„Über die Wechseljahre zu sprechen, kann Rücksichtnahme fördern“

Die Linzer Gynäkologin Birgit Hofstätter über Beschwerden, Tabus, Therapien und Mängel in der Versorgung

Gynäkologin Birgit Hofstätter © Hofstätter

Birgit Hofstätter ist Gynäkologin und betreibt in Linz-Urfahr und in Steyregg Ordinationen. Das Thema Wechsel ist immer noch eines, dem selbst in ihrem Fach nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird, bestätigt die engagierte Frauenärztin im VOLKSBLATT-Interview.

VOLKSBLATT: Mit welchen Beschwerden kommen Frauen in der Lebensmitte zu Ihnen?

BIRGIT HOFSTÄTTER: Typisch sind u.a. Wallungen und Schwitzen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen. Es gibt aber auch Symptome, die man nicht typisch mit dem Wechsel verbindet und die trotzdem daher rühren können, wie Palpitationen, da spürt man den Herzschlag stärker oder unregelmäßig. Das ist eine Übergangsphase, genauso wie die Pubertät, da geht es mit den Hormonen auf und ab, psychisch und körperlich.

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Diese Zeit im Leben einer Frau ist immer noch ein Tabuthema, viele sind auch schlecht informiert.

Rund 50 Prozent sprechen nicht von selbst darüber. Viele Frauen wollen das aber auch nicht mehr so hinnehmen, was ich gut finde. Offen über den Wechsel zu reden, kann auch dazu beitragen, dass Akzeptanz und Rücksichtnahme größer werden.

Wann befürworten Sie eine Hormonersatztherapie?

Mein persönlicher Zugang ist der, dass man einer Frau, die Wechselbeschwerden hat und deren Lebensqualität darunter leidet, eine Hormonersatztherapie nicht verwehren sollte, außer sie hat eine Grunderkrankung, wo das Risiko einer Hormonersatztherapie zu hoch wäre, wie eine vorangegangene Brustkrebserkrankung zum Beispiel.

Es gibt aber auch Alternativen.

Davor kann man schauen, ob man mit Phytotherapie, also pflanzlichen Präparaten, zurechtkommt, die den Hormonhaushalt steigern. Reicht das nicht aus, dann bin ich für eine Hormontherapie, die mit Maß und Ziel angewandt wird.

Wie setzen Sie Hormonersatztherapie ein?

Voraussetzung für eine Hormonersatztherapie ist für mich, den Gesundheitszustand der Frau genau abzuklären. Und: Frauenärztin zu sein, beschränkt sich für mich nicht auf Brust und Unterkörper, ich betrachte meine Patientinnen ganzheitlich.

Im Bereich der Hormonersatztherapie arbeite ich mit bioidenten Hormonen und verschreibe grundsätzlich eher niedrige Dosen. Die Hormonersatztherapie greift, wenn die Beschwerden wechselbedingt sind, bei allen Symptomen.

Die Wechseljahre haben ja auch Auswirkungen auf die Knochen.

Das wäre auch eine Indikation für eine Hormonersatztherapie, wenn die Östrogenreserve schon unter 40 erschöpft ist, dann leidet die Knochendichte daran.

Eine englische Studie hat erst kürzlich belegt, wie negativ sich die Menopause auf den Arbeitsmarkt auswirkt. In Großbritannien gibt deshalb jede 10. Frau ihren Job ganz auf, 14 Prozent reduzieren die Arbeitszeit.

Die Krankenkassen müssten der Patientenversorgung einfach mehr Zeit einräumen. Und auch in der Ausbildung der Gynäkologen liegt zu wenig Fokus auf dem Wechsel. Im Rahmen der Ausbildung im Krankenhaus ist man mit dem Thema nicht so beschäftigt.

Welche Maßnahmen kann jede Frau setzen, damit es ihr in dieser Phase des Lebens besser geht?

Im Prinzip eh das, was jeder weiß: eine gesunde Lebensweise. Ausgewogene Ernährung spielt auch bei Wechselbeschwerden eine Rolle. Ein Kraft-Ausdauertraining von zirka 3 Stunden in der Woche senkt auch das Brustkrebsrisiko. Ich empfehle leichtes Ausdauertraining im Wechsel, es gibt Yoga-Formen zum Ausbalancieren. Wenn das Körpergewicht passt, Sport gemacht wird, soziale Kontakte gepflegt werden, also das Gesamtpaket passt, ist man gut vorbereitet.

Interview: Melanie Wagenhofer

Lesen Sie das gesamte Interview in unserem VOLKSBLATT-Magazin, das am 28. März erscheint.

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