Welche langfristigen Auswirkungen eine Corona-Infektion haben kann, erzählt Lena (14), die, wenn es ihr Gesundheitszustand zulässt, eine HLW in Salzburg besucht. An manchen Tagen waren drei, vier Stunden möglich, den meisten Stoff hat sie aber zu Hause gelernt. Sie kann das Schuljahr daher positiv abschließen.
Die Ferien möchte Lena mit Familie und Freunden genießen, und wenn es ihr möglich ist, ein paar Tage am Meer verbringen. Aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung war sie bereits fünf Mal im „kokon“, der Reha für junge Menschen in Rohrbach-Berg.
„Ich musste mein Leben völlig neu konstruieren, Hobbys und Freundeskreis haben sich geändert, aber auch meine Sicht aufs Leben“, schildert die Jugendliche dem VOLKSBLATT: „Ich schätze heute kleine Dinge mehr und rege mich nicht mehr so auf, über Dinge, die es gar nicht wert sind.“
Im November 2021 war Lena zum ersten Mal an Covid-19 erkrankt. Als erstes Symptom stellte sich Übelkeit ein, die immer schlimmer wurde, letztlich lag die damals Zwölfjährige drei Monate lang nur im Bett. Über den Sommer wurde ihr Gesundheitszustand besser und Lena hatte fast ihr altes Leben wieder zurück.
Es war wieder möglich ihren Hobbys Backen und Sport nachzugehen sowie Freunde zu treffen. Doch dann erwischte sie ziemlich genau ein Jahr später wieder das Coronavirus und die Übelkeit nahm kein Ende. Mittlerweile muss die 14-Jährige aufgrund einer Magenentleerungsstörung mit einer Sonde über den Dünndarm ernährt werden. Zwei Mal hat die zierliche Schülerin schon zehn Kilo verloren.
Schon nach dem Aufwachen wieder völlig „kaputt“
Derzeit benötigt Lena einen Rollstuhl, weil sie ihre Beine nicht bewegen kann. „Jeder Tag ist sehr anstrengend, mein Schlaf nicht erholsam, sodass ich mich schon in der Früh völlig kaputt fühle“, erzählt Lena: „Ich muss mir meine Kraft einteilen, um einige Aktivitäten machen zu können, ohne, dass es gleich wieder zu einem Crash kommt – das heißt zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands infolge einer leichten Anstrengung. Denn während eines Crashes liege ich nur im Bett, manchmal schaffe ich es dabei nicht einmal, mich im Bett umzudrehen.“
Die Jugendliche ist in einer derartigen Situation nicht symptomlos, fühlt sich krank und spricht schon von einem guten Tag, wenn sie physisch in der Lage ist, einige Zeit im Sitzen zu verbringen.
Der Glaube hilft der 14-Jährigen durchzuhalten
Familie und Freunde motivieren sie jeden Tag, weiterzumachen und behutsam ihre Ziele zu verfolgen. „Ich bin sehr gläubig und denke mir, dass Gott einen Plan für mich hat, alles seinen Grund hat und ich irgendwann weiß, wofür die Situation gut war“, sagt die tapfere 14-Jährige.
Lena war bereits fünf Mal im „kokon“ auf Reha und hat nach dem zweiten Aufenthalt eine deutliche Verbesserung erzielt, bei den anderen Malen ist ihr körperlicher Zustand halbwegs gleichgeblieben. Während der Reha hat sie gelernt, wie sie mit ihrer Erkrankung am besten umgeht. Jetzt kann sie ihren Körper besser einschätzen, sprich, dass sie ihm nicht zu viel zumutet.
Gelernt, jeden Tag wertzuschätzen
„Ich fühle mich dort sehr wohl, kenne schon das ganze Team gut und kann mich beim Reha-Aufenthalt komplett auf meinen Körper konzentrieren. Generell habe ich aber auch gelernt, wie wichtig die Gesundheit ist und, dass man jeden einzelnen Tag wertschätzen soll. Außerdem lernt man, Jugendliche kennen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und mit denen ich mich austauschen kann“, betont Lena.
Ihr großer Wunsch ist, dass sie ihre Beine wieder besser bewegen und längere Strecken ohne Rollstuhl zurücklegen kann. Und dass sich das Chronische Fatique-Syndrom bessert, damit wieder mehr Alltagsaktivitäten möglich sind.
Von Michaela Ecklbauer