Der katholische Feiertag Fronleichnam, der am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert wird – heuer am 30. Mai – ist wie ein zweiter Gründonnerstag: Es wird gefeiert, dass Jesus beim letzten Abendmahl seine bleibende Gegenwart in Brot und Wein verheißen hat. Der Glaube an die Gegenwart Christi wird von den katholischen Christen auf die Straßen und in die Welt hinausgetragen.
Geschichte und Theologie des Festes
Das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, wie Fronleichnam seit 1970 offiziell heißt, wurde 1264 für die westliche Kirche vorgeschrieben, brauchte aber bis zu seiner Verbreitung in ganz Europa noch einige Jahrzehnte. Eine Prozession zu Fronleichnam ist erstmals in Köln 1274 bezeugt.
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Der Name kommt von „vron“, „fron“: Herr, heilig; und von „lichnam“: lebender Leib. Jesus Christus ist in Gestalt des während der Heiligen Messe gewandelten Brotes und Weines, der Eucharistie, gegenwärtig. Diese Glaubenserfahrung wird bei der Fronleichnamsprozession nochmals eindrücklich vor Augen geführt.
Mit Jesus Christus, der in der Gestalt des Brotes mitten unter den Gläubigen ist, sind wir gemeinsam in dieser Welt als pilgernde Kirche unterwegs. Die Hostien werden in künstlerisch wertvollen, häufig mit Blumen geschmückten Monstranzen bei den Prozessionen mitgetragen.
Vier Altäre entsprechen den vier Himmelsrichtungen
Das Fest und seine Form mit Prozession und Segnungen von vier im Freien aufgestellten Altären aus, die den vier Himmelsrichtungen entsprechen, hat seinen Ursprung im Bedürfnis der Menschen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, den „Himmel“ auf Erden „sichtbar“ zu machen. Heute finden im Fronleichnamsfest Tradition und Gegenwart in einer neuen Synthese zueinander. Mit der Verehrung der Eucharistie zu Fronleichnam bitten die Gläubigen um Kraft aus dem Glauben für ihren Alltag.
Erstkommunionskinder streuen Blütenblätter
Das Fest beginnt mit einem feierlichen Gottesdienst, anschließend wird mit der Monstranz, die oftmals unter einem „Himmel“ (Baldachin) getragen wird, eine Prozession mit vier Stationen gegangen. Die vier Altäre – ebenso wie der „Himmel“ meist auf besondere Weise geschmückt – sollen die vier Himmelsrichtungen symbolisieren, bei denen für die verschiedenen Anliegen der Menschen in Stadt und Land um den Segen Gottes gebetet wird. Der Weg ist dabei in vielen Fällen von eigens aufgestellten Birken gesäumt. Die Erstkommunionskinder gehen bei diesem Fest noch einmal mit ihren festlichen Kleidern mit und streuen Blütenblätter auf den Weg. Dadurch wird die Besonderheit dieser Prozession unterstrichen.
Festgottesdienst im Linzer Mariendom
Im Linzer Mariendom feiert um 9 Uhr Bischof Manfred Scheuer den Festgottesdienst mit der Gemeinde. Anschließend findet die Fronleichnamsprozession statt.
Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst vom Bläserquartett der Dommusik und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Orgel – unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Peterl.
Seeprozession in Traunkirchen bei Schönwetter
Jedes Jahr zieht die Fronleichnamsprozession, heuer am 30. Mai, die seit 1632 am Traunsee abgehalten wird, zahlreiche Gläubige nach Traunkirchen. Um 8.30 Uhr findet die Hl. Messe in der Pfarrkirche statt, um 9.30 Uhr startet die Seeprozession – aber nur bei Schönwetter. Bei unsicherer Wetterlage wird um etwa 7 Uhr entschieden, ob die Boote ausfahren. Nach der Messe zieht die Prozession unter den Klängen noch aus der Jesuitenzeit stammender Melodien auf die „Himmelsfuhre“. Unter Gesang und Gebet, von zahlreichen Booten begleitet, werden drei Segensstationen am See gefeiert. Die letzte Station ist am Ortsplatz vor dem Kriegerdenkmal.