Coronavirus: Bangen vor massivem Ausbruch in Mosambik

Die Coronavirus-Pandemie breitet sich zusehends auf die ärmsten Regionen der Welt aus. In Mosambik etwa befürchtet man einen massiven Ausbruch von Covid-19, was für das ohnehin schlecht aufgestellte Gesundheitssystem des südostafrikanischen Landes gravierende Folgen hätte. Zumindest vorerst sind die Fallzahlen noch überschaubar.

Wie Marc Nosbach, Care-Länderdirektor in Mosambik, am Mittwoch in einem Online-Mediengespräch berichtete, gebe es Stand Dienstag zehn bestätigte Infizierte bei 284 Tests. Über 7.000 Personen stehen unter Quarantäne. Dabei handle es sich überwiegend um kürzlich aus dem Ausland eingetroffene Menschen.

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Kopfzerbrechen bereiten vor allem jene rund 30.000 Mosambikaner, die zuletzt aus Südafrika in ihre Heimat zurückreisten. In Südafrika gibt es derzeit offiziell knapp 2.000 positiv Getestete. „Da herrscht große Besorgnis, ob diese Gastarbeiter eventuell das Virus nach Mosambik gebracht haben“, erzählte Nosbach.

In Mosambik wurde bereits der Notstand, die zweithöchste Warnstufe, ausgerufen, die Schulen sind geschlossen. Eine generelle Ausgangssperre wie in Südafrika wurde noch nicht verhängt. „Aber es gibt Regulierungen, wie man sich in der Arbeit verhalten soll, die Aussetzung von Gottesdiensten und Einschränkungen von Kultur- und Freizeit-Aktivitäten“, sagte der in Maputo lebende Nosbach.

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Hier die sozialen Kontakte einzuschränken, sei äußerst schwierig. „Viele Menschen sind davon abhängig, zur Arbeit zu gehen und auf den Märkten ihre Sachen zu machen.“ Zu einem Problem könnten auch die vielen kleinen Busse werden, die laut Nosbach „vollgepfercht“ in den Städten unterwegs sind. „Sie sollten eigentlich nur mit einem Drittel Kapazität fahren, doch das ist schwer durchzusetzen. Die Polizei versucht, rigoros vorzugehen.“

Eine massive Ausbreitung würde die knapp 30 Millionen Einwohner von Mosambik schwer treffen. Laut Nosbach existieren Modellrechnungen, die im Falle eines Ausbleibens strenger Maßnahmen von einer Ansteckung von 94 Prozent der Bevölkerung und bis zu 65.000 Toten ausgehen. Im ganzen Land stünden insgesamt nur 30 Beatmungsgeräte zur Verfügung, berichtete der Deutsche und verwies zudem auf die Tatsache, dass über elf Prozent aller Mosambikaner das HI-Virus in sich tragen. „Wie sich das auswirkt, werden wir in den nächsten Tagen und Wochen sehen.“

Die aktuelle Situation bedeutet auch für die Hilfsorganisation Care eine große Herausforderung. „Wir mussten die Entwicklungsarbeit dramatisch reduzieren und konzentrieren uns auf humanitäre Hilfe“, erklärte Nosbach. Dazu zählt unter anderem die Unterstützung von insgesamt 1,4 Millionen Menschen, die von Nahrungsmittelverteilung abhängig sind. Außerdem werden die Bauern weiterhin mit Saatgut versorgt.

Einige Care-Mitarbeiter, vor allem jene mit gesundheitlichen Problemen, haben Mosambik bereits verlassen. Ihre Posten können nicht nachbesetzt werden, weil das Land mehr oder weniger abgeschottet ist. „Der Flugverkehr wurde massiv reduziert und es werden keine Visa mehr ausgestellt“, erzählte Nosbach, der seit 20 Jahren in der Nothilfe engagiert ist. „Es kommt einem derzeit mehr vor, als ob man im Krieg arbeitet, als dass man normale Entwicklungshilfe macht.“

Mosambik zählt zu den zehn ärmsten Nationen der Welt. 2019 sorgten die Zyklone Idai und Kenneth in dem Land am Indischen Ozeanen für schwere Zerstörungen auch von Krankenhäusern. Deren Infrastruktur leidet noch immer unter den Nachwirkungen.

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