Akkus des Personals in den Spitälern sind leer

Aktion soll Ungeimpfte wachrütteln

So wie hier im KH Braunau sind am Donnerstag an den oö. Spitälern viele Mitarbeiter vor die Tür getreten, um einen Impfappell an die Bevölkerung zur richten.

Auf die Corona-bedingt angespannte Situation in den oö. Spitälern – aktuell befinden sich 173 Covid-19-Patienten (+ 17) auf Normal- und 29 (- 2) auf Intensivstationen – haben am Donnerstag landesweit die Beschäftigten von 17 Krankenhäusern hingewiesen.

Ärzte, Pflegekräfte und Verwaltungspersonal wollten in den etwa 15-minütigen Menschenansammlungen (Flashmob) vor den jeweiligen Kliniken Ungeimpfte wachrütteln.

„Die Ärzte haben bereits zwei extrem harte Corona-Winter hinter sich, nun kursiert die Angst vor einer dritten Welle. Weil das Gesundheitspersonal sehr stark eingespannt war, muss endlich für die nötige Entlastung gesorgt werden. Daher bitten wir als Ärzteschaft die Menschen, sich impfen zu lassen“, betont Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser.

„Das Personal war quer durch alle Bereiche bereits vor der Pandemie am Limit. Mit der Impfung könnten die Menschen einen wertvollen Beitrag leisten, die Kollege zu entlasten“, bittet Alfred Mayr, OÖG-Zentralbetriebsrat, diesen Schritt zu setzen.

Viel Leid, das durch die Impfung vermeidbar wäre

„Unsere Mitarbeiter sehen seit eineinhalb Jahren sehr viel Leid, das durch die Impfung vermeidbar wäre. Das belastet und ärgert zugleich“, schildert Franz Hanoncourt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Gesundheitsholding (OÖG) die vorherrschende Gefühlswelt: „Jetzt ist es an der Zeit, dass sich auch die noch Ungeimpften für unser Klinikpersonal einsetzen, um auch ihnen wieder ein normales Leben zu ermöglichen.“

Und Peter Ausweger, Geschäftsführer der Ordensspitäler Koordinations GmbH. ergänzt: „Das Arbeiten in PSA-Schutzkleidung, mit Maske, Visier und höchsten Hygienevorschriften bringt Mediziner und Pflegekräfte an ihre Grenzen – auch psychisch. Jetzt bitten wir die Bevölkerung um Unterstützung.“

Covid-Experte Lungen-Primar Bernd Lamprecht vom Kepler Uniklinikum sagt im VOLKSBLATT-Gespräch: „Man merkt, dass bei vielen Mitarbeitern der Akku leer wird. Das ist verständlich, weil sie sich wieder eine Normalität wünschen und vor allem, dass sie sich vorrangig wieder mehr um andere Dinge als Covid-19 kümmern können.“

Im KUK werden aktuell sechs der 29 CoV-Intensiv-Patienten behandelt. „Wenn jetzt saisonal bedingt wieder alles in die Innenräume verlegt wird, ist davon auszugehen, dass wieder mehr und mehr Neuinfektionen sind“, sagt Lamprecht angesichts der noch viel zu niedrigen Impfquote von 58,5 Prozent. Nötig wären bei der hochansteckenden Delta-Variante 85 Prozent.

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„Letztlich können wir nur informieren und hoffen, dass sich die Menschen für die Corona-Impfung entscheiden, um sich und andere zu schützen.“ Verständnis für das Signal des Spitalspersonals kam von LH Thomas Stelzer, der den Mitarbeitern für ihren Einsatz dankt. Noch seien die Zahlen aber nicht so hoch wie im Vorjahr.

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