Das frisch restaurierte Mariazeller-Fenster ist zurück im Dom

Zehn von 30 Gemäldefenstern aus dem Mariendom sind bereits restauriert - Das Programm läuft bis 2030

Der Einbau des frisch restaurierten Mariazeller-Fensters im Linzer Mariendom ist fast abgeschlossen.
Der Einbau des frisch restaurierten Mariazeller-Fensters im Linzer Mariendom ist fast abgeschlossen. © Mariendom Linz

Rechtzeitig vor den großen 100-Jahr-Feierlichkeiten des Mariendoms Ende April ist das zehnte bislang restaurierte Gemäldefenster aus der Schlierbacher Glaswerkstätte in das Linzer Wahrzeichen zurückgekehrt. Am Dienstag nach Ostern wurde mit dem Einbau des Mariazeller-Fensters, das aus rund 60 Platten besteht, begonnen, am Donnerstag (4. April) – spätestens jedoch am 8. April – sollte er laut Plan fertig sein.

Mit Hilfe der Initiative Pro Mariendom wurde das Restaurierungsprojekt, das 30 Gemäldefenster umfasst, im Jahr 2021 gestartet. 2030 soll es abgeschlossen sein. Die Kosten belaufen sich pro Gemäldefenster – je nach Größe und Schäden – auf 35.000 bis 50.000 Euro pro Stück.

Lesen Sie auch

Wahrer Schatz des Mariendoms

„Der wahre Schatz des Mariendoms in seiner neugotischen Schlichtheit sind die Gemäldefenster“, schwärmt Dombaumeister Michael Hager im Gespräch mit dem VOLKSBLATT. Insgesamt gibt es 150, die Anzahl der großen Gemäldefenster beläuft sich auf 67. „Sie alle wurden über einen Zeitraum von 45 Jahren von den Tiroler Glaswerkstätten gefertigt und das Erstaunliche daran ist, dass sie alle materialtechnisch und künstlerisch von einzigartiger Qualität sind“, so Hager: „Denn die Buntglasscheiben wurden mit der Technik der Schwarzlotmalerei so verfeinert, dass man neben biblischen auch Alltagsgeschichten mit Gesichtern von honorigen Persönlichkeiten aber auch Mäzenen der damaligen Zeit gut erkennen kann.“

Schäden durch Hagel, Vogelflug, Spannungsrisse oder auch kleine Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg wurden bei der genauen Inspektion der Fenster zu Beginn der geplanten Restaurierung in Augenschein genommen. 30 Fenster wurden schließlich ausgewählt, die ersten zehn wurden bereits nach strengen Kriterien in der Schlierbacher Glaswerkstätte restauriert.

Prozess mit wissenschaftlicher Dimension

Der gesamte Prozess wird wissenschaftlich begleitet, um ein Standard-Werk für die Restaurierung von neugotischen Fenstern in Händen zu haben, das künftig auch bei kleineren Kirchen zu Anwendung kommen soll.

Entsprechend aufwendig ist der Prozess pro Fenster. Etwa eine Woche dauert die Abnahme der zahlreichen 60 x 60 oder 80 x 80 Meter großen Platten, die ein Gemäldefenster umfasst, im Gegenzug wird eine farblose Schutzverglasung eingebaut, so dass das Gotteshaus immer geschlossen ist, erklärt der Dombaumeister. Danach kommen die Kisten mit dem wertvollen Kulturgut nach Schlierbach, wo jede Fensterplatte zunächst mit einen sogenannten entspannten Wasser – einem leichten Laugenwasser – gereinigt und jeder noch so winzige Schaden an den Gläsern oder den Bleiprofilen, die diese zusammenhalten, dokumentiert wird.

Ist diese Aufzeichnung fertig, kommen die Vertreter des Bundesdenkmalamts, der Akademie der Wissenschaften, des Mariendoms und Hauptrestauratorin Kyra Kleinschmidt zusammen und besprechen jeden Schritt, der im Zuge der Restauration zu tun und vor allem wie er zu tun ist.

Original soll möglichst zur Gänze erhalten bleiben

Steht die genaue Vorgangsweise fest, kann Hand angelegt werden. Zielsetzung ist das Original möglichst zur Gänze zu erhalten, daher werden viele Sprünge professionell geklebt oder die Bleiprofile gelötet. Nur wenn es unbedingt sein muss, kommt ein Stück neues, aber ebenso historisches, Ersatzglas zum Einsatz. Die Glaswerkstätte in Schlierbach verfügt über einen wahren Fundus an alten Gläsern in zig verschiedenen Farben, die von anderen historischen Gebäuden stammen. Wurde eine Scheibe ersetzt, wird dies für die Nachwelt genau kartografiert.

Als letzter Schritt kehrt das Gemäldefenster in neuem Glanz an seinen alten Platz im Dom zurück, die Schutzverglasung bleibt bestehen. Für das Mariazeller-Fenster ist die Reise, die es Mitte Jänner angetreten hat, nun zu Ende.

Von Michaela Ecklbauer

Das Mariazeller-Fenster

Im oberen Figurenbild des Mariazeller-Fensters treffen zwei Wallfahrergruppen vor der Basilika Mariazell aufeinander. Kaiser Karl und Kaiserin Zita vertreten das Kaiserhaus. Die anderen Wallfahrer tragen Züge der Sponsorenfamilie Leopold Steineder. Die Geistlichkeit wird durch die Porträts von drei Linzer Pfarrherrn – Stadtpfarrer Josef Kolda, Msgr. Johann Riegler und P. Felix Ruhsam – vertreten. Das untere Bild zeigt die Entstehung der Basilika. Die Bilder daneben die Wallfahrtsorte Sonntagberg und Maria Taferl. Die Maßwerkdarstellungen beziehen sich auf Sulamith aus dem Hohelied und können auch gleichnishaft auf Maria übertragen werden. „Wer ist, die da erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, prächtig wie Himmelsbilder? (Hld 6,10) – (Aus: Die Glasfenster im Maria-Empfängnis-Dom, Hg. Dombauverein)

Das könnte Sie auch interessieren