Einen Tag nach dem Einsturz von zwei Decken in einem Gebäude in der Schärdinger Innenstadt, bei dem zwei Arbeiter getötet wurden, hat die Staatsanwaltschaft Ried Ermittlungen „wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung gegen Verantwortliche“ eingeleitet. Bei den Toten handle es sich um 23-jährige syrische Flüchtlinge, wie Staatsanwaltschaftssprecher Alois Ebner angab. Daher liege die Annahme nahe, dass sie nicht offiziell bei dem Bauunternehmen angestellt waren.
Erste Erhebungen ergaben zudem, dass besagtes Unternehmen – laut Ebner ein Ein-Mann-Betrieb – Sicherheitsvorschriften am Bau nicht eingehalten haben dürfte. Demnach sollen etwa die Decken nicht abgestützt worden sein. Eine Bauanzeige für die Sanierungsarbeiten durch den Hauseigentümer lag bei der Stadt nicht vor, teilte der Schärdinger Bürgermeister Günter Streicher (SPÖ) auf APA-Anfrage mit. Bereits kommende Woche werde damit begonnen, im Unfallhaus „alle gefährdeten Teile“ von oben mit einem Kran abzubauen. Dazu sei eine Spezialfirma beauftragt worden.
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Unter schwierigen Bedingungen hatte die Suche nach den Verschütteten Dienstagvormittag begonnen. Die Feuerwehr war um 9.22 Uhr alarmiert worden, dass es während der Sanierungsarbeiten in dem Gebäude in der dicht bebauten Altstadt zu einem Unfall gekommen war. Aus ungeklärter Ursache waren die Decken vom Erdgeschoss und ersten Stock eingestürzt. Ein Mann, wohl der Bauunternehmer selbst, konnte sich befreien, die beiden anderen Arbeiter wurden im Schutt begraben.
Spezialisten der Feuerwehr und Statiker stellten fest, dass ein Betreten des Gebäudes für die Einsatzkräfte zu gefährlich sei. Daher versuchte man, über das Nachbarhaus zu den beiden Männern zu gelangen. Dazu mussten sich die Einsatzkräfte durch eine massive Granitwand durchschremmen. Seit Dienstagabend war auch ein ferngesteuerter Baggerroboter im Einsatz. Das zu Hilfe gerufene Bundesheer suchte mit Schallortungsgeräten nach den Arbeitern. Um Mitternacht bzw. gegen 1.00 Uhr wurden die Männer entdeckt, für sie kam jede Hilfe zu spät.
Noch am Dienstag waren zwei am Unfallgebäude angebaute Häuser geräumt worden. Statiker hatten auch diese für nicht bewohnbar erklärt. Die dort lebenden bzw. arbeitenden Menschen bekamen – begleitet von Einsatzkräften der Feuerwehr – ein kurzes Zeitfenster, um die wichtigsten Utensilien aus dem Gebäude zu holen. Die Gemeinde und das Rote Kreuz halfen bei der Suche nach einer Unterkunft, schilderte Bezirksfeuerwehrkommandant Markus Furtner.
Derzeit können laut Auskunft des Bürgermeisters acht Personen, darunter eine Familie mit zwei Kindern, nicht in ihre Wohnungen zurück. Erst nach Ende der Arbeit durch die Spezialfirma sei dies wieder möglich. Ein Großteil der Bewohner sei privat untergekommen, für drei habe die Stadt bis zum Wochenende in einem Hotel Zimmer organisiert. Auch für die Buchhändlerin, die im Erdgeschoss des Unfallhauses ihren Laden hatte, werde nach einem leer stehenden Geschäftsareal gesucht.