Assista leistet seit Jahrzehnten Pionierarbeit und setzt neue Impulse im Bereich der Begleitung von Menschen mit Behinderung und Inklusion. Rund 350 Menschen mit körperlichen und/oder neurologisch bedingten Beeinträchtigungen werden an sechs Standorten in Oberösterreich betreut.
Auch bei den Feierlichkeiten geht man neue Wege. Der 50. Geburtstag findet zwar erst 2028 statt, die Feiern beginnen aber schon jetzt. Während des Countdowns entsteht über die nächsten vier Jahre eine einzigartige, interaktive Chronik. Zum Auftakt fand Anfang Oktober eine hochkarätige Podiumsdiskussion in Altenhof statt.
„Zeichen erkennen – Impulse setzen – Herausforderungen annehmen“ – so der Titel des Auftaktevents. Die Zukunft birgt vielfältige Herausforderungen zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderung. Mit Experten und Betroffenen am Podium fand eine spannende und kritische Bestandsaufnahme statt.
Selbstbestimmung und Barrierefreiheit
Die erste und große Herausforderung für Assista in den 1970er-Jahren war, Menschen mit Beeinträchtigung in ihrem Umfeld ein maximales Maß an Selbstbestimmung zu ermöglichen. Die Grundvoraussetzung war natürlich Barrierefreiheit, aber auch die technische Ausstattung im Dorf war damals beispielhaft. So wurden z.B. für jeden Bewohner eigene Garconnieren mit Vorraum, Bad/WC und Balkon angeboten und Automatik-Türen installiert, um die Eigenständigkeit zu gewährleisten – damals, als auch junge Menschen mit Beeinträchtigung in Alten- und Pflegeheimen untergebracht wurden, ein Meilenstein.
Selbstverständlich war und ist auch die Mitbestimmung von Bewohnern in sämtlichen Bereichen – beim Bau des Dorfes, bei der strategischen Unternehmensplanung in den 1990er-Jahren, beim Dorfbetrieb, durch aktive Bewohner-Vertretung und durch Peer-Berater. Eine davon ist Barbara Pamminger, der es durch die Begleitung von Assista gelungen ist, ihre Vision von einem selbstbestimmten Leben zu verwirklichen. „Ich habe immer zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute um mich gehabt, die mir dabei geholfen haben“, so die junge Frau, die nun in einer Wohnung in Grieskirchen lebt und hauptberuflich anderen Betroffenen Hilfestellung und wertvolle Ratschläge gibt.
„Mitbestimmung ist ein Menschenrecht, das zur Verbesserung der Lebenssituation aller beteiligten Gruppen beiträgt und daher seit Anfang des Dorfbetriebs fester und aktiver Bestandteil des Zusammenlebens bei Assista ist“, bestätigt Josef Hellmann, Vorstand des Trägervereins „Assista – Verein lebenswerteres Leben“ und selbst Betroffener.
Mit Mobiler Betreuung und Persönlicher Assistenz in einer Wohnung leben
Bald war klar, dass gerade junge Klienten mehr Radius wollten, und so wurde in den 1990er Jahren ein Wohnprojekt entwickelt, das beispielgebend für die oö. Wohnoffensive war: Eine kleine Wohngruppe mit angegliederten Einzelwohnungen, integriert in einer Wohnanlage eines gemeinnützigen Wohnbauträgers in Linz. Solche Angebote von Assista gibt es mittlerweile auch in Steyr, Vöcklabruck und Gallspach.
„Assista war und ist es immer wichtig, den Menschen im Mittelpunkt zu sehen, mit seinen Wünschen und Zielen“, so Assista-Geschäftsführer Markus Lasinger. „Aufbauend auf den Ressourcen jedes Einzelnen mit entsprechender Begleitung ist es so z.B. auch gelungen, dass aus einem Wohnbereich in Linz in den vergangenen Jahren mehr als zehn Personen in eine eigene Wohnung übersiedeln konnten und jetzt mit Mobiler Betreuung und/oder Persönlicher Assistenz ihr Leben organisieren.“
Federführend beim Ausbau Integrativer Beschäftigung
Eine gute Tagesstruktur mit Beschäftigung ist ein wichtiger Aspekt für alle Menschen. Bei Assista wurde das von Beginn an in eigenen Kreativ- und Produktiv-Werkstätten ermöglicht. Weiters war Assista federführend beim Ausbau von Integrativer Beschäftigung für Menschen mit Beeinträchtigung aktiv. Die aktuellen Bestrebungen der Sozialabteilung des Landes Oberösterreich, die Inklusion im Arbeitsbereich weiter voranzutreiben, sei es durch geschützte Arbeit bis hin zu Anstellungen am ersten Arbeitsmarkt, werden von Assista aktiv unterstützt.
Gutes Arbeitsklima
Auch als Arbeitgeber legt sich Assista die Latte hoch. Mitsprache hat einen hohen Stellenwert, was bei einer Befragung der Mitarbeiter auch bestätigt wurde. Begriffe wie wertschätzender Umgang und familiäre Strukturen werden ebenso geschätzt wie das positive Arbeitsklima und der Teamzusammenhalt. Außerdem betonen viele Mitarbeiter die Flexibilität, die Work-Life-Balance und die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Unternehmen.
„Wir haben einen bunten Mix an Arbeitnehmern, Zivildienern, Menschen, die ein freiwilliges soziales Jahr bei uns absolvieren und ehrenamtlichen Helfern. Mit flexiblen Dienstplänen versuchen wir, auf die Lebenssituation unserer Mitarbeiter einzugehen. Unser Bemühen um ein gutes Arbeitsklima und ein gutes Miteinander hört nicht bei den Türen von Assista auf“, betont der für das Personal zuständige Geschäftsführer Hermann Wiesinger.
Peer-Berater als Beruf anerkennen
Christine Steger, Österreichs erste Anlaufstelle, wenn es um die Rechte und Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung geht, zeigte sich bei der Diskussion tief beeindruckt davon, was Assista in den vergangenen Jahrzehnten für die Menschen mit Beeinträchtigung und deren gesellschaftliche Akzeptanz erreicht hat. Und: „Die Idee, dass Peer-Berater als Beruf anerkannt wird, nehme ich mit nach Wien und werde mich dafür einsetzen“ versprach Steger.
Klar wurde bei dem Austausch am Podium jedoch auch, dass es viel mehr an finanziellen Mitteln, persönlicher Unterstützung und Bewusstsein braucht, um Menschen mit Behinderung mehr Teilhabe an Gemeinschaft und Gesellschaft zu ermöglichen. Wie positiv und bereichernd das für alle Beteiligten sein kann, zeigen die vielen Praxisbeispiele.
Neben all diesen wesentlichen Verbesserungen für Menschen mit Beeinträchtigung hat Assista in den vergangenen Jahrzehnten vielfältige Benefits geschaffen: Die Kulturarbeit im Dorf wurde und wird mit Auftritten von Künstlern hochgehalten, es wird der Seelsorge breiter Raum gegeben und die Messe „Integra“ wurde erfunden. Natürlich werden auch verschiedenste Therapien im dorfeigenen Institut angeboten und die ARGE Sexualität und Behinderung beschäftigt sich mit diesem sensiblen Themenbereich.
Eine Chronik der anderen Art
Assista blickt mit einer interaktiven Chronik auf 50 spannende Jahre zurück, die bereits jetzt unter Miteinbindung von Bewohnern, Klienten, Mitarbeitern, Wegbegleitern und Management entsteht. Interviews, Videos und Berichte von Zeitzeugen werden ebenso digital abrufbar sein wie Medienberichte und Meilensteine des Unternehmens.
„Es soll ein lebendiger, abwechslungsreicher Blick auf Assista werden, der natürlich in vier Jahren in Buchform vorliegen wird und verlinkt ist mit Ton- und Videodokumenten“, so die beiden Assista-Geschäftsführer.