Knapp 3,6 Millionen für „Frühe Hilfen“ in Oberösterreich

Flächendeckendes Unterstützungsangebot für Familien von der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr

Knapp 3,6 Millionen Euro stehen in Oberösterreich für die „Frühen Hilfen“, die seit Jahresbeginn flächendeckend angeboten werden, zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Konzept zur Gesundheitsförderung und gezielten Frühintervention in Schwangerschaft und früher Kindheit bis zum dritten Lebensjahr.

Sieben regionale Netzwerke unterstützen Familien direkt oder leiten sie an bestehende Angebote weiter. Das Land Oberösterreich und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) sind gemeinsam für die Koordination in Oberösterreich verantwortlich.

Aufseiten des Landes liegt die Zuständigkeit in der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe, während die Koordination in der ÖGK im Fachbereich Gesundheitsförderung, Prävention und Public Health angesiedelt ist.

Entwicklungsstörungen haben ihren Ursprung in den ersten Lebensjahren

Die Erlebnisse eines Babys oder Kleinkinds haben langfristige Auswirkungen auf sein weiteres Leben. Entwicklungsstörungen sowie psychosoziale und gesundheitliche Probleme im Erwachsenenalter haben ihren Ursprung oft in den ersten Lebensjahren.

Genau hier greift die Idee der „Frühen Hilfen“: Dieses Konzept zielt darauf ab, die Familien in herausfordernden Situationen gezielt zu unterstützen. Jede Maßnahme wird individuell auf die Bedürfnisse der Eltern und Kinder abgestimmt.

Die Begleitung erfolgt im häuslichen Umfeld, wo gezielt auf die spezifischen Bedürfnisse eingegangen werden kann. Professionelle Helferinnen und Helfer arbeiten über Berufs- und Institutionsgrenzen hinweg, wobei sie vorhandene Angebote und Strukturen im Sinne einer Lotsenfunktion nutzen.

Es geht um folgende Lebenssituationen

  • Wenn Unsicherheiten im Umgang mit dem Kind oder Überforderung sichtbar sind,
  • wenn es schwierig ist, die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen,
  • bei psychosozialen Belastungen,
  • wenn Kinder mit Entwicklungsrisiken oder akuten bzw. chronischen Erkrankungen Teil der Familie sind,
  • bei sehr früher oder später Elternschaft,
  • im Falle von Beziehungskonflikten oder
  • bei Schwierigkeiten mit der Eltern-Kind-Beziehung.

Anrecht auf gesunden Start ins Leben

„Jedes Kind verdient einen gesunden Start ins Leben. Durch gezielte Unterstützung von Anfang an ermöglichen wir unseren Jüngsten eine gesunde Entwicklung und entlasten gleichzeitig die Eltern. Wir schaffen damit ein starkes Fundament für die Zukunft unserer Kleinsten“, sagt Gesundheitslandesrätin LH-Stv. Christine Haberlander.

„Wer früh hilft, hilft doppelt: Jeder Euro, den wir in die Prävention investieren, rechnet sich vielfach und wirkt nachhaltig. Mit der flächendeckenden Ausrollung der ‚Frühen Hilfen‘ setzen wir einen weiteren wichtigen Schritt, um Oberösterreich zum Vorzeigebundesland für Kinderschutz zu machen“, betont Kinderschutz-Landesrat Michael Lindner.

Für Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer stellt „die professionelle Begleitung durch die Netzwerke der ‚Frühen Hilfen‘ sicher, dass auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien die gleichen Startchancen haben“.

„Damit unterstützen wir werdende Eltern in dieser herausfordernden Zeit von Anfang an und begleiten Familien vor allem in belastenden Situationen rasch und niederschwellig. Durch frühzeitige präventive Angebote und aktive Hilfestellungen können wir gezielt die Unterstützung anbieten, die benötigt wird und sicherstellen, dass Kinder und Eltern gut beraten und betreut sind“, ergänzt Albert Maringer, Vorsitzender ÖGK-Landesstellenausschuss in Oberösterreich.

„Die laufende Erweiterung der Beratungen und der Ausbau des Projekts in ganz Österreich bestätigen den Erfolg und die Wichtigkeit dieses Angebots in unserer Gesellschaft“, sagt Gerald Holzinger, Direktor der Pensionsversicherung in Oberösterreich.

459 Familien nahmen 2013 Unterstützung in Anspruch

2023 haben in Oberösterreich 459 Familien Kontakt mit den „Frühen Hilfen“ aufgenommen. Das ist gegenüber 2022 eine Steigerung von etwa 55 Prozent. 80 Familien nahmen eine kurzfristige Unterstützung in Anspruch, 471 Familien erhielten eine längerfristige Begleitung, 136 davon wurden bereits in der Schwangerschaft begleitet.

Die Gründe sind vielfältig, die Dauer der Begleitung richtet sich nach dem Bedarf der Familie.

Begleitgründe nach Häufigkeit

  1. Unterstützung bei administrativen und rechtlichen Dingen,
  2. Familienbegleitung wurde von anderen empfohlen,
  3. Generelle Überforderung und Ängste,
  4. Kein soziales Netz oder sonstige Unterstützung,
  5. Unsicherheit im Umgang mit dem Kind,
  6. Unterstützung im Alltag (z.B. mit Haushalt, Kinderbetreuung),
  7. Unterstützung in der Schwangerschaft,
  8. Probleme in Partnerschaft / mit Familie,
  9. Psychische Problematik in der Familie,
  10. Finanzielle Notlage und
  11. Kind braucht viel Zuwendung.
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