Vier Zentimeter große Hagelkörner sind längst keine Seltenheit mehr

Experten empfehlen Gefährdungscheck und Einsatz hagelresistenter Baumaterialien – 40 Prozent der Schäden von 2021 noch nicht erledigt

Hans Starl demonstriert den Beschuss von Dachziegeln mit Eiskugeln, wobei ein Fahrradhelm (kl. Foto) einem sechs Zentimeter großen Geschoß nicht mehr standhält.

Meteorologen, Versicherungen und Baustoffhersteller schlagen Alarm: In den vergangenen 20 Jahren hat die Zahl der Wettersituationen mit Unwetterpotenzial um 20 Prozent zugenommen.

Laut dem Meteolologen Andreas Jäger wird sich die Gewittersaison verlängern, im Frühling und im Herbst muss man in Österreich vermehrt damit rechnen. Speziell Hagelschlag richtet an Gebäuden enormen Schaden an, wobei Körner mit einer Größe von vier cm – ab hier wird es gefährlich – und mehr in unseren Breiten längst keine Seltenheit mehr sind.

Welche verheeren Schäden sechs cm große Hagelkörner anrichten können, demonstrierte am Donnerstag Hans Starl, Bereichsleiter des Elementarschaden Präventionszentrum (EPZ) für Oberösterreich, in einem Pressegespräch.

So hält ein Fahrradhelm einen Treffer aus der Hagelsimulationsmaschine mit einer sechs cm großen Eiskugel, die mit 117 km/h aufprallt, nicht stand. Mit dem von den Experten entwickelten Gerät werden vor allem Dachziegel auf ihre Hagelresistenz geprüft. So geht ein Produkt des bayrischen Baustoffherstellers Erlus beim zweimaligen Aufprall einer drei cm großen Eiskugel nicht zu Bruch.

Hagelschäden steigen

Laut Oberösterreichische-Generaldirektor Otmar Nagl beschäftigen die massiven Hagelschläge von Ende Juni 2021 die Versicherungen noch heute. „60 Prozent der rund 22.500 Schäden wurden bereits erledigt bzw. sind in Bearbeitung. Weil manche Betroffene noch keinen Dachdecker gefunden haben oder Materiallieferungen ausgeblieben sind, wird der Rest bis Jahresende erledigt.“

Heuer belaufen sich die Hagelschäden bisher mit geschätzten 100 bis 150 Mio. Euro deutlich unter dem Wert des Vorjahres. Insgesamt haben Naturkkatastrophen 2002 einen Schaden von rund 1,1 Mrd. Euro in Österreich verursacht, weshalb sich der Oberösterreichische-Chef für die Einführung einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung ausspricht.

Am besten schützt man sich laut Arthur Eisenbeiss vom Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung (IBS) vor Hagelschlag, indem man unter www.hora.gv.at die Gefährdung des eigenen Standortes überprüft. Zudem sollte man auf hagelresistente Baumaterialien setzen. Diese sind unter hagelregister.at einsehbar.

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