Tassilo-Kelch-Imitat aus Pfarrkirche Sandl gestohlen

Original ist der bedeutendste Kunstschatz des Stiftes Kremsmünster

Tassilo Kelch © APA/Kunstverlag Hofstetter/HDS

Ein unbekannter Täter hat am Sonntag, dem 22. September, ein Imitat des berühmten Tassilo-Kelchs, dessen Original sich im Stift Kremsmünster befindet, aus der Pfarrkirche in Sandl im Dekanat Freistadt gestohlen. Am Mittwoch veröffentlichte die Polizei die entsprechende Kulturgutfahndung.

Der Kelch wurde im Zuge des Erntedankfestes in einem unbeobachteten Moment vom Altar entwendet.

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Der Tassilokelch – oder nach der neueren Forschung Tassilo-Liutpirc-Kelch – ist der bedeutendste Kunstschatz des Stiftes Kremsmünster.

Gestiftet wurde der Kelch laut Inschrift vom Bayernherzog Tassilo III. und seiner Frau Liutpirc – nach den Stiftern ist der Kelch auch benannt. Wann und wozu das Kunstwerk in Auftrag gegeben wurde, lässt sich nur erschließen.

Liest man die Inschrift (Tassilo Dux Fortis – Liutpirc Virga Regalis) einmal anders, ergeben sich nicht nur die lateinische Zahl 781 – vermutlich das Jahr seiner Entstehung – sondern auch zwei Namen: Virgilius und Rodpergto (= Rupert), die auf Salzburg verweisen. Der prächtige Kelch ist wohl für die Liturgie im damals neu gebauten Salzburger Dom angefertigt worden.

Tassilo kam aus Bayern, seine Frau stammte aus Norditalien, Virgil war Ire; diese europäische Mischung spiegelt sich auch in den Verzierungen und Mustern am Kelch wider. Norditalienische Handwerker haben ihn wahrscheinlich in Salzburg geschaffen, von wo er nach dem Sturz Tassilos im Jahr 788 nach Kremsmünster an der damaligen Ostgrenze des Reiches gelangt sein dürfte.