Corona-Krise: Richtige Richtung, aber noch weiter Weg

Zahl der Corona-Infizierten verdoppelt sich alle acht Tage — Zuwachs weniger hoch

Eigenproduktion lautet das Schlagwort dieser Tage. Nicht nur beim Mundschutz (wie im Bild beim Matratzenproduzenten Elastica), sondern auch bei der Herstellung von Reagenzien gibt es Pläne dazu.
Eigenproduktion lautet das Schlagwort dieser Tage. Nicht nur beim Mundschutz (wie im Bild beim Matratzenproduzenten Elastica), sondern auch bei der Herstellung von Reagenzien gibt es Pläne dazu. © APA/Gindl

Alle acht Tage verdoppeln sich derzeit die Corona-Infiziertenzahlen in Österreich. Vor drei Wochen waren es noch 2,4 Tage. Zudem gab es am Donnerstag zum fünften mal in Folge „nur“ einen einstelligen Zuwachs innerhalb von 24 Stunden — 5,66 Prozent betrug die Steigerung zuletzt.

„Die Richtung stimmt, aber der Weg ist noch ein weiter“, machte Gesundheitsminister Rudolf Anschober Mut und rief wiederum zum Durchhalten auf. Erst wenn sich die Zahl der Erkrankten alle 14 Tage verdoppelt, sei Stabilität zu erwarten, so der Minister, der erneut betonte: „Wir sind noch weit vom Ziel entfernt!“ Die schweren Erkrankungen dürften nicht stark zunehmen, um das Spitalswesen nicht zu überlasten.

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Daheim infiziert

Der Großteil der Österreicher hat die Erkrankung hierzulande „erworben“, betonte Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit). Nur 3,5 Prozent der Fälle haben ihre Quelle wahrscheinlich im Ausland. Insgesamt 306 Personen haben demnach die Infektion „im Ausland erworben“. Was die Zahl der Menschen betrifft, die ein Infizierter ansteckt, so sinke diese gegen eins, so Allerberger.

573 Österreicher im Paznaun infiziert

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Die AGES hat mittlerweile mehr als 40 sogenannte Coronavirus-Cluster in Österreich analysiert. Betroffene gebe es bundesweit, also in allen 94 Bezirken. Unter dem Namen „Cluster S Ischgl“ wurden die Fallhäufungen ausgehend von der Region Paznaun analysiert. Allein in Österreich lassen sich 611 Infektionen direkt auf den Raum Ischgl zurückführen. Betroffen sind alle Bundesländer, in OÖ waren es 127 Menschen. Von den 611 Personen stellten 573 Menschen die sogenannte Primärgeneration dar, also Personen, die die Infektion im Paznauntal selbst erworben haben.

Der Infektiologe betonte auch, dass sich mindestens die gleiche Zahl, wenn nicht doppelt so viele im Ausland aufhalten, also Touristen, die nach dem Winterurlaub heimgekehrt sind. Die Infektionen seien nicht auf den Pisten, sondern in den Apres-Ski-Lokalen passierten, wo Menschen in einer Distanz von weniger als einem Meter zumindest 15 Minuten Kontakt hatten. „Die Betroffenen können aber in der Situation nichts dafür, ihnen ist überhaupt kein Vorwurf zu machen“, stellte Minister Anschober klar.

Über 92.000 Tests

92.190 Testungen auf das neuartige Coronavirus sind bis Donnerstagvormittag durchgeführt worden, weit mehr als bisher bekannt (Mittwoch: 56.000). Der Grund: Viele kleine Labors seien noch nicht mit der Schnittstelle verbunden, die direkt Daten ins Epidemiologische Meldesystem (EMS) einspeist, erläuterte Anschober den enormen Anstieg. Bislang wurden von der AGES 17 Prozent der Proben bearbeitet. Mittlerweile wurden die Laborkapazitäten erweitert.

Sie reichen inzwischen für täglich 20.000 Tests. Von den benötigten Reagenzien seien noch 42.000 vorhanden: „Das zeigt, es ist für die kommenden Tage ausreichend da.“ Danach werde man sich auf dem „extrem engen Markt“ um Nachschub bemühen. „Wir müssen tagtäglich um Ressourcen kämpfen“, so der Minister, daher sei jetzt auch die Eigenproduktion ein Thema. Mit den 92.000 Testungen sei man mittlerweile auf dem Niveau der meisten deutschen Bundesländer.

Von den bisher 1161 Stichprobentests unter Personen in Schlüsselberufen waren sechs positiv, das entspricht 0,52 Prozent. Die Checks wurden in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Supermärkten durchgeführt.

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