Schon als Bub wollte er immer der Gendarm, nie der Räuber sein

Linzer Polizeichef Karl Pogutter hängt nach 46 Jahren seine Uniform an den Nagel

Schon ganz privat: Seit 1. Februar gilt es Urlaubstage „abzubummeln“. Mit Juli ist Karl Pogutter dann auch ganz offiziell im Ruhestand.
Schon ganz privat: Seit 1. Februar gilt es Urlaubstage „abzubummeln“. Mit Juli ist Karl Pogutter dann auch ganz offiziell im Ruhestand. © Enöckl

Gendarm, oder eben Polizist sein, das war sein Kindheitstraum. Und eigentlich wäre er ja gern in der „2. Reihe“ geblieben, „weil man da oft mehr bewegen kann“. Dennoch hat es Karl Pogutter in Linz bis ganz nach oben geschafft. Ende Juni nimmt der (noch) 64-Jährige als Stadtpolizeikommandant seinen Hut — nach insgesamt 46 Jahren bei der Exekutive.

Abgezeichnet hat sich die Berufswahl des „zugezogenen“ Mühlviertlers tatsächlich schon ganz früh. Als Bub im steirischen Fohnsdorf (Bezirk Murtal). „So blöd das klingt“, schmunzelt Pogutter im VOLKSBLATT-Gespräch, aber beim Räuber-und-Gendarm-Spielen wollte ich immer nur der Gendarm sein.

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Da passte es dann auch ganz gut, dass ihn ein Jugendfreund mit den Worten „In Wien suchen sie Leute“ mit auf die Polizeilaufbahn nahm. Es folgte die Polizeischule in der Bundeshauptstadt und danach ging es 1978 für den jungen Mann vom Land in der Großstadt auf Streife. Im dritten, in Wien-Landstraße. Schließlich bekam Pogutter die Möglichkeit, zur Suchtgiftgruppe des Innenministeriums (BMI) zu wechseln.

„Ein Großteil meiner Kollegen dort war aus Oberösterreich“, erzählt er, warum es ihn schließlich hierher verschlagen hatte, und zwar 1983 zum Landesgendarmeriekommando. „Ich bin also ein sozialisierter Gendarm!“ Raub war damals sein Fachgebiet, im Speziellen Bankraub. Ab 1990 war dann die EDV sein berufliches Steckenpferd, das ihn von 2001 bis 2005 auch wieder nach Wien ins BMI führte.

Der sozialisierte Gendarm als Polizist

Die Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie 2005 war auch für Pogutter eine seiner großen Herausforderungen. Und Veränderung. Er „heuerte“ bei der Polizei Linz an, wurde stellvertretender Stadtpolizeikommandant und Kriminalreferent.

Sieben Jahre später, 2012, folgte der Weg an die Spitze: Karl Pogutter, mittlerweile Brigadier im Dienstgrad, löste den pensionierten Hans Schnell als Linzer Polizeichef ab, als Herr über 630 Mitarbeiter und 13 Polizeiinspektionen im Stadtgebiet.

Legendäre 89-Dezibel-Belehrungen

Der neue Chef war und ist einer, der nicht so leicht übersehen wird, nicht von den Kollegen, nicht von den Medien. Und überhört schon gar nicht, wie er zugibt. Schließlich sei er berühmt dafür, laut zu werden.

Kam das vor, wurde intern von einer 89-Dezibel-Belehrung gesprochen, verrät er. Ja, er sei eine sehr sture Führungspersönlichkeit, aber auch authentisch und er habe versucht, immer gerecht zu bleiben. „Ich habe aber den unbedingten Einsatzwillen, den ich habe, auch von allen Mitarbeitern verlangt“, betont Pogutter. Immer wenn es ging, war der Chef auch vorne mit dabei, gerne bei diversen Fußball-Matches auf der Gugl.

Heute fehlt der Gummiknüppel als Abstandshalter

„Ich war ein Leben lang gern Polizist“, erzählt Pogutter. Auch wenn sich mit den Zeiten der Job geändert hat. Früher etwa war der Gummiknüppel ein guter Abstandshalter, der verhinderte, dass die bösen Jungs den Beamten allzu nahe kamen – körperliche Auseinandersetzungen wurden damit hintangehalten. Früher hat die Gesellschaft auch viel selbst geregelt, da habe man nicht gleich die Polizei gebraucht.

Heute werden Beamte angegriffen und verletzt und es gebe eine immer größer werdende Gruppe, die polizeiliche Intervention braucht. „Es gibt heute in Linz zwar weniger Delikte, aber es ist auch brutaler geworden!“ Abschrecken will Pogutter den potenziellen Polizei-Nachwuchs damit allerdings keineswegs. Im Gegenteil, der Polizeidienst bringe auch „viel Kollegialität und Freunde, die über Jahrzehnte begleiten“.

Gute und bleibende Erinnerungen

Leicht war es dennoch nicht immer, Erinnerungen an die alte und die nicht so alte Zeit gibt es zuhauf. Immer in Erinnerung bleiben wird dem scheidenden Polizeichef, der in Wartberg ob der Aist heimisch geworden ist, aber ein Fall aus den 1980ern: Pogutter hatte Journaldienst, als im Oktober 1985 in Perg ein achtjähriger Bub von zwei Tschechen entführt und nach Lösegeldzahlung 12 Stunden später wieder freigelassen worden war. Alles ging gut aus, doch „auch wenn man nur untergeordnet dabei war, so was vergisst man einfach nicht“, erzählt er.

Erfolg hat viele Väter

Als Held hat sich Pogutter aber nie gesehen, auch wenn er schon einmal nach einer 20-minütigen Verfolgungsjagd zu Fuß allein drei Tankstellenräuber gefasst hatte, die zuvor den Tankwart k.o. geschlagen hatten: „Der Erfolg hat viele Väter“, meint er und verweist auf ein Projekt, auf das er wirklich stolz ist: Die „JUKOB“, also Jugendkontaktbeamte, die 2009 in Linz installiert und nach den Halloween-Krawallen 2022 aufgestockt wurden und die als „Linzer Modell“ nun österreichweit ausgerollt werden. Damit soll die Jugendkriminalität eingedämmt werden.

Pilgern und Golfen

Auch wenn Pogutter, der vor zehn Jahren noch einen Master of Arts in Politischer Bildung an der JKU erworben hatte, seit 1. Februar quasi im urlaubsbedingten Vorruhestand ist — der Pensionsschock ist bislang ausgeblieben. Hier half auch eine Pilgerreise, die ihn in den vergangenen Wochen auf dem spanischen Jakobsweg rund 600 Kilometer von Pamplona nach Santiago de Compostela führte. „Das hatte ich bereits seit 15 Jahren vor“, verrät er. Um Zeit für sich selbst zu haben. Künftig wird dann auch mehr Zeit fürs Golfen bleiben und für Sohn und Ehefrau: „Stimmt“, erklärt er fast spitzbübisch, „jetzt hab ich mehr Zeit, das zu tun, was mir meine Frau anschafft“.

Von Renate Enöckl

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