Rieder Friseurmeister frisiert auch alte Räder auf

Hubert Kickinger haucht den betagten Rennern neues Leben ein

Hubert Kickinger lässt in seinem Geschäft in Ried im Innkreis die Herzen von Rennrad-Fans höher schlagen.
Hubert Kickinger lässt in seinem Geschäft in Ried im Innkreis die Herzen von Rennrad-Fans höher schlagen. © Röbl

Im Hauptberuf verpasst Hubert Kickinger seinen Kunden die neuesten Haarschnitte, in seiner Freizeit frisiert der Friseurmeister alte Drahteseln auf: Wobei der Begriff „alte Drahteseln“ für die edlen Renner vergangener Tage fast schon den Tatbestand einer Beleidigung erfüllt.

Handelt es sich doch durchwegs um echte Retro-Klassiker, die die Herzen von Rennrad-Fans höher schlagen lassen. Rund 60 Stück davon umfasst Kickingers persönliche Sammlung, aber weil die Leidenschaft für die Stahlräder längst viel größer ist, als Platz für deren artgerechte Haltung vorhanden wäre, sattelt er jetzt auch beruflich um und will anderen dabei helfen, ihre Rennrad-Träume zu verwirklichen.

Gleich neben seinem Friseurgeschäft in Ried eröffnet demnächst sein Laden, in dem er mit den Vintage-Bikes einen Handel betreiben wird.

Wobei sich sein Schwerpunkt aus persönlichen Gründen vor allem auf die 80er Jahre erstreckt. „Damals habe ich selber mit dem Rennradfahren begonnen“, begründet der heute 53-Jährige im VOLKSBLATT-Gespräch.

Nachdem er schon als Zwölfjähriger seine ersten Rennen bestritten hat, ließ ihn der Rad-Virus zeitlebens nicht mehr richtig los. Auch während seiner beruflichen Wanderjahre in Linz und Wien schwang er sich immer wieder aufs Bike und auch den einsetzenden Mountainbike-Boom Anfangs der 90er Jahre verfolgte er quasi im Sattel live mit. Zurück in Ried besann er sich dann seiner Wurzeln und begann jene Räder zu sammeln, von denen er in seinen Jugendtagen nur träumen konnte.

Wiederherstellung des Originalzustandes

Wobei sich zur Lust am Sammeln auch rasch eine Passion für das Renovieren der betagten Renner gesellte. Sein erklärtes Ziel ist es dabei, den Original-Zustand möglichst wieder herzustellen. Was in der Praxis durchaus schwierig werden kann.

Denn neben oft vergriffenen Ersatzteilen benötigt man vielfach auch Spezialwerkzeug, das längst nicht mehr im Handel erhältlich ist. Genau derlei Hindernisse sind es aber, die Kickinger regelrecht anspornen. Er ist einer, der Herausforderungen gerne annimmt.

Genau aus diesem Grund hat er auch die „Giro Biero“ ins Leben gerufen. Bei dieser Nostalgie-Veranstaltung treffen sich Rad-Enthusiasten in Wolltriktos einmal im Jahr, um möglichst stressbefreit ihre betagten Retro-Gäule durch das Innviertel zu steuern und den ansässigen Brauereien einen Besuch abzustatten.

Im Vorjahr waren es bereits 150 Starter, die auf diese Weise das Sportliche elegant mit dem Genuss verbanden und die „Piff“ (50 Kilometer), die „Märzen“ (80 Kilometer) oder die „Doppelbock Runde“ (120 Kilometer) in Angriff nahmen. Heuer steigt die Veranstaltung am 18. September. Gestartet wird in Schärding.

Von Andreas Röbl

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