„Zu Hause ist kein Ort, sondern ein Gefühl“

Die Wünsche der Sterbenskranken stehen im Hospiz im Vordergrund

Würdevolle Begleitung nach den Bedürfnissen der Bewohner
Würdevolle Begleitung nach den Bedürfnissen der Bewohner © St. Barbara Hospiz

Für Menschen, deren Krankheit austherapiert ist, gibt es mit dem St. Barbara Hospiz in Linz einen Platz, wo sie sich in ihrem letzten Lebensabschnitt noch richtig wohlfühlen können.

„Zu Hause ist kein Ort, sondern ein Gefühl“, sagt Hospiz-Leiterin Cornelia Baumann im VOLKSBLATT-Gespräch. Für die studierte Krankenschwester, die davor als Stationsleiterin auf einer Unfallabteilung und in einem Privat- spital tätig war, spiegelt das Leben im Hospiz genau dieses Motto wider.

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„Wir richten uns nach den Bedürfnissen der Bewohner. Sie können duschen oder werden gewaschen, dann, wenn sie es wollen. Sie bekommen ihr Essen, das sie sich aus dem Menüplan der Krankenhausküche der Elisabethinen ausgesucht haben, dann, wenn sie es wünschen“, schildert Baumann.

Eine Dame, die seit ihrem Einzug derart aufgeblüht ist, dass sie noch einkaufen gehen kann, darf sich auch selbst etwas zubereiten, wenn sie das möchte. Eine andere brät freitags mit einer Mitarbeiterin Fischstäbchen. Fixpunkte wie eine Kaffeerunde einmal pro Woche oder der Besuch von Therapiehund Beetle ziehen derzeit den Großteil der zehn Bewohner an.

„Wir versuchen ihnen, ihre Wünsche soweit zu erfüllen, wie dies machbar ist. Sie können jederzeit nach Hause fahren, etwa über das Wochenende in den eigenen Garten oder Gäste einladen“, sagt die Hospiz-Leiterin.

Meist handelt es sich um Krebspatienten, die nur noch eine Symptombehandlung bekommen, etwa um ihre Schmerzen zu lindern. Palliativärzte und verschiedene Therapeuten kommen vom Ordensklinikum, wenn sie gerufen werden.

Rücksicht auf die Vorlieben der Bewohner

Bevor ein neuer Bewohner einzieht, ist dem 18-köpfigen Team aus Pflegekräften und Sozialpädagogen – neuerdings bereichert auch ein Zivildiener das Leben im Hospiz – klar, wie es medizinisch um ihn steht.

Hospiz-Leiterin Cornelia Baumann ©St. Barbara Hospiz
Hospiz-Leiterin Cornelia Baumann ©St. Barbara Hospiz

Rücksicht genommen wird auf seine Vorlieben, einen Teil des Zimmers kann er selbst etwa mit einem gemütlichen Lehnstuhl oder Bücherregal einrichten und Bilder aufhängen. Auch Haustiere dürfen auf Besuch. Angehörige können jeder Zeit kommen und sogar Übernachten.

„Unsere Bewohner hadern nicht, sie wissen, wohin die Reise geht, sie wollen nicht bemitleidet, sondern gut begleitet werden“, schildert Baumann: „Das ist eine ganz andere Arbeit als im Spital, wir leben mit ihnen mit. Durch viel reden im Team und Supervision arbeiten wir Belastendes auf.“

Manche Bewohner bleiben nur wenige Tage im Hospiz, ehe sie zu Gott gerufen werden, andere werden über Monate begleitet, eine Dame wohnt entgegen aller Prognosen schon länger als ein Jahr in der Linzer Harrachstraße.

Die jüngsten Bewohner sind in ihren 30ern, der Altersschnitt liegt etwa bei 70 Jahren. Das St. Barbara Hospiz, eine Einrichtung von Rotem Kreuz, Vinzenzgruppe, Ordensklinikum und KH der Barmherzigen Brüder, wurde 2016 mit sechs Betten im KH der Elisabethinen gestartet und ist vorigen Sommer in ein neues Haus eingezogen.

Von Michaela Ecklbauer

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