Schärfere Gesetze und Verkaufskontrollen bei Cannabis gefordert

Gesundheitsreferentin LH-Stv. Haberlander spricht sich klar gegen eine Liberalisierung in OÖ aus

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Angesichts der Cannabis-Legalisierung in Deutschland spricht sich Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander am Montag ganz klar – und zwar nicht aus ideologischen Gründen, sondern aus Sicht der Gesundheit – gegen die Legalisierung von THC-haltigem Cannabis in Österreich aus.

Denn Cannabis sei keineswegs harmlos. Zudem wurde ein verstärktes Augenmerk darauf gelegt, was in den rund 60 oö. Cannabis-Shops unter legalen Produkten verkauft wird. Und dabei gebe es massiven Handlungsbedarf in Sachen Kontrolle, Kennzeichnung und Vermarktung.

Illegales und legales Cannabis

Grundsätzlich wird hierzulande von Experten zwischen dem illegalen Cannabis mit THC und dem legalen CBD-Produkt unterschieden.

„Cannabis mit THC wirkt“, laut Suchtmediziner Primar Kurosch Yazdi-Zorn vom Linzer Kepler Universitätsklinikum, „psychoaktiv und erzeugt Rauschzustände. Neben Problemen mit dem Kurzzeitgedächtnis kann es Psychosen auslösen und bei regelmäßigem Gebrauch süchtig machen. Dem gegenüber steht das legale Cannabis mit CBD, das keine Rauschwirkung hat und aus medizinischen Gründen zur Schmerzlinderung eingesetzt wird. Nebenwirkungen können dabei Müdigkeit und Durchfall sein, zudem kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen.“

Unklar, was in Fachgeschäften verkauft wird

Für Haberlander sei es „erschreckend festzustellen, dass selbst in manchen Fachgeschäften Unsicherheit darüber herrscht, was genau in den verkauften Cannabis-Blüten enthalten ist und bestehende Gesetze ignoriert werden.“ Die Gesundheitsreferentin fordert die strikte Einhaltung des Tabak- und Nichtraucherschutzgesetzes und dessen verschärfte Kontrolle seitens des Bundes ein. So müsse der Versandhandel von pflanzlichen Rauchprodukten, der nicht nur im Darknet passiere, unterbunden werden. Es brauche aber auch in den Fachgeschäften die Einhaltung der Produktkennzeichnung sowie Sicherheits- und Qualitätskontrollen. Oft sei auch die Werbung irreführend.

Vielzahl an synthetischen Cannabis-Produkten

Da es, so Thomas Schwarzenbrunner, Gruppenleiter der Sucht- und Drogenkoordination beim Land OÖ, neben dem aus Pflanzen gewonnenen Cannabis auch noch eine Vielzahl an synthetisch hergestellten Produkten gibt, brauche es zudem eine Nachschärfung der Gesetzeslage.

Laut Schwarzenbrunner würden Cannabis-Shops einerseits von jungen Menschen, die kiffen möchten, frequentiert, aber auch von älteren Herrschaften, die sich etwa von einem Cannabis-Öl eine Schmerzlinderung erhoffen. Was sie tatsächlich erstehen, würde sich nur bei einer genauen Analyse der Substanz zeigen, rein optisch lasse sich kein Rückschluss auf die Gefährlichkeit des Produkts erkennen.

Der Drogenkoordinator schilderte den Fall eines jungen Erwachsenen, der sich im Fachhandel vermeintlich ein legales, harmloses CBD-Produkt kaufte und sich danach mit massivem Herzrasen und Flashbacks auf der Intensivstation eines Krankenhauses wiederfand. Eine Analyse belegte u. a. den THC-Gehalt des Produkts. Gegen derartige missbräuchliche Verkaufspraktiken eingeschritten werden könne jedoch nur, wenn durch eine Kontrolle seitens der AGES eine entsprechende Analyse vorliegt.

Yazdi-Zorn betont, dass vor allem regelmäßiger Konsum von Cannabis ernsthafte gesundheitliche Folgen haben könne. Das beginne bereits damit, dass das Rauchen von Cannabis – es braucht zur Verbrennung eine höhere Temperatur – für die Lunge schädlicher ist, als der Konsum einer Zigarette. Hinzu kommen psychische Probleme bis hin zu Psychosen, Depressionen und Entwicklungsstörungen.

Der Suchtmediziner weist darauf hin, dass nur das aus der Apotheke bezogene Cannabis zu medizinischen Zwecken zuvor einer genauen Prüfung unterzogen worden ist. Für den Fachhandel brauche es entsprechen scharfe Kontrollen, dass das Tabak- und Rauchwarengesetz eingehalten werde.

Die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes will Schwarzenbrunner mit entsprechenden Testkäufen überprüfen lassen.

Von Michaela Ecklbauer

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