Tote Rehkitze: Entsetzen über unfassbaren Vorfall

Einsatz von Drohnen vor der Mahd hätte sich bewährt, Vorgehen des Bauern völlig unverständlich

Groß ist das Entsetzen über jenen Bauern, der auf einer Wiese in Eidenberg bei Linz ohne Rücksicht auf Jungtiere zu mähen begann, obwohl ihn die örtliche Jägerschaft darauf hingewiesen haben soll, dass zuvor ein Drohnenflug sinnvoll sei, um diese zu schützen. In der Folge sollen sechs Rehkitze teils verstümmelt oder getötet worden sein.

„Vier Kitze waren tot. Zwei lebten noch, hatten keine Beine mehr und schrien erbärmlich, wir mussten sie erschießen“, hieß es in einem Medienbericht.

Die Staatsanwaltschaft Linz bestätigt, dass ein Bericht der Polizei über die Vorfälle eingegangen sei, der nun bearbeitet werde. Die Ermittlungen könnten bereits Ende Juli abgeschlossen sein.

Dann wird das Verfahren entweder eingestellt oder Klage erhoben. Im Falle einer Verurteilung könnte wegen Tierquälerei eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren verhängt werden.

Flächendeckende Versorgung mit Drohnen

Seit rund fünf Jahren ist es in Oberösterreich gelebte Praxis, dass Landwirte, bevor sie ihre Wiesen mähen, die örtliche Jägerschaft bitten, das Gebiet mit einer Drohne zu überfliegen, um möglichst viele Rehkitze vor dem sicheren Tod zu retten.

„In unseren 480 Jagdrevieren gibt es etwa 200 Drohnen, das heißt Oberösterreich ist flächendeckend mit Drohnen versorgt“, sagt Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner im Gespräch mit dem VOLKSBLATT: „Normalerweise gibt der Bauer am Vortag bekannt, welche Wiese betroffen ist und die Jäger beginnen gegen 4 Uhr früh mit der Suche nach Kitzen. Das heißt, schon bevor der Landwirt überhaupt auf das Feld fährt.“

Sollte dennoch ein Tier übersehen und verletzt worden sein, sei es die Pflicht des Bauern, den Jäger zu verständigen, damit das Tier von seinem Leiden erlöst werde. „Das neue Jagdgesetz verpflichtet uns, jeden Abgang – sprich Abschuss oder Erlegung nach einem Unfall – in ein Register einzutragen“, so Sieghartsleitner.

95 Prozent der Bauern würden verantwortungsvoll handeln, hin und wieder käme es zu Vorfällen, dieser sei aber „unfassbar“. Wenn die Jägerschaft nicht über ein verletztes Tier informiert werde, sei das strafrechtlich relevant, denn es handle sich um eine Verletzung des Tierschutzes, betont Sieghartsleitner.

Seit die Drohnen im Einsatz seien, könnten geschätzt 1.000 Kitze pro Jahr vor dem sicheren Tod bewahrt werden. Allein im Jagdgebiet in Molln hätte man heuer schon 50 Rehkitze durch die Drohnen vor der Mahd gefunden.

„Von einem erschreckenden Einzelfall“ spricht Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, gegenüber dem VOLKSBLATT: „Sollte sich der Fall so zugetragen haben, ist das nicht zu entschuldigen, selbst wenn es im Vorfeld schon zu Unstimmigkeiten und Emotionen zwischen Bauer und Jägerschaft gekommen sein sollte. Wir bemühen uns, immer wieder die Bauern über die Möglichkeit der Drohnenflüge zu informieren.“

Waldenberger sei das Vorgehen des Bauern zudem unverständlich, denn ein durch Kitzkadaver verunreinigtes Gras könnte im Extremfall beim Verfüttern auch für andere Tiere tödlich sein.

Von Michaela Ecklbauer

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