Coronavirus: Breiter Einsatz von Antikörpertests steht vor der Tür

Viele Menschen, die kürzlich Erkrankungen durchgemacht haben, deren Symptomatik mit einer Covid-19-Erkrankung zusammenpasst, stellen sich die Frage, ob es das neuartige Virus gewesen sein könnte.

Aufschluss darüber könnten Antikörper-Labortests geben. Hier wurden in der jüngsten Vergangenheit große Fortschritte erzielt – mit Aussicht auf breitere Anwendung, so Experten im APA-Gespräch.

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Während die derzeit breit angewendeten PCR-Test direkt das Erbgut des SARS-CoV-2-Virus nachweisen, haben Antikörpertests – dazu zählen sowohl Schnelltests, beispielsweise sogenannte ELISA-Labortests sowie der Neutralisationstests – ein anderes Zielobjekt: Sie suchen nach den Spuren, die die Auseinandersetzung mit dem neuartigen Coronavirus im Abwehrsystem des Körpers hinterlassen hat.

Damit sich das Immunsystem nämlich gegen den Erreger wehren kann, muss es ihn als Angreifer erkennen. Dabei werden Antikörper produziert, die darauf spezialisiert sind, das Virus aufzuspüren und unschädlich zu machen – und nach diesen fahnden diese Testverfahren, für die es Blutproben braucht.

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Das Problem im Zusammenhang mit Coronaviren ist ihre Vielfalt und die Tatsache, dass sie auch bei Menschen meist leichte Erkrankungen auslösen können. Speziell Infektionen mit solchen niedrig pathogenen humanen Coironaviren, die schon vor Covid-19 in unseren Breiten vorgekommen sind, treten relativ häufig auf.

Hat der Körper Antikörper gegen diese Verwandten von SARS-CoV-2 entwickelt, kann das dazu führen, dass ein Test auf das derzeit grassierende Virus fälschlich positiv ausfällt.

Schnelltests nicht immer zuverlässig

Besonders groß ist diese Gefahr bei Schnelltests, die mehr oder weniger unmittelbar und ohne Geräte und Fachwissen eine Infektion anzeigen sollen. Bei solchen Verfahren genügen vermeintlich ein paar Blutstropfen für den Nachweis.

Diese Tests waren zwar schon sehr früh am Markt, „die meisten davon erreichten aber sowohl in der Sensitivität als auch in der Spezifität nicht das, was klassische Labortests erreichen“, sagte Gregor Hörmann von der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC) gegenüber der APA.

Hörmann nennt damit zwei zentrale Begriffe für die Qualität von Analysen: Sensitivität bezeichnet die Nachweisgrenze einer Methode. Der Begriff beschreibt also die niedrigste Konzentration des gesuchten Materials, die mit dem Test gefunden werden kann. Hohe analytische Sensitivität zeigt an, dass der Test mit hoher Wahrscheinlichkeit überhaupt anschlägt, wenn Antikörper da sind.

Die analytische Spezifität weist dagegen die Fähigkeit des Tests aus, genau auf die gesuchte Substanz und nicht etwa auf ähnliche Verbindungen anzusprechen. Hohe Spezifität vermeidet falsch positive Ergebnisse – also, dass eine Infektion angezeigt wird, die gar nicht stattgefunden hat.

In beiden Bereichen ergaben Überprüfungen von Schnelltests durch Ursula Wiedermann-Schmidt und ihrem Team vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien große Schwächen.

Rund um diese Verfahren gab es am Pandemie-Beginn einen Hype und der Markt wurde auch mit Produkten überschwemmt, die gar nicht validiert wurden, so die Wissenschafterin, die mehrere Schnelltest geprüft hat, die der Bundesregierung angetragen wurden. „Die Ausbeute hinsichtlich Sensitivität und Spezifität war nicht sehr gut“, so das Fazit der Forscher, die diese Test-Gruppe auch nicht für die Dunkelzifferstudien empfohlen haben.

Bei den laborabhängigen Tests hingegen „sind wir gerade in einer Umbruchphase“, sagte Hörmann. Viele Verfahren führten bisher noch zu falsch positiven Ergebnissen im Umfang von ein bis zwei Prozent, was nicht zufriedenstellend ist und vielfach wiederum Gegenchecks mittels sogenannter Neutralisationstest nötig machte.

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