Coronavirus: EU will Notreserve an Medikamenten und Ausrüstung aufbauen

Die EU-Kommission will aus den Erfahrungen der Coronakrise Konsequenzen ziehen, indem sie das Anlegen einer Reserve an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung plant. Das wurde am Donnerstag in Brüssel ebenso bekannt wie die Abhaltung einer weiteren Online-Geberkonferenz, wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ankündigte. In Österreich folgt am Freitag der nächste Lockerungsschritt.

Die Lagerhaltung der EU-Notreserve soll aus dem neuen Gesundheitsbudget im Volumen von 9,4 Milliarden Euro bezahlt werden.

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Die Reserve werde einen Notfall-Bestand im Wert von 380 Millionen Euro ergänzen, den die Gemeinschaft angelegt hat, nachdem vielen Ländern zu Beginn der Coronakrise Schutzmasken, Tests, Beatmungsgeräte und Medikamente für die Behandlung auf der Intensivstation und anderes lebenswichtiges Material gefehlt hatte. Auch sollen europäische Pharma-Firmen zur Impfstoff-Entwicklung gewonnen werden.

Die angekündigte Online-Geberkonferenz namens „Global Goal“ ist für 27. Juni geplant. Sie wird von Stars der Kultur unterstützt. Die Idee stamme von der Global-Citizen-Bewegung, die im April ein virtuelles Corona-Benefiz-Konzert etwa mit den Rolling Stones und Beyonce veranstaltet und rund 32 Mio. Euro Spenden gesammelt hat. Die EU hat bei einer internationalen Geberkonferenz Anfang Mai zunächst 7,4 Milliarden Euro gesammelt. Seitdem ist die Summe nach Angaben der EU-Kommission auf 9,8 Milliarden angewachsen.

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In schwer von der Pandemie getroffenen europäischen Ländern gab es indes am Donnerstag Ankündigungen weiterer Lockerungen. So werden in Frankreich ab Dienstag Reisebeschränkungen aufgehoben, man darf wieder weiter als nur im Radius von 100 Kilometern um den Wohnort reisen. Zudem dürfen die seit Monaten geschlossenen Restaurants, Bars und Cafes wieder öffnen, wenn sie Hygieneregeln befolgen. Im besonders von Corona betroffenen Großraum um Paris gilt dies jedoch vorerst nur für die Außenbereiche.

In England werden in der nächsten Woche die Kontaktbeschränkungen weiter gelockert. Das teilte der britische Premierminister Boris Johnson mit. Demnach sollen wieder Treffen von bis zu sechs Personen in privaten Gärten möglich sein, solange der Mindestabstand von zwei Metern eingehalten wird. Auch Läden mit Verkaufsfläche im Freien sollen wieder öffnen dürfen. Zudem werden auch teilweise die Schulen wieder für eine größere Zahl von Kindern geöffnet.

Europaweit gesehen ist die Zahl der Corona-Toten am Donnerstag auf mehr als 175.000 gestiegen. Mit knapp 2,1 Millionen Infizierten ist Europa weiter der am schwersten von der Pandemie betroffene Kontinent, wie Berechnungen der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Behördenangaben ergaben. Die meisten mit dem neuartigen Coronavirus infizierten Todesopfer registrierte Großbritannien mit 37.919 Fällen, gefolgt von Italien mit 33.0142 Toten, Frankreich mit 28.599 und Spanien mit 27.119 Corona-Toten.

Mehr als 100.000 Corona-Tote gibt es indes in den USA. Noch vor einigen Wochen war das Institut IHME der Universität Washington in Seattle davon ausgegangen, dass sich die Opferzahl in den USA im Hochsommer bei etwa 90.000 stabilisieren würde. „Wir haben gerade eine sehr traurige Wegmarke erreicht“, meinte Donald Trump, der US-Präsident sprach den Angehörigen und Freunden der Opfer sein Mitgefühl aus. Mitte April hatte Trump erklärt, seine Regierung rechne mit insgesamt 60.000 bis 65.000 Toten im Land.

In Österreich ist die Lage mit per Donnerstagvormittag noch 674 aktiv Erkrankten so stabil, dass dem für Freitag angesetzten nächsten Öffnungsschritt optimistisch entgegengesehen wird. So darf in Fitnessstudios wieder trainiert werden, Zutrittsbeschränkungen sind grundsätzlich nicht vorgesehen. Beim Betreten und Verlassen von Fitnesscentern und in der Garderobe muss ein Mund-Nasen-Schutz verpflichtend getragen werden. Beim Umziehen und beim Trainieren ist ein Zwei-Meter-Abstand zu anderen Sportlern einzuhalten.

Unterdessen hat die Regierung am Donnerstag die am 16. März gesetzten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Österreich als völlig angebracht verteidigt. Hätte man sieben Tage später reagiert, wäre es in etwa zu einer Vervierfachung der positiv getesteten Fälle gekommen. Das hätte mit Ende März laut einer Modellrechnung rund 40.000 positive Fälle bedeutet, tatsächlich waren es da rund 10.000. Darüber hinaus wären knapp mehr als 1.000 Intensivbetten belegt gewesen, erläuterte der Simulationsexperte Niki Popper.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte bei einer Pressekonferenz, dass Österreich für den Zeitpunkt X nicht zu viele Kapazitäten freigehalten habe. Er trat damit Unkenrufen entgegen, die Regierung habe die Maßnahmen zu strikt angesetzt. „Hätten wir nicht frühzeitig reagiert, hätte es dazu geführt, dass wir bis an die Grenzen der Möglichkeiten gegangen wären“, konstatierte Anschober. Er betonte, dass es für die Zukunft entscheidend sei zu wissen, was in der Vergangenheit funktioniert habe.

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