Plakate an den Bahnhöfen Linz und Wels zur Suizidprävention

Land will mit Kampagne ein Signal senden, dass in Oberösterreich niemand alleine gelassen wird

So genannte Schienensuizide machen sechs Prozent der männlichen und neun Prozent der weiblichen Selbstmorde aus und sorgen nicht nur bei den Angehörigen, sondern auch beim Bahnpersonal sowie den Fahrgästen und Passanten für große Betroffenheit. Diese erschreckend hohen Zahlen sowie die enorme Frequenz an Bahnhöfen ist der Grund, warum das Land OÖ gemeinsam mit dem Suizidpräventionsnetzwerk OÖ mit 1. März eine Präventionskampagne mit dem Titel „Weil es das Leben wert ist“ gestartet hat, die sich auf die Bahnhöfe Linz und Wels konzentriert.

Konkret sollen Plakate, Citylights und Railscreens drei Monate lang den Menschen signalisieren, dass in Oberösterreich niemand mit seinen Sorgen, Ängsten und Problemen alleine gelassen wird. „Es geht darum, Hoffnung zu vermitteln und zu zeigen, dass es immer Unterstützung gibt, egal wie ausweglos die Situation erscheinen mag“, betonte am Freitag Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander in einer Pressekonferenz. Das Land OÖ stellt die Plakate auch den Gemeinden zur Verfügung, die damit ebenfalls zur Prävention beitragen sollen.

Vor allem junge Menschen betroffen

Jährlich sterben mehr Menschen in Österreich durch Suizide als durch Verkehrsunfälle, konkret begehen täglich mehr als drei Personen Selbstmord. Damit ist die Selbsttötung bei den unter 50-Jährigen eine der häufigsten Todesursachen und bei der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen sogar die zweithäufigste nach Unfällen.

Suizide betreffen nicht nur Personen mit psychiatrischen Erkrankungen wie Depression, sondern können auch dann auftreten, wenn eine Krise das bisherige Leben auf den Kopf stellt und den Betroffenen ein Weiterleben unter den aktuellen Umständen nicht mehr möglich erscheint, erläuterten Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ und Primaria Katharina Glück, Leiterin der Abteilung Psychiatrie am Klinikum Wels.

Oft mache ein einfaches Gespräch den Unterschied zwischen Hoffnungslosigkeit und dem Finden eines Lichtblicks bei den Betroffenen aus. Ihnen werde damit gezeigt, dass jemand ihre Not ernst nehme. Laut den Expertinnen helfe oft schon das Bewusstmachen eigener Stärken, um den Weg aus der Krise zu finden. Mit den Gesprächen könne man nicht nur die aktuelle Notlage lindern, sondern auch das Fundament für eine dauerhafte Stabilisierung legen.

Warnsignale ernst nehmen

Warnsignale für eine suizidale Krise umfassen den Rückzug vom sozialen Leben, den Verlust des Interesses an früheren Freunden, zunehmende Hoffnungs- und Freudlosigkeit sowie direkte Äußerungen der Verzweiflung. Besonders anfällig sind Menschen mit psychischen Erkrankungen, Erfahrungen mit Suizidversuchen, Einsamkeit sowie Abhängigkeiten.

Laut Breitwieser und Glück sind Suizidabsichten immer ernst zu nehmen, wobei man Betroffene auf die niederschwelligen Hilfsangebote aufmerksam machen und sie zur Inanspruchnahme motivieren sollte. Weil die Auseinandersetzung mit suizidgefährdeten Personen sehr belastend sein kann, raten die Expertinnen, sich auch selbst Hilfe zu holen.

Von Heinz Wernitznig

Brauchen Sie selbst Hilfe oder kennen Sie jemanden, der Hilfe benötigt? Unterstützung in einer Krisensituation erhalten Sie bei der TelefonSeelsorge rund um die Uhr kostenlos und anonym unter der Rufnummer 142.

Informationen zu Hilfsangeboten bietet das österreichische Suizidpräventionsportal unter www.suizid-praevention.gv.at.

Rat auf Draht ist die österreichische Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. Die Nummer ist unter Tel. 147 rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar.

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