Zukunft abgesichert sei. Auch der oö. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger zeigte sich erleichtert, denn „ohne die Herabsenkung des Schutzstatus würden wir das Aussterben unserer traditionellen Almbauern und der Almweidehaltung riskieren“, ist er überzeugt.

„Mit der heutigen Abstimmung ist der Weg zu einer tatsächlichen Senkung des Schutzstatus von Wölfen frei. Jetzt muss rasch eine Abstimmung in der Berner Konvention und eine Änderung der entsprechenden EU-Gesetzgebung folgen. Es braucht eine zügige Umsetzung in Brüssel, damit wir für die nächste Alm- und Weidesaison gerüstet sind. Es geht nicht darum, eine Art auszurotten, aber es braucht Möglichkeiten der Entnahme, um unsere bäuerlichen Familienbetriebe und den ländlichen Raum vor der zunehmenden Verbreitung von Wölfen zu schützen“, sagte die steirische Agrar-Landesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP).

Burgenland

Burgenlands Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) hielt auf APA-Anfrage fest, dass der Wolf im Burgenland derzeit kein Thema sei. Die Tiere haben sich im östlichsten Bundesland bisher noch nicht angesiedelt, weil der Lebensraum für sie nicht ideal ist. Eisenkopf sprach sich dennoch für ein angemessenes Entschädigungssystem für Landwirte im Verlustfall aus, neben Herdenschutzmaßnahmen und Überwachungssystemen.

Eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten hat sich am Mittwoch für eine Herabsenkung des Schutzstatus von Wölfen ausgesprochen. Die EU-Kommission bestätigte die Herabsetzung bereits. Schon am Donnerstag beim EU-Wettbewerbsrat in Brüssel soll die Entscheidung formal von Ministern der 27 EU-Staaten abgesegnet werden. Die Abstimmung erfolgte im EU-Gremium der ständigen Vertreter (EU-Diplomaten).

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