Bei rheumatoider Arthritis lösen fehlgesteuerte Zellen des Immunsystems chronische Entzündungen in den Gelenken aus, die zur Zerstörung von Knorpeln und Knochen führen. In weiterer Folge kann auch die Lunge lebensbedrohlich geschädigt werden.
„Um zu verhindern, dass die Betroffenen viele Lebensjahre verlieren, ist die Früherkennung von entscheidender Bedeutung“, wies Priv.-Doz. David Lang, stellvertretender Leiter der Expertengruppe „Interstitielle Lungenerkrankungen und Orphan Deseases“ der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) im Rahmen der 48. Jahrestagung auf die Gefährlichkeit dieser Erkrankung hin. Damit gegebenenfalls keine wertvolle Zeit bis zur Diagnose verstreicht, haben die Fachgesellschaften für Pneumologie und Rheumatologie gemeinsam Leitlinien zur Früherkennung entwickelt.
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Rheumatoide Arthritis zerstört nicht nur Gelenke
Rheumatoide Arthritis, oft einfach als „Gelenksrheuma“ bezeichnet, ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen. Sie betrifft rund ein Prozent der Bevölkerung. In Österreich sind das rund 90.000 Personen. Bei rheumatoider Arthritis (RA) greift das Immunsystem körpereigene Gewebe wie Gelenkknorpel an.
Menschen mit rheumatoider Arthritis leiden typischerweise an Morgensteifigkeit sowie an Schmerzen und Schwellungen der kleinen Gelenke, der Finger- und Zehengelenke, der Hände und teilweise sind auch die größeren Gelenke, wie die Kniegelenke, betroffen.
Mit zunehmender Krankheitsdauer werden die Gelenke dauerhaft geschädigt, es kommt zur Ausbildung sogenannter Sekundärarthrosen bis hin zur Immobilität und massiven Schmerzen.
RA kann auch die Lunge lebensbedrohlich schädigen
Deutlich weniger bekannt ist, dass die rheumatoide Arthritis auch Organe wie das Herz und – vor allem – die Lunge schädigen und zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. „Jeder zehnte Mensch mit rheumatoider Arthritis erkrankt auch an einer sogenannten ‚interstitiellen Lungenerkrankung‘, einer chronischen Entzündung und meist auch Vernarbung, Fibrose, der Lunge“, erläuterte Doz. Lang, Oberarzt an der Universitätsklinik für Innere Medizin 4 mit Schwerpunkt Pneumologie des Kepler Uniklinikums in Linz.
„Diese Lungenfibrose schreitet oft unbemerkt fort und führt zu einem nicht mehr umkehrbaren Verlust an Lungenfunktion. Die Patienten bemerken dies durch Atemnot bei Belastung. Auch ein chronischer, meist trockener Reizhusten kann auf diese gefährliche Komplikation hinweisen“, führte Lang aus.
Lungenfibrose senkt Lebenserwartung
Tritt eine Lungenfibrose bei Rheumapatienten auf, ist deren Überlebensdauer im Schnitt deutlich kürzer als bei fehlender Lungenbeteiligung. „Und natürlich verschlechtert sich die Lebensqualität dadurch zusätzlich. Moderne medikamentöse Rheumatherapien können das Risiko einer Lungenbeteiligung senken und ein Fortschreiten der Fibrose verhindern. Eine Heilung gibt es aber weiterhin nicht. In schweren Fällen kann auch eine Lungentransplantation nötig werden“, erläuterte Lang.
Erkrankung kann im besten Fall gestoppt werden
Umso wichtiger ist daher die Früherkennung, denn nur so kann die Krankheit in einem noch wenig fortgeschrittenen Stadium entdeckt, therapiert und damit im besten Fall gestoppt werden. „Und natürlich kann die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten dadurch auf einem höheren Level gehalten werden“, unterstrich Lang.
Die US-amerikanische Rheumagesellschaft ACR (American Collage of Rheumatology) sowie die Österreichischen Gesellschaften für Pneumologie (ÖGP) und Rheumatologie (ÖGR) haben daher Leitlinien für die Früherkennung erarbeitet und kürzlich herausgegeben.
Hier wird beispielsweise empfohlen, dass Patienten mit rheumatoider Arthritis regelmäßig von den betreuenden Ärzten über Atemnot und Husten befragt und untersucht werden sollten. Weiters sollten auch RA-Patienten selbst für das Thema Lungenfibrose sensibilisiert werden und lernen, auf Symptome wie Husten oder Atemnot zu achten und dies ihrem Lungenarzt bzw. ihrer Lungenärztin mitteilen.
Dieser sollte neben einer genauen Untersuchung der Lunge inklusive Lungenfunktionsmessung und Computertomographie gegebenenfalls zur weiteren Abklärung, ob bereits eine Lungenfibrose vorliegt, in ein spezialisiertes Zentrum überweisen.
Zur Risikogruppe zählen vor allem ältere Menschen, mit langjährigem, schwerem Rheuma, und auch das männliche Geschlecht gilt als Risikofaktor. Besonders genau sollten Personen untersucht werden, die noch nicht mit dem Rauchen aufhören konnten bzw. die in der Vergangenheit mehrere Jahre geraucht haben.