Oberösterreich im Kampf gegen Cybercrime Vorreiter

Dennoch steigender Internetbetrug im Land ob der Enns - Kriminalstatistik weist über alle Delikte ein Plus von 7,6 Prozent auf

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Nach einer Corona-bedingt geringeren Zahl von Anzeigen in den Jahren 2020 (59.832) und 2021 (55.665) in Oberösterreich weist die Landeskriminalstatistik für 2023 mit 68.571 Anzeigen deutlich mehr Fälle als 2022 (63.753) auf.

Das entspricht einem Plus von 7,6 Prozent und liegt leicht unter dem Österreich-Schnitt. Mit 59,4 Prozent Aufklärungsquote, sei dies die höchste unter den großen Bundesländern, so Landespolizeidirektor Andreas Pilsl am Montag bei der Präsentation des Zahlenwerks.

Weniger gehackte Computer, aber mehr Internetbetrug

Auffallend war zudem, dass der Bereich Cybercrime im engeren Sinn – Hacken von Computern – mit 2094 Anzeigen ein Minus von 26,8 Prozent (2022: 2.859) aufwies. Pilsl und der Leiter des Landeskriminalamts, Gottfried Mitterlehner, führen dies auf die intensive Beschäftigung mit diesem Bereich in den vergangenen zwei Jahren zurück.

Denn Oberösterreich nehme bei der Bekämpfung von Internetkriminalität durch das Projekt der Cybercrime-Ermittlungen eine Vorreiterrolle in Österreich ein. „In Linz laufen alle Fäden zusammen, dadurch hat man rasch einen Überblick und kann den Teams vor Ort geeignete Ermittlungsempfehlungen geben“, so Mitterlehner.

Relativ stabil blieb die Internetkriminalität an sich mit einem geringen Zuwachs von 0,7 Prozent bei 8.571 Anzeigen. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal von Oberösterreich“, erklärte Mitterlehner. Allerdings gab es beim Internetbetrug mit 4.941 um 21,6 Prozent mehr Fälle als im Jahr davor. „Das heißt, die Betriebe sind beim Schutz ihrer Computersysteme viel weiter als die Bevölkerung“, sagt Pilsl. Diese seien auch zu gewissen Maßnahmen verpflichtet, im privaten Bereich brauche es noch viel Aufklärung. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich liegt bei 28,5 Prozent.

Im Juni werde das Cybercrime-Trainingscenter in Linz seinen Betrieb aufnehmen, diese Maßnahmen müssten „auch in den entlegensten Winkeln Oberösterreichs ankommen“, kündigt Pilsl an. Zudem seien sieben Kriminalassistenzstellen für Forensik im Bundesland geplant. Insgesamt werden in ganz Österreich 28 Mio. Euro investiert, um für die Dienststellen ein zusätzliches Netzwerk aufzubauen, damit keine unsicheren Daten in das System der Polizei gelangen.

41,6 Prozent der Täter sind ausländischer Herkunft

Auffällig ist für Pilsl der Anstieg bei den nicht österreichischen Tätern von 38 Prozent im Jahr 2022 auf 41,6 Prozent im Vorjahr. Das heißt, von den 48.782 Tätern waren 20.274 Fremde. Angeführt wird die Liste dabei traditionell von Rumänen (3.513) – mit einem deutlichen Plus – und Deutschen (2.164), an dritter Stelle finden sich für den Landespolizeidirektor überraschend Ungarn (1.260).

Syrien (1.139) nimmt in der Nationenwertung den vierten Platz ein, in Relation zur Anzahl der in OÖ lebenden Syrier auch ein hoher Wert. Die Afghanen belegen mit 945 Straftätern den siebenten Platz.

Vor allem Eigentumsdelikte wie Einbrüche und Trickdiebstähle gingen auf das Konto von reisenden Straftätern. Die Zahl der Eigentumsdelikte stieg 2023 auf 19.950 (+16,2 Prozent), die Aufklärungsquote dieser Delikte von 34,7 Prozent 2022, auf 38,4 Prozent.

Im Steigen begriffen sind seit dem Ende der Pandemie auch wieder die Kfz-Diebstähle, auf 250 im Vorjahr (+ 22,5 Prozent). Die Anzahl der Taschen- und Trickdiebstähle nahm um 9,8 Prozent auf 816 Anzeigen zu, liegt aber noch deutlich unter dem Wert von 2019 (1.629). Von den 223 Raubdelikten in OÖ konnten 61,9 Prozent geklärt werden.

Weiters wurden 2023 exakt 10.547 Gewaltdelikte zur Anzeige gebracht (+9,6 Prozent). Bei 62,2 Prozent der Fälle standen Opfer und Täter in einer Beziehung, am häufigsten wurden Stichwaffen eingesetzt (318). Acht Personen, darunter fünf Frauen, wurden in OÖ ermordet, zudem gab es 161 Anzeigen wegen einer Vergewaltigung (+ 3,2 Prozent).

Die Aufklärungsquote bei der Gewaltkriminalität lag bei 85,5 Prozent. Relativ stabil ist die Zahl der Anzeigen wegen Suchtmittelkriminalität mit 6.486 Fällen. Einen Höchstwert verzeichnet die Polizei aber bei der Wirtschaftskriminalität mit einem Plus von 8,8 Prozent. Von den 12.694 Anzeigen entfällt der Großteil (8503) auf Betrugsdelikte.

Handlungsbedarf bei Jugendkriminalität

Angesichts der auch in Oberösterreich zunehmenden Kinder- und Jugendkriminalität „muss auch die Diskussion über die Herabsetzung der Strafmündigkeit erlaubt sein“ wünschte sich Pilsl etwa Ausgangsbeschränkungen. 2023 gab es 1.610 Anzeigen, die Zehn- bis unter 14-Jährige betrafen, 5.750 waren es bei 14- bis 18-Jährigen. Ebenso müsste sich in Österreich in Sachen Überwachung der Messenger-Dienste etwas tun. „Wenn wir da nicht bald in die Gänge kommen, werden wir die Aufklärungsquote nicht halten können, weil das Gegenüber immer professioneller wird“, warnte er.

Von Michaela Ecklbauer

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