Ermittlungen im Fall Kellermayr gestalten sich schwierig

Ärztin wurde vor einem Jahr tot in ihrer Praxis aufgefunden — Die Medizinerin war für Corona-Leugner zum Hassobjekt geworden

Tausende nahmen am 1. August 2022 an der Gedenkveranstaltung für Lisa-Maria Kellermayr auf dem Wiener Stephansplatz teil.
Tausende nahmen am 1. August 2022 an der Gedenkveranstaltung für Lisa-Maria Kellermayr auf dem Wiener Stephansplatz teil. © APA/Georg Hochmuth

Heute vor einem Jahr wurde die Allgemeinmedizinerin Lisa-Maria Kellermayr tot in ihrer Praxis in Seewalchen (Bez. Vöcklabruck) aufgefunden. Hinterlassene Abschiedsbriefe ließen auf einen Suizid schließen, was darauf durch eine Obduktion bestätigt wurde.

Dem tragischen Fall waren turbulente Monate vorangegangen, während derer die Ärztin (36) wüsten Beschimpfungen auf Social Media und Morddrohungen ausgesetzt war. Nach einem Beitrag auf der Plattform Twitter, indem sie berichtete, dass Impfgegner das Klinikum Wels blockieren würden, wurde sie zum Hassobjekt für Corona-Leugner.

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Zeitweise wurde die Praxis von einem Security-Mitarbeiter bewacht. Schließlich sah sich Kellermayr aus finanziellen Gründen dazu gezwungen, ihre Praxis zu schließen.

Täter agieren im Schutz des Darknet

Rund um die Vorfälle stehen Vorwürfe wegen gefährlicher Drohung im Raum. Die Ausforschung möglicher Täter und die Beweisführung gestalten sich jedoch schwierig, da diese im Internet und dem Darknet weitgehend anonym agieren können.

So musste die Staatsanwalt Berlin zu Beginn dieses Jahres ihre Ermittlungen einstellen. Eine E-Mail-Adresse aus Berlin, von der aus Kellermayr bedroht worden war, konnte niemandem zugeordnet werden. Die Ermittlungen ergaben, das besagte E-Mail-Adresse im Darknet angelegt worden sein dürfte. „Insofern haben wir keine Anhaltspunkte dafür, ob derjenige, der auf den ersten Blick hinter der Adresse zu stehen scheint, tatsächlich der Urheber war, oder ob seine Personalien missbräuchlich verwendet wurden“, erklärt Oberstaatsanwalt Sebastian Büchner.

Ermittlungen in München und Wels

Anders ist die Situation bei der Generalstaatsanwaltschaft München. Gegen einen mittlerweile 61-Jährigen ist hier ein Verfahren anhängig. Der Mann wird verdächtigt, seit Mai 2022 Kellermayr Äußerungen zukommen haben zu lassen, die den Tatbestand der Bedrohung und der Nachstellung erfüllen könnten. Bei einer Hausdurchsuchung Anfang August wurden Datenträger sichergestellt, die derzeit noch ausgewertet werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Staatsanwaltschaft Wels führt gegen den 61-Jährigen aus Bayern ebenfalls ein Verfahren. Daneben wird noch gegen drei namentlich bekannte Männer ermittelt.

Spur führt nach Würzburg

Eine weitere Spur soll laut „Ö1 Morgenjournal“ von der Staatsanwaltschaft Würzburg aufgegriffen worden sein. Dort sind demnach Ermittlungen im Laufen, nachdem ein Rechtsanwalt massiv bedroht wurde. Der Tatverdächtige könnte auch der oberösterreichischen Ärztin Hass-Nachrichten geschickt haben.

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