Streetwork verlagert sich in den digitalen Raum

Erstes Projekt in Oberösterreich, bei dem Jugendliche online von Streetworkern angesprochen werden

Jugendliche dort abholen, wo sie sich gerade aufhalten — und das ist oftmals das Internet — ist der Anspruch des Projektes.
Jugendliche dort abholen, wo sie sich gerade aufhalten — und das ist oftmals das Internet — ist der Anspruch des Projektes. © Yuliia - stock.adobe.com (Bild KI-generiert)

Streetwork findet gemeinhin auf öffentlichen Plätzen statt — dort, wo sich Jugendliche treffen. Die Streetworker frequentieren Sport- und Spielplätze, Orts- oder Einkaufszentren und fragen Jugendliche, wo der Schuh drückt. In Oberösterreich gibt es seit Jahresanfang mit dem Projekt „Onjuvi“ auch ein Online-Angebot.

Vier Mitarbeiter des Trägervereins I.S.I. durchstreifen im Internet Social-Media-Kanäle, Streaming-Dienste, Online-Spiele und Foren, um so Kontakt aufzunehmen. Zielgruppe sind zurückgezogen lebende Jugendliche mit Gesprächsbedarf oder in Krisensituationen zwischen 12 und 24 Jahren, die von den bestehenden Angeboten nur schwer erreicht werden.

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„Streetwork muss dorthin, wo sich die Kinder und Jugendlichen aufhalten“, begründet Kinder- und Jugendschutz-Landesrat Michael Lindner (SPÖ) den Schritt ins Netz: „Wir schlagen sozusagen eine Brücke von der Straße in den digitalen Raum.“ Denn die Lebenswelten der Jungen verlagern sich zunehmend dorthin.

Mit der Online-Jugendsozialarbeit betritt Oberösterreich überhaupt Neuland. Finanziert wird sie über die Kinder- und Jugendhilfe. Für die nächsten zwei Jahre stehen dafür knapp 350.000 Euro zur Verfügung.

Dem Projekt gingen zwei Jahre Forschungsarbeit voran — I.S.I. arbeitete dafür mit der FH Linz zusammen. Gemeinsam wurde erforscht, wie Jugendliche im Internet erreicht werden können.

„Gehen proaktiv in die digitalen Welten hinein“

Gestartet wurde „Onjuvi“ Anfang Jänner zunächst einmal mit Tik-Tok und Instagram, aber auch mit Discord. „Wir gehen direkt in die Communities rein, stellen Fragen und leisten Kontakt- und Beziehungsarbeit“, erklärt Projektmitarbeiterin Jacqueline Pühringer. Sie war seit Beginn des Forschungsprojektes mit dabei.

In ihren Chats mit den Jugendlichen sei es vor allem um Suchtproblematik, mentale Gesundheit, Freundschaften oder Beziehungsabbrüchen gegangen, wie sie verrät. Die Gespräche seien absolut vertraulich, das Angebot könne auch anonym in Anspruch genommen werden, betont I.S.I.-Geschäftsführer Stefan Leyerer.

Eine der (technischen) Herausforderungen sei es, im www auch tatsächlich oberösterreichische Nutzer zu erreichen. Und auch die Arbeitszeiten: Diese gestalten sich flexibel und finden auch schon mal am Abend statt. „Unser Anspruch ist es, dass die Jugendlichen dort abgeholt werden, wo sie sich gerade aufhalten und sie nicht länger als 24 Stunden auf eine Reaktion warten müssen“, so Leyerer.

Jahrzehntelange Erfahrung

In Oberösterreich starteten die ersten Streetwork-Projekte vor etwas mehr als 30 Jahren. Heute betreiben vier Träger in Zusammenarbeit mit Sozialhilfeverbänden, Städten und Vereinen 19 Streetwork-Stellen in 12 Bezirken bzw. Städten. Der größte Träger mit 12 Einrichtungen und 28 Mitarbeitern ist der Verein I.S.I.

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