„Cyberkriminalität kann jeden treffen“, sagte Innenminister Gerhard Karner am Dienstag beim „Sicherheitspolitischen Abend“, zu dem das „Kompetenzzentrum Sicheres Österreich“ (KSÖ) in die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich geladen hatte.
Vor rund 300 Gästen gab Karner einen Überblick über aktuelle Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Sicherheit und betonte dabei: „Österreich ist nicht nur eines der schönsten, sondern auch eines der sichersten Länder der Welt.“ Das bestätige der aktuelle Global Peace Index, in dem Österreich von Platz 5 auf den 3. Platz vorrücken konnte.
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„Überfälle finden mehrheitlich digital statt“
Nichtsdestotrotz gebe es im Wesentlichen drei herausfordernde Bereiche, die Gesellschaft, Polizei und Politik laut Karner gemeinsam bewältigen müssten:
- Extremismus und Terrorismus: In Österreich gelte aktuell die zweithöchste Terrorwarnstufe. Karner betonte, dass die Radikalisierung inzwischen mehrheitlich über soziale Netzwerke erfolge: „Das ist eine Herausforderung für die Polizei, aber die Bekämpfung wirkt.“
- Schlepperei und illegale Migration: „Es ist uns vielfach gelungen, die illegale Migration zurückzudrängen“, so Karner: Während in den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 im Burgenland noch 2.300 illegale Grenzübertritte verzeichnet wurden, seien es 2024 im gleichen Zeitraum nur noch 280 gewesen. Er wolle das Thema der illegalen Migration europaweit vorantreiben. „Das System muss hart und gerecht sein – nur dann können wir jenen helfen, die wirklich unsere Unterstützung brauchen.“
- Cyberkriminalität und -sicherheit: „Überfälle finden mehrheitlich digital statt“, unterstrich der Innenminister in seiner Rede und verwies auf fünf wesentliche Bedrohungen im Bereich Cyberkriminalität: Betrug über Phishing als häufigstes Delikt im Internet, Hass im Netz bzw. Cybermobbing, Deepfake und Deep News, die Netzsicherheit sowie soziale Medien als neue Kommunikationsmittel zwischen Kriminellen.
Moderne Ermittlungsmethoden notwendig
Die modernen Formen der Kriminalität erfordern laut Karner neue Ermittlungsmethoden in der Polizeiarbeit: Er erneuerte seine Forderung nach zusätzlichen Überwachungsmöglichkeiten für die Exekutive, etwa, um in schweren Fällen auch in sozialen Medien und Messenger-Diensten gegen Kriminelle vorgehen zu können.
Erstes Cyber-Trainingscenter in Oberösterreich eröffnet
Damit die Polizei für die neuen Herausforderungen gerüstet ist und schlagkräftig agieren kann, wurde in Oberösterreich kürzlich der Betrieb eines Cyber-Trainingscenters für Beamtinnen und Beamte aufgenommen – das erste dieser Art in Österreich.
Laut Andreas Pilsl, Landespolizeidirektor für Oberösterreich, sei dies ein wichtiger Schritt, um Kräfte zu bündeln, effizienter zu arbeiten und das Know-how in allen Regionen zur Verfügung zu stellen.
„Die Digitalisierung ist die größte Herausforderung für die Polizei insgesamt“, so Pilsl. Er zeigte sich überzeugt, dass ein Großteil der Cybercrime-Delikte vermeidbar sei, und gab den Gästen im RaiffeisenForum drei Tipps: Sicherheitsmeldungen und Updates ernst nehmen, Multi-Faktor-Authentifizierungssysteme nutzen sowie Zugriffsrechte von Nutzern kontrollieren.
Aktuell liege die Aufklärungsquote im Bereich der Internetkriminalität mit 25 bis 30 Prozent deutlich unter dem Durchschnittswert in der Kriminalstatistik (oberösterreichweit: 60 Prozent, österreichweit: 50 Prozent).
Permanente Weiterentwicklung als Schlüssel gegen Cybercrime
Auch in der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich wird ein besonderer Fokus auf den Bereich Cyber Security gelegt. Einerseits müsse man die eigenen Systeme permanent an neue Bedrohungen aus dem Netz anpassen und weiterentwickeln, anderseits zähle auch die Aufklärung und Kommunikation mit den Kunden zu den wesentlichen Aufgaben.
RLB-OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller: „Wir informieren unsere Kundinnen und Kunden regelmäßig über aktuelle Betrugsmaschen und warnen sie intensiv davor, unüberlegt Links anzuklicken oder ihre Kontodaten und PINs preiszugeben. Darüber hinaus bieten wir auch Veranstaltungsformate und Workshops an, um gerade ältere Kundinnen und Kunden für das Thema zu sensibilisieren.“
Neben der Sicherung der Einlagen sowie Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung steht in der RLB OÖ auch die physische Sicherheit im Fokus. „Die Banken haben in den letzten Jahrzehnten wirklich viel in bauliche Sicherheitsmaßnahmen investiert, damit nicht nur Banküberfälle, sondern auch Bankomatsprengungen erschwert werden“, sagte Schaller.
„Kompetenzzentrum Sicheres Österreich“ will sensibilisieren
Das „Kompetenzzentrum Sicheres Österreich“ setzt mit dem Ziel der Herstellung und Erhaltung der öffentlichen Sicherheit auf die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik, indem gemeinsam aktuelle Sicherheitsthemen aufgegriffen und Lösungsansätze entwickelt werden.
„Unser vorrangiges Ziel ist es, für Sicherheitsthemen zu sensibilisieren, den Austausch und die Vernetzung zu fördern und damit einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen“, unterstrich Bernhard Marckhgott, KSÖ-Vorsitzender der Landesgruppe OÖ.