Initiative will Potenzial in jungen Langzeitarbeitslosen wecken

FH-Professorin Daniela Wetzelhütter führt im Projekt „All in One“ die quantitativen Studien durch. © B. Plank - imBILDE.at

Sie sind zwischen 18 und 25 Jahre alt, befinden sich weder in Ausbildung oder Trainings noch haben sie einen Arbeitsplatz. Darüber hinaus haben die 15 Teilnehmer im Pilotprojekt „All in One“ (AiO) eines gemeinsam: Sie haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Problemlagen.

Das Projekt basiert auf individueller Betreuung, dafür ziehen gleich mehrere Institutionen an einem Strang. Sie wollen den jungen Menschen Orientierungshilfe und Kompetenzen mit auf den Weg geben, damit diese später im Arbeitsleben Fuß fassen können.

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Die Initiative geht vom Arbeitsmarktservice OÖ (AMS) aus, um sogenannten NEET-Jugendlichen (Not in Education, Employment or Training) ein für sie maßgeschneidertes Angebot zu bieten. Darum kümmert sich der Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB), der das Programm entwickelt hat.

Zweite oder dritte Chance ergreifen

Für die heterogene Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde in Räumlichkeiten in Linz eine Basis geschaffen, die nach dem One-Stop-Shop-Prinzip agiert: Eine Anlaufstelle, in der ein vierköpfiges FAB-Team auf die Bedürfnisse der jungen Leute eingeht und dabei Fäden zu einem beratenden oder therapeutischen Netzwerk im Hintergrund ziehen kann.

Die Teilnehmenden können ihre Stärken und Fähigkeiten aufspüren und sich selbst ausprobieren. Dazu stehen Workshops, kreative Arbeiten und das aktive Werken in einer Holzwerkstatt, in einer Küche oder in einer Nähwerkstatt auf dem Programm. Bis zu 37 Wochenstunden sind dafür vorgesehen.

Es handelt sich um ein niederschwelliges Angebot für vom AMS ausgewählte junge Menschen, die mindestens ein halbes Jahr auf Arbeitssuche sind.

„Projekte wie ‚All in One‘ braucht es, um eine zweite oder vielleicht sogar dritte Chance zu ergreifen. Wir dürfen nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die aufgrund ihres bisherigen Lebens viele große Herausforderungen gestellt bekommen haben und einen neuen Lebensweg nicht ohne Unterstützung schaffen können“, betont AMS-OÖ-Geschschäftsführerin Iris Schmidt.

Perspektive schaffen

Die meisten haben vergeblich versucht, sich auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Fehlende Qualifikationen, psychische oder physische Erkrankungen, instabile Familienverhältnisse oder erschwerte Bedingungen durch z. B. Migrationshintergrund können dafür Gründe sein.

Ziel des Projektes ist es, einer Orientierungslosigkeit entgegenzuwirken. Gemeinsam wird ausgelotet, wo deren Fähigkeiten und Talente liegen, wohin sie in ihrem Leben wollen und was sie auf dem Weg dorthin benötigen.

„In ‚All In One‘ nehmen wir uns für den Beziehungsaufbau genug Zeit. Sie stellt die wertvolle Basis für den Aufbau der notwendigen Stabilität dar, um den weiteren Weg in Richtung Ausbildung oder Beruf zu formen. Partizipation durch das Einbringen eigener Ideen und Projekte erfordert Eigeninitiative und baut zudem Selbstvertrauen auf“, berichtet Projektleiterin Sabine Braumandl.

Bis Juli 2025 sind die Geldmittel aus dem Sozialfonds der Europäischen Union (ESF+) gesichert, kofinanziert von der Arbeiterkammer OÖ und dem Land Oberösterreich in Kooperation mit dem AMS OÖ. Für die wissenschaftliche Aufbereitung läuft die Frist bis Dezember 2026.

Wissenschaftliche Begleitung durch Forscher-Team

„All in One“ wird wissenschaftlich von der Fachhochschule OÖ am Campus Linz begleitet. Das Team rund um FH-Professorin Daniela Wetzelhütter vom Department Soziale Arbeit verantwortet den quantitativen Part.

Wetzelhütter: „Anhand der quantitativen Analysen wird u.a. untersucht, inwieweit eine Stabilisierung der Lebenssituation erfolgt ist, Kompetenzen aufgebaut bzw. vertieft wurden, die Selbstwirksamkeit gefördert und schließlich die Integration am Arbeitsmarkt gelungen ist bzw. erfolgreich unterstützt wurde.“

Sozialwissenschafter Johann Bacher von der Johannes Kepler Universität Linz wird sich unter anderem mit seiner Social Return on-Investment-Studie (SROI-Studie) einbringen, die den gesellschaftlichen Mehrwert des Projektes analysiert.

Bei der SROI-Betrachtung kann festgestellt werden, welchen Mehrwert eine Investition der öffentlichen Hand von einem Euro für die jungen Menschen selbst, die öffentliche Hand, die Wirtschaft und die Gesellschaft erbringt.

„Dabei wird versucht, den Nutzen eines Projekts nicht nur ökonomisch, sondern ganzheitlich zu betrachten, also auch die positiven Wirkungen auf die Gesundheit und das soziale Zusammenleben miteinzubeziehen“, sagt Bacher.

Den qualitativen Part übernimmt Alice Gröbner vom Institut für Gesundheitsförderung und Prävention. Im Zuge dessen werden mehrmals im Projektverlauf Interviews mit den Teilnehmenden, deren Betreuenden und den Projektleitungen geführt.

Gröbner: „Im direkten Gespräch werden die Erwartungen der unterschiedlichen Gruppen an das Projekt, im Projektverlauf gewonnene Erfahrungen sowie mögliche Stärken oder Schwächen dieses innovativen Ansatzes erhoben.“

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