Warnung vor Atomgefahr am Jahrestag des SuperGAUs

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Am Jahrestag des Unfalls im AKW Tschernobyl warnt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer Wiederholung der Katastrophe. „Bereits 785 Tage befindet sich das größte Atomkraftwerk Europas bei Saporischschja in den Händen der russischen Terroristen“, erinnert er via Telegram.

Selenskyj ermahnt die Weltgemeinschaft, Druck auf Russland auszuüben, damit das Kraftwerk wieder unter ukrainische Kontrolle komme. „Und dass alle atomaren Objekte in der Ukraine sicher vor russischen Angriffen sind“, schreibt Selenskyj.

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Nach dem russischen Einmarsch vor über zwei Jahren geriet Anfang März 2022 das mit einer Nennleistung von 6.000 Megawatt größte Atomkraftwerk Europas beim südukrainischen Saporischschja unter russische Kontrolle. Wegen wiederholter Angriffe mit Artillerie und Drohnen fuhr die russische Kraftwerksleitung alle sechs Blöcke herunter.

Ausweitung der Katastrophe um Preis ihrer Gesundheit gestoppt

Vor 38 Jahren hätten „Zehntausende Menschen um den Preis ihrer Gesundheit und ihres Lebens die Ausweitung der Tschernobyl-Katastrophe gestoppt und dabei geholfen, ihre schrecklichen Folgen 1986 und in den Jahren danach zu beseitigen“.

Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor vier des damals sowjetischen AKW Tschernobyl in der Nordukraine. Das Unglück gilt als die größte Atomkatastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft. Wegen der Radioaktivität wurden weite Landstriche in der heutigen Ukraine und im benachbarten Belarus gesperrt und Zehntausende Menschen zwangsumgesiedelt. Tausende starben an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Das Kraftwerksgelände befindet sich nur gut 90 Kilometer nördlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

Drei Tage später erreichte die radioaktive Luft Österreich

Am 29. April 1986, drei Tage nach dem Unglück, erreichten die ersten Luftmassen aus der etwa 1000 km entfernten Reaktorruine Österreich. Weitaus schlimmer wurde es am Folgetag und am 1. Mai. Je nach Niederschlag wurde radioaktives Material aus der Luft ausgewaschen und verseuchte die Böden.

„Wegen der Niederschläge an den Tagen danach ist Österreich eines der am stärksten betroffenen Länder. Wer es miterlebt hat, wird sich noch an die Verunsicherung und die Folgen in unserem Land erinnern“, sagt Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee in Freistadt: „Die Bevölkerung hatte Angst vor Regen, weil damit die Verstrahlung weiter stieg und die Kinder sollten so wenig wie möglich ins Freie.“

Konsequenzen gab es bei Nahrungsmitteln und der Lebensmittelproduktion. Das Gras, Futter für Tiere, war den radioaktiven Niederschlägen besonders ausgesetzt. Die Kühe mussten bei weniger belasteten Futtermitteln im Stall bleiben. Der Verkauf von Schaf- und Ziegenmilch und Gemüse, wurde eingeschränkt oder verboten, wie die Grünfütterung des Viehs oder der Verkauf von Wildfleisch.

Plakataktion für Schulen und Gemeinden

Mit einer Plakataktion für Schulen und Gemeinden will das Anti Atom Komitee die Erinnerung an die Katastrophe, die bis heute mit ihren Langzeitfolgen andauert, wieder auffrischen.

„Der Jahrestag des Super-GAUs in Tschernobyl macht uns erneut die verheerenden und Jahrzehnte andauernden Folgen der Nutzung von Atomkraft deutlich. Und noch mehr sehen wir, wie unverantwortlich es ist, weiterhin auf diese lebensbedrohliche Hochrisikotechnologie zu setzen“, sagt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

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