Coronavirus: Bauern bangen auf vielen Ostereiern sitzen zu bleiben

Die heimischen Bauern bangen aufgrund der Corona-Krise teilweise auf ihren Ostereiern sitzen zu bleiben. Normalerweise verkaufen die Eierbauern rum um die Festtage 70 Millionen Stück.

Wegen den Ausgangsbeschränkungen werden die Familienfeste hierzulande wohl deutlich kleiner ausfallen, auch die geschlossenen Gastronomiebetriebe und Hotels fehlen als Absatzkanal.

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Man rechne mit „weniger Absatz“, sagte der Geschäftsführer der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), Michael Wurzer, am Mittwoch zur APA. Wie viel weniger Hühnereier genau verkauft werden, sei derzeit aber noch nicht abschätzbar.

Zu Ostern und Weihnachten werden hierzulande am meisten Eier verkauft. Im Schnitt isst ein Österreicher pro Jahr laut Statistik Austria rund 240 Eier, entweder als Schalenei oder in verarbeiteten Lebensmitteln. Zuletzt lag der Selbstversorgungsgrad bei knapp 90 Prozent, fast der komplette Inlandskonsum konnte damit mit heimischen Eiern der rund 2.000 Legehennenhaltern gedeckt werden.

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Wegen der geschlossenen Gastronomie und den Ausgangsbeschränkungen wird derzeit mehr zuhause gegessen. Der Absatz der Frischeier sei zu Beginn der Corona-Krise – vor allem aufgrund der Vorratskäufe – „schon gestiegen“, sei „dann wieder abgeflaut“, so Branchenvertreter Wurzer. Die überschüssigen Frischeier seien in den vergangenen Wochen zu Eierprodukten (Flüssigei, Eipulver) für die Lebensmittelindustrie verarbeitet worden.

Am Mittwoch kritisierte Greenpeace, dass nach deren Berechnungen in Österreich wieder rund 15 Millionen Ostereier im Müll landen. Der Großteil davon werde vollkommen unnötig entsorgt, monierte die Umweltschutzorganisation. Eier würden noch lange nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum ohne Bedenken verwertbar sein. Auch der Branchenverband der Geflügelwirtschaft appelliert an die Konsumenten die im Kühlschrank lang haltbaren Ostereier zu verarbeiten, etwa zu Eiaufstrich.

Die Landwirtschaftskammer fordert von den heimischen Supermarktketten in Zeiten der Corona-Krise die heimische Eierbranche stärker zu unterstützen. „Aktuell sind den Eierproduzenten mit Gastronomie und Tourismus wichtige Absatzkanäle weggebrochen. Wir appellieren daher an den Lebensmittelhandel, noch stärker auf die regionale Herkunft und Verfügbarkeit bei Lebensmitteln zu achten und, wo es möglich ist, auf Importe zu verzichten“, so Landwirtschaftskammer-Österreich-Chef Josef Moosbrugger. Die österreichische Legehennenhaltung würde über „die EU-weit höchsten Standards im Bereich Tier- und Umweltschutz“ verfügen.

Der vermeintliche Skandal rund um einen eierverarbeitenden Betrieb in Niederösterreich im Februar hat für die Eierwirtschaft laut Branchenvertreter Wurzer zu „einem gewisser Imageschaden“ geführt. Nach der Corona-Krise müsse die verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Eierprodukte in verarbeiteten Lebensmitteln nun endlich eingeführt werden. Im türkis-grünen Regierungsprogramm ist neben der Herkunftskennzeichnung auch ein Schredderverbot von männlichen Küken vorgesehen. Das Thema sei „eines der letzten großen Themen“ der Branche, so Wurzer. Im Bio-Bereich werden männliche Küken bereits aufgezogen. Für die Boden- und Freilandhaltung brauche es noch eine praktikable Lösung. Die Branche sei „gesprächsbereit“.

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