Umgang mit Dementen gehorcht eigenen Gesetzen

Netzwerk Demenz im Bezirk Perg feiert zehnjähriges Bestehen

V. l.: Sonja Neuhofer, Doris Mittendorfer, Validationsexpertin Hildegard Nachum und Elfriede Reindl
V. l.: Sonja Neuhofer, Doris Mittendorfer, Validationsexpertin Hildegard Nachum und Elfriede Reindl © SHV Perg

Mit der Diagnose Demenz verändert sich nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das ganzer Familien und deren Umfeld. Wie aber schafft man es, trotz Demenz akzeptiert und aktiv zu leben und welche Wege führen zu einer möglichst stabilen und guten Lebensqualität?

Validationsexpertin Hildegard Nachum setzte sich anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des „Netzwerk Demenz“ kürzlich im Seniorium Perg mit „Der Weisheit der Demenz“ auseinander. D

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ie zertifizierte Validationslehrerin hat bereits zahlreiche Mitarbeiter des Sozialhilfeverbands (SHV) Perg, pflegende Angehörige sowie interessierte Personengruppen im Rahmen von Angehörigenabenden und Fortbildungen im Bezirk Perg in der Validationstechnik geschult.

Am 24. April lauschten rund 160 Teilnehmer ihren Ausführungen. Vor allem dem Themenkreis „Umgang mit den doch sehr speziellen Ausprägungen dieser Erkrankung“ widmete die Autorin große Aufmerksamkeit in ihrem Vortrag.

Vom Problemlöseverhalten verabschieden

In Querverweisen zu ihrem vor zwei Jahren erschienenen Buch „Die Weisheit der Demenz – Wegweiser zum würdevollen Umgang mit desorientierten Menschen“ appellierte Nachum, den Gedächtnisverlust der zum Altwerden dazugehört, als Faktum anzuerkennen. Die Autorin beschreibt, dass sich der/die Pflegende im Umgang mit Dementen vom gewohnten Problemlöseverhalten verabschieden sollte.

Während der nicht-demente „Kopfmensch“ gewöhnt ist, mit Logik voranzukommen, können sich Menschen mit Demenz darauf nicht mehr stützen. In der Beziehung zu einem Menschen, der eine Demenz entwickelt, ist es sinnvoller auf Emotion und weniger auf Kognition zu setzen. „Denn der Mensch bleibt immer Mensch, er besteht nicht nur aus Gehirn, sondern auch aus Emotionen, Erfahrungen und intuitivem Wissen“, so Nachum.

Erhellende Fallbeispiele

In zahlreichen Fallbeispielen fanden die Zuhörer Antworten, wie sie in die Welt der Erkrankten eintauchen und sich vom rationalen Denken verabschieden können. „Nicht sie, sondern wir müssen uns verändern. Der Umgang mit Dementen gehorcht eigenen Gesetzen“, erläutert die Expertin.

Menschen mit demenzieller Entwicklung werden überwiegend im häuslichen Umfeld von ihren Angehörigen versorgt und betreut. Die Begleitung, Betreuung und Pflege gehören dabei zu den herausforderndsten und anspruchsvollsten Aufgaben.

Spezielle Angehörigenabende

„Der Sozialhilfeverband Perg und das Rotes Kreuz Perg haben daher vor zehn Jahren gemeinsam das Netzwerk Demenz im Bezirk ins Leben gerufen“, erinnert SHV-Obmann Werner Kreisl an die Gründungsstunde.

„Durch Vernetzung von Beratungs- und Hilfsangeboten werden pflegende Angehörige sowie interessierte Personengruppen wohnortnah, unbürokratisch und wirkungsorientiert, beraten, begleitet und unterstützt.“

Dazu werden im Rahmen des „Netzwerk Demenz“ für betreuende Angehörige sowie interessierte Personen im Seniorium Perg Basiskurse zum Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen in speziellen Angehörigenabenden angeboten. Während dieser Treffen steht auch eine Betreuungs-möglichkeit für die zu pflegende Person im angeschlossenen Seniorentageszentrum zur Verfügung. Die Kosten für diese Betreuung werden vom Sozialhilfeverband Perg getragen.

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