Luisas Behinderung brachte die Familie ins Wanken

Der dreistündige Einsatz der Caritas-Familienhelferin pro Woche ist eine enorme Entlastung

Caritas-Familienhelfer kümmert sich rührend um die kleine Luisa (7), die nicht sprechen kann und Sondennahrung benötigt.
Caritas-Familienhelfer kümmert sich rührend um die kleine Luisa (7), die nicht sprechen kann und Sondennahrung benötigt. © Caritas

Als das dritte Kind von Familie Wolfsgruber aus Ebensee mit einer Beeinträchtigung auf die Welt kommt, bringt die herausfordernde Situation das Familiengefüge ins Wanken. Mit Hilfe der Mobilen Familiendienste der Caritas gelang es, das Ruder herumzureißen. Seit knapp zwei Jahren verschafft Caritas-Familienhelferin Brigitte Andrä aus Gmunden den Eltern regelmäßig eine Atempause.

Als Katrin Wolfsgruber einige Zeit nach der Geburt die Entwicklung ihres dritten Kindes Luisa Sorgen machte, bekam sie keine befriedigende Antwort von den Ärzten. Im vierten Lebensjahr traten erste epileptische Anfälle auf. Heute ist Luisa sieben Jahre alt und nach wie vor ohne Diagnose. Offiziell hat das Mädchen einen Entwicklungsrückstand. Luisa kann nicht sprechen, nicht auf die Toilette gehen. Sie bekommt Sondennahrung, weil sie zu wenig isst.

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Älteren Kinder gerieten ins Hintertreffen

„Es drehte sich immer alles um Luisa“, erzählt Wolfsgruber. Irgendwann fühlte sie sich selbst komplett leer. Die zwei älteren Kinder gerieten ins Hintertreffen. Die Familie stand an der Kippe. Die Eltern gingen zur psychologischen Beratung und wandten sich an die Familienhilfe der Caritas. Seitdem kommt Brigitte Andrä oder eine Kollegin einmal wöchentlich zu ihnen nach Hause. Drei Stunden lang entlasten die Caritas-Mitarbeiterinnen die Mama, wo es geht – bei der Kinderbetreuung und im Haushalt.

Diese drei Stunden bedeuten für Familie Wolfsgruber die Welt. „Wenn die Familienhilfe da ist, weiß ich, dass es passt“, sagt die Mutter. Sie weiß, dass Luisa und ihre Geschwister in besten Händen sind. Andrä ist für alle Eventualitäten geschult, etwa wie sie bei einem epileptischen Anfall agieren muss. Die dreijährige Ausbildung hat sie gut vorbereitet. Und nach vielen Jahren im Beruf hat sie auch die Routine und Souveränität, um mit allen schwierigen Situationen, die in Familien vorkommen, umgehen zu können: Schreibabys, Streitereien, Überforderung – in allen Fällen tut sie ihr Bestes, um für die Familie da zu sein, zu stabilisieren und zu unterstützen.

Sondennahrung muss jeden Monat neu bewilligt werden

Während sich die Caritas-Familienhelferin um die drei Kinder kümmert, kann die Mutter notwendige Behördengänge oder Besorgungen tätigen. Zum Beispiel muss sie die Sondennahrung für Luisa monatlich vom Chefarzt neu bewilligen lassen. Auch die Pflegestufe – aktuell hat Luisa Pflegestufe 6 – muss jährlich neu beantragt werden, inklusive Besuch eines Gutachters. Ein Hürdenlauf, den Katrin Wolfsgruber als Schikane empfindet.

Ihr fehlen auch regionale Entlastungsangebote für Familien mit beeinträchtigten Kindern: „Man versucht ohnehin lang, es selbst zu schaffen. Aber es kommt der Punkt, wo es nicht mehr geht. Und wenn man dann Hilfe braucht, gibt es diese nicht.“ Zwei Jahre mussten sie auf die Frühförderung für Luisa warten. Ein Jahr auf den Kindergartenplatz, weil es keine Kapazitäten in Ebensee gab.

Familienhilfe ist unsere einzige Stütze

„Die Caritas-Familienhilfe ist unsere einzige Stütze und gibt mir den Zeitpolster, der uns allen unheimlich hilft“, betont die Mutter: „So kann ich versuchen, für meine 15-jährige Hanna und meinen 10- jährigen Julian eine Art von Normalität aufrecht zu erhalten.“

Aber eigentlich würde Katrin Wolfsgruber mehr Unterstützung brauchen – wie viele Familien, die von der Familienhilfe begleitet werden. „Früher hatten wir mehr Entlastungseinsätze kurz nach der Geburt. Nach ein paar Wochen war der Einsatz abgeschlossen“, erinnert sich Brigitta Andrä.

Heute begleitet sie Familien länger, und auch die schwierigen Einsätze werden mehr – psychische Probleme haben zugenommen. Während die Familienhelferin früher häufig sechs Stunden pro Tag bei einer Familie war, sind es mittlerweile hauptsächlich dreistündige Einsätze. „Die Einsätze werden kürzer, weil sich die Familien nicht mehr Stunden leisten können, obwohl die Tarife, die vom Land OÖ vorgegeben sind, sozial gestaffelt sind, spüren wir hier auch, dass die Familien finanziell kämpfen“, so Andrä.

Infos unter www.mobiledienste.or.at

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