Corona – Österreichs Bestatter wegen mehr Toten gefordert

Der deutliche Niederschlag der Corona-Pandemie auf die Sterbefälle hat bei den Bestattern in Österreich Folgen gezeitigt: Angesichts der steigenden Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus werden etwa die Kapazitäten der Bestatter in Niederösterreich auf die Probe gestellt.

In einigen Regionen stoße man an die Grenzen, erklärte Rainer Wernhart, Sprecher der Bestatterinnung. Grundsätzlich nimmt die Zahl der Toten und somit auch der Bestattungen österreichweit wieder ab.

Von „italienischen Verhältnissen“, also dass man nicht mehr wisse, wohin mit den Verstorbenen, sei man in Niederösterreich jedoch ohnehin weit weg: „Bisher gab es noch keinen Hilfeschrei, dass jemand oben ansteht“, hieß es weiter.

Aber: Bestattungsunternehmen seien allgemein auf eine Häufung an Todesfällen vorbereitet. Gerade in Gebieten mit hohen Infektionszahlen sei die Auslastung derzeit hoch. „Da ist man bei der Terminauswahl eingeschränkter“, berichtete Wernhart. In der Branche helfe man sich bei Bedarf auch gegenseitig, um die Zahl der Verstorbenen zu bewältigen. „Man steht nicht alleine da“, sagte der Sprecher.

Bei der Bestattung von Corona-Toten müsste zudem ähnliche Vorsorge getroffen werden wie bei an der Grippe Verstorbenen. „Erhöhte Vorsicht ist geboten“, erklärte Wernhart. Dennoch seien die Maßnahmen nicht mit denen vergleichbar, die bei anderen Krankheiten wie Creutzfeld-Jakob oder Gelbfieber notwendig seien und gar eine Aufbahrung unmöglich machten. Die WHO habe hierzu genaue Richtlinien erarbeitet.

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Sollte sich die Zahl der Covid-19-Todesfälle jedoch nicht bald stabilisieren, kann es laut dem Sprecher zu „Problemen“ kommen. „Daran glaube ich nicht“, gab sich Wernhart jedoch optimistisch, wenngleich er die Entwicklung „nicht auf die leichte Schulter“ nehme. Der Trend bei den Sterbefällen hinke jedoch dem der Infektionszahlen etwas hinterher. „Man kann darum davon ausgehen, dass in etwa einer Woche auch die Sterbefälle heruntergehen“, prognostizierte der Sprecher.

Bei der Bestattung Wien gibt es wie schon bei der ersten Welle im Frühjahr keine Probleme: Die Kapazitäten sind vorhanden, denn in einer Großstadt ist man einerseits auf Notfälle vorbereitet, wie auch die Zahl der Begräbnisse ohnehin jahreszeitlich stark schwanke sagte Florian Keusch, Sprecher der Bestattung Wien der APA. Ebenso gibt es in Wien weniger Tote im Bundesländervergleich zu vermelden.

Aktuell zeigt ein Blick auf das AGES-Dashboard, dass Wien mit 39,9 Toten pro 100.000 Einwohnern unter dem Österreich-Schnitt von 43 liegt. In Oberösterreich, wo mit dem Bezirk Rohrbach aktuell jener Bezirk mit den meisten liegt, nämlich 116,7 Todesfällen pro 100.000 Einwohner, hat sich die Situation inzwischen entspannt. Ein Bestatter direkt aus Rohrbach berichtet, dass die Zahl der Beerdigungen wieder „abflaut“ – „es geht schon“, hieß es.

Im westlichsten Bundesland Vorarlberg hat die hohe Zahl an Corona-Todesopfern mit 155 Personen, die am oder mit dem Virus verstorben sind – davon 135 seit 23. September – vorerst zu keinem Engpass geführt, hieß es vom Krematorium Hohenems. In der einzigen derartigen Institution Vorarlbergs werden rund 80 Prozent der pro Jahr etwa 3.000 Verstorbenen kremiert. Auf APA-Anfrage hieß es, dass man aktuell in Doppelschicht arbeite, das sei angesichts der Jahreszeit aber nicht ungewöhnlich und in den Monaten Dezember, Jänner und Februar üblich.

Auch seitens der Bestatter habe man von keinen Problemen gehört. Ähnlich zeigt sich die Lage in Tirol: Auf Innsbrucks Friedhöfen gab es trotz vermehrter Corona-Todesfälle in den vergangenen Wochen keine Probleme. Rund 80 Prozent der Verstorbenen würden kremiert werden, hieß es seitens der Stadt. Auch aus einem Tiroler Krematorium hieß es, dass sich die vermehrten Sterbefälle zwar schon spürbar machen, die Situation aber gut bewältigbar sei.

Von der Bestattung Graz, die auch mehrere Niederlassungen in steirischen Bezirken hat, hieß es, dass es im November zwar etwas mehr Arbeit als sonst gab und man „sehr gut ausgelastet“ war, aber nicht am Limit. Spitzen und Ausreißer gebe es immer wieder und seien nichts Außergewöhnliches. Keine Berichte über Kapazitätsprobleme bei Bestattungsunternehmen hat es bisher in Kärnten gegeben, teilte der Landespressedienst am Montag auf APA-Anfrage mit.

Beruhigend ist die Lage auch in Salzburg: „Momentan gibt es noch keinen Engpass, davon sind wir weit entfernt. Wir hoffen, dass das so bleibt“, erklärte der Leiter der städtischen Friedhofsverwaltung, Manfred Obermair, am Freitag im Gespräch mit der APA. Die Friedhofsverwaltung ist auch Betreiber des Krematoriums am Kommunalfriedhof in der Stadt Salzburg.

Derzeit sei eine etwas erhöhte Anlieferung im Krematorium zu verzeichnen, womöglich habe dies auch mit Corona zu tun. Die Situation sei aber nicht dramatisch, sagte Obermair. „Im Winter sind die Zahlen generell etwas höher“, auch wegen der jährlichen Grippetoten.

Für einen weiteren Anstieg sei man jedenfalls gerüstet. „Es gibt aber nicht die Befürchtung, dass wir den Betrieb nicht bewältigen. Wir sind gut vorbereitet, auch personell können wir das schaffen“, zeigte sich Obermair zuversichtlich.„ Regulär laufe der Betrieb von 6.00 bis 18.00 Uhr von Montag bis Freitag. Falls sich die Zahlen weiter erhöhen, könne man abends eine dritte Schicht einlegen und auch am Samstag arbeiten.

70 bis 80 Prozent der Bestattungen seien bereits Feuerbestattungen, erklärte der Leiter der städtische Friedhofsverwaltung. Von den rund 155.000 Einwohnern der Stadt Salzburg würden jährlich ein Prozent sterben, „das sind rund 1.500 im Jahr”. Im Krematorium am Kommunalfriedhof werden auch Verstorbene aus dem Land Salzburg, aus dem angrenzenden Südbayern und Oberösterreich bestattet.

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