Pfingsten: „Geburtstag“ der Kirche

Abschluss des Osterfestkreises 50 Tage nach Ostern

Detail aus dem „Pfingstteppich“ von Prof. Fritz Riedl in der Wochentagskapelle der Pfarre Linz-Hl. Geist
Detail aus dem „Pfingstteppich“ von Prof. Fritz Riedl in der Wochentagskapelle der Pfarre Linz-Hl. Geist © Pfarre Linz-Hl. Geist

LINZ — 50 Tage nach Ostern schließt das Pfingstfest den Osterfestkreis ab. Im Zentrum des Festes, das heuer auf den 28. Mai fällt, steht die Sendung des Heiligen Geistes, einer belebenden und dynamischen Kraft Gottes, die den Menschen als Beistand gegeben ist.

Nach biblischer Überlieferung wurden die Apostel mit dem Heiligen Geist erfüllt, der sie ermutigte und befähigte, die Frohe Botschaft Jesu zu verkünden – sogar in fremden Sprachen. Zu Pfingsten feiern Christen daher den Beginn der Glaubensverkündung durch die Apostel, sozusagen den „Geburtstag“ der Kirche.

„Pfingsten“ bedeutet im Griechischen fünfzig (griech. pentekoste). Zunächst war das Pfingstfest im Judentum ein Erntefest, das erst in späterer Zeit historisiert wurde: Man gedachte des Bundesschlusses auf dem Berg Sinai, wo Israel die Zehn Gebote Gottes empfing. Zu diesem Gedächtnis pilgerte man in die Heilige Stadt Jerusalem zum Tempel. Pfingsten wurde zum Wallfahrtsfest. Ab dem 4. Jahrhundert wurde Pfingsten als eigenständiges Fest gefeiert und nicht nur als Abschluss des Osterfestes.

Mehr als eine Taube

Die Christen verstehen unter dem Heiligen Geist die göttliche Lebenskraft, die erhält und trägt. Er ist die Liebe Gottes, die über die Menschen gekommen ist. Der Heilige Geist ist somit das Geschehen liebender Begegnung. In der christlichen Dreifaltigkeitstheologie ist er eine der drei göttlichen Personen und macht das Wesen Gottes als Beziehung deutlich. Im Altgriechischen heißt Geist „pneuma“, ist also sächlich. Im Hebräischen heißt der Heilige Geist „ruach“ und ist weiblich. In manchen Darstellungen der Dreifaltigkeit Gottes ist daher der Heilige Geist als Frau dargestellt und verkörpert dadurch auch die weibliche Seite Gottes.

Gottes Geist ist allen Glaubenden durch die Taufe auf Dauer als Beistand gegeben und wirkt sich in der Verkündigung aus.

Pfingsten ist auch eng mit dem Gedanken des Aufbruchs und der Überschreitung von Grenzen verbunden, wie die biblischen Texte zeigen: Die sich nicht verstehenden Menschen, die durch Sprachen, Volkszugehörigkeiten, Schichten und Geschlecht einander fremd sind, entdecken ihre Gemeinsamkeit, die sie als „Kinder Gottes“ haben (vgl. Apg 2,1–13).

Frei von Bitterkeit

Den Bildern in der Bibel entsprechen die Darstellungen des Heiligen Geistes. So wird die Geistkraft Gottes als Feuer, Sturm und Windhauch abgebildet sowie oft als Taube dargestellt. Schon in der Antike galt die Taube als Sinnbild für Liebe, Frieden und Sanftmut. Die Menschen nahmen nämlich an, dass die Taube keine Gallenblase besitzt und daher frei von Bitterem und Bösem sei. In der biblischen Erzählung von der Taufe Jesu ist davon die Rede, dass Jesus den Heiligen Geist „wie eine Taube vom Himmel herab“ kommen sieht.

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