35 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs: Erinnerung wird „verjüngt“

Als das Mühlviertel 1989 in die Mitte Europas rückte: Verein „DenkStein Eiserner Vorhang“ begeht Jubiläumsjahr 2024

Archivbild !

Am 11. Dezember 1989 rückte mit der Durchtrennung des Stacheldrahtes am Grenzübergang Wullowitz das Mühlviertel vom Rande Europas in dessen Mitte. Oberösterreich und Südböhmen sind seitdem wieder stärker zusammengewachsen.

Das zehn Jahre später in Guglwald, Gemeinde Vorderweißenbach, eröffnete „Mahnmal Eiserner Vorhang“ (heute: DenkStein) sollte die Erinnerung an das Leid hinter dem Stacheldraht weiterleben lassen.

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Doch allzu schnell verblassen die Erinnerungen, betont Historiker Roman Sandgruber. Die Jugend von heute kennt nur noch den grenzfreien Übergang zu den tschechischen Nachbar. Allerdings werden „inzwischen überall wieder Grenzwälle und Mauern aufgebaut — innerhalb und außerhalb Europas.“

Um so wichtiger scheint es, die Erinnerung auch bei den Jungen weiter lebendig zu halten. Daher verpasst sich der Verein „DenkStein Eiserner Vorhang“ (vormals Verein „Mahnmal“) unter der Führung von Obmann Bernhard Winkler für das Jubiläumsjahr 2024 eine „Verjüngungskur“.

Es gibt nicht nur den neuen Namen und ein neues Logo, der Verein geht auch mit einer neuen, von Studierenden der FH Hagenberg entwickelten Website an den Start.

Auseinandersetzung mit Frieden wichtiger denn je

In den Fokus rückt im kommenden Jahr auch der DenkStein. So etwa haben Studierende der Kunstuniversität Linz vor Ort an Ideen gearbeitet und sie zum Teil schon umgesetzt. Darunter der „Vorhang“ von Malina Mertlitsch, der (offen oder geschlossen) 2024 über das Denkmal gezogen werden wird.

Für den aus Helfenberg stammenden Vizekanzler a. D. Reinhold Mitterlehner könnte sowohl die Auseinandersetzung mit dem DenkStein als auch mit Frieden und Freiheit angesichts aktueller weltpolitischer Entwicklungen (Ukraine-, Gaza-Krieg) intensiver sein.

Auch im Zusammenleben jenseits und diesseits der Grenze sieht er noch Verbesserungsmöglichkeiten. Dieses entwickelte sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs schleppend, erinnert er sich: Stichworte Temelin-Angst, Benes-Dekrete oder trennende Sprache. Mitterlehner sieht daher durchaus wirtschaftliche und gesellschaftliche Ausbaumöglichkeiten.

Im „DenkJahr 2024“ hat der „Verein DenkStein“ daher auch zahlreiche (verbindende) Veranstaltungen geplant, etwa ein grenzüberschreitendes Schulprojekt, eine in OÖ und Südböhmen startende Sternwanderung und einen Weihnachts- und Friedenskommers.

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