Assistenzsystem hilft beim Operieren der Knieprothese

Als drittes Spital in der EU und erstes in Österreich setzt das Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern auf die präzise Technologie

Die Digitalisierung macht auch vor der Orthopädie nicht Halt. Neben Augmented Reality in der Endoprothetik oder maßgeschneiderten Schulterprothesen, die seit 2019 im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern eingesetzt werden, gibt es dort seit Dezember 2023 ein neues digitales OP-Assistenzsystem.

„Velys“ hilft bei Knie-Operationen die Planung akkurat umzusetzen und die Prothese millimetergenau einzusetzen. Als erst drittes Spital in der EU und erstes in Österreich hat die Orthopädie unter Leitung von Primar Prof. Reinhold Ortmaier Ende des Vorjahres mit den ersten derartigen Operationen begonnen.

„Die Orthopädie wird zunehmend individualisierter, die Behandlung auf den jeweiligen Patienten maßgeschneidert. Wir haben 2019 erstmals eine maßgeschneiderte Individual-Schulterprothese implantiert und sind zahlenmäßig einer der Hauptanwender dieser Sonderanfertigungen. Auch die Augmented Reality hat in die Endoprothetik Einzug gefunden, wir sind das einzige Ausbildungszentrum der sogenannten Nextar Technologie für Schulterendoprothetik in Österreich und werden regelmäßig von Gastärzten aus dem Ausland besucht. Die Implantate werden sich in naher Zukunft wohl nicht fundamental ändern, aber in der Implantationstechnik und in der digitalen Instrumentierung wird es einen Schub nach vorne geben“, ist Ortmaier überzeugt.

Exakte Planung und Ausführung

Das OP-Assistenzsystem „Velys“, eine zirka 17 Kilogramm schwere, digitale Instrumentalisierungshilfe zur Implantatsetzung, hat eine Säge am Gerät montiert, daneben stehen eine Hochfrequenz-Kamera und ein Monitor. Das neue an der Technik: Das Implantat und die Position des Implantates können mittels Sensoren am Bein direkt während der OP geplant und am Monitor angezeigt werden.

Zudem wird die Weichteilspannung von Muskeln, Sehnen und Bändern rund um das Gelenk in die Planung miteinbezogen. Dadurch kann die optimale Position des Implantates für den jeweiligen Patienten individuell gewählt werden. Denn die Position bestimmt maßgeblich die Funktion und die Langlebigkeit des Gelenkes. Weiterer Vorteil: Da direkt während der OP geplant werden kann, entfallen vorausgehende bildgebende Verfahren wie CT oder MRT.

Das System plant und führt bis auf 0,5 Millimeter genau aus. „Damit hat „Velys“ dem menschlichen Auge und der Hand etwas voraus, so exakt kann der Mensch nicht arbeiten“, weiß Ortmaier: „Das System unterstützt, ersetzt aber nicht den Chirurgen. Man kann jederzeit eingreifen und auch ohne das System operieren.“

40 Operationen hat das Team der Orthopädie bisher mit dem „Velys“ durchgeführt. Zwar gibt es aufgrund der Neuartigkeit noch keine Langzeitstudien, Primar Ortmaier sieht aber mittel- bis langfristig einen großen Nutzen: „Wir wissen aus Erfahrung, dass eine möglichst ideale Platzierung des Implantats auch bessere Langzeitergebnisse mit sich bringt.“ Insgesamt werden am Ordensklinikum Linz 600 Knieprothesen pro Jahr eingesetzt.

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