Neue Lebensqualität durch Nierentransplantation

Am Ordensklinikum Linz Elisabethinen wurden seit 50 Jahren rund 2000 lebensrettende Eingriffe gemacht

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Vor kurzem, am 21. April, feierte Rudolf Brettbacher (64), einen speziellen Geburtstag. Denn vor 24 Jahren, am Karfreitag, dem 21. April 2000, bekam der Mühlviertler eine Niere und eine Bauchspeicheldrüse transplantiert. „Die Transplantation als Ersatztherapie war ein Segen für mich. Seither bin ich gesünder und konnte bis Ende März dieses Jahres in Vollzeit meinem Beruf nachgehen“, schilderte Brettbacher am Dienstag anlässlich 50 Jahre Nierentransplantation am Ordensklinikum Linz (OKL) Elisabethinen. Er hatte seit seinem 7. Lebensjahr mit Diabetes Typ 1 zu kämpfen, ab 1990 zeigten sich bei ihm erste Einschränkungen. Etwa eine Woche, bevor Brettbacher zur Dialyse antreten hätte müssen, bekam er die lebensrettenden Organe in Innsbruck implantiert.

Mental auf die OP vorbereitet hatte ihn ein Freund, der fünf Jahre zuvor eine Nierenspende erhalten hatte. Weil Betroffene eine Vielzahl an Fragen haben und es wichtig ist, in der Bevölkerung zu transportieren, dass eine Organspende das Leben von Erkrankten nachhaltig verbessert, engagiert sich der 64-Jährige seit vielen Jahren als Obmann des Vereins „Niere Oberösterreich“.

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Erste in Linz transplantierte Niere funktionierte 18 Jahre

1954 erfolgte die erste Nierentransplantation bei einem Menschen in Boston (USA), der lange Zeit damit lebte. Am 16. Mai 1974 setzten Mediziner bei den Elisabethinen in Linz die erste Spenderniere ein, die 18 Jahre funktionierte. Mittlerweile wurden in Linz rund 2000 Nieren transplantiert. „Das Transplantationszentrum ist neben Wien, Graz und Innsbruck eines von vier in Österreich“, so Michael Girschikofsky, Ärztlicher Direktor des OKL: „Und bei den Lebendspenden führend.“

700 Organe werden pro Jahr in Österreich verpflanzt

Österreichweit werden pro Jahr rund 700 Organe verpflanzt, davon 400 Nieren. Am OKL sind es rund 60, davon ein Viertel Lebendspenden, diese stammen von Verwandten, Partnern und Freunden der Erkrankten. „Allerdings würde von vier Personen, die sich dazu bereit erklären letztlich aus medizinischen Gründen nur einer tatsächlich in Frage kommen“, erläuterte Nephrologie-Primar Priv.-Doz. Daniel Cejka: „Von den rund 200 Personen, die derzeit in Oberösterreich auf eine neue Niere warten – die Wartezeit beträgt drei bis vier Jahre – wären etwa 140 Patienten so fit, dass sie sofort transplantiert werden könnten.“

Da sich etwa bei einem 50-jährigen Dialyse-Patienten die Lebenserwartung auf acht, neun Jahre reduziert, verschlechtere sich bei einigen Patienten der Gesundheitszustand während der Wartezeit aber derart, dass sie eine Transplantation nicht überleben würden.

Zeitfenster für eine Nierentransplantation beträgt 20 Stunden

Das Team um Transplant-Koordinatorin Tamara Holzinger-Hammer ist rund um die Uhr in Bereitschaft, für den Fall, dass in einem oö. Spital ein Spenderorgan zur Verfügung steht, das über Eurotransplant mit Sitz in Leiden (Niederlande) vermittelt wird bzw. eines für einen Patienten in Linz eingemeldet wird.

Denn das Zeitfenster von der Entnahme bis zur Transplantation beträgt nur 20 Stunden. „Jeder, der in diesem Bereich arbeitet, macht das, im Wissen, dass unsere Arbeit für manche den Weg in ein besseres Leben ebnet oder überhaupt das Überleben erst ermöglicht“, sagte Holzinger-Hammer.

„Rund zwei bis zweieinhalb Stunden dauert die komplexe Transplantation, die eine hohe Erfolgsrate hat, weil im Vorfeld sämtliche medizinische Parameter abgecheckt werden. Das neue Organ wird in der Beckenschaufel an die Blutgefäße angenäht. Entscheidend ist dabei, dass die Naht präzise ist“, erklärte Chirurgie-Primar Prof. Matthias Biebl. Daher mache ein minimal-invasiver Eingriff beim Erkrankten, der das Spenderorgan erhält, derzeit noch keinen Sinn. Sehr wohl wird die minimal-invasive Nierenentnahme seit 2016 am OKL praktiziert.

Eine wichtige Rolle in der Patientenbetreuung rund um die Transplantation kommt auch der Pflege zu, die die Abläufe im Zuge eines Projekts 2017 optimiert und eine Patientenbroschüre entwickelt hat, schilderte Stationsleiterin DGKP Christa Pfleger.

Von Michaela Ecklbauer

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