Coronavirus: Lebensqualität armer Familien hat sich verschlechtert

Die Lebensqualität armutsbetroffener Familien hat sich in Zeiten der Corona-Pandemie eklatant verschlechtert, wie die Volkshilfe aus einer Umfrage folgert. Die Hälfte der Befragten bewertete ihre aktuelle Lebensqualität demnach mit den Schulnoten 4 oder 5. Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger warnt vor einer Ausbreitung von Kinderarmut – Einmalzahlungen könnten dies nicht stoppen.

Die Umfrage wurde im Juni telefonisch unter 100 armutsbetroffenen Personen mit Kindern durchgeführt – sie ist nur bedingt repräsentativ, biete jedoch einen guten Indikator für die Problem-und Stimmungslage, meint man bei der Volkshilfe. Wie schlecht die Familien ihre eigene Lebenssituation seit Corona einstufen, „hat selbst uns erschüttert“, erklärte Fenninger laut den Unterlagen einer Pressekonferenz am Mittwoch.

38 Prozent der Befragten beurteilten ihre aktuelle Lebensqualität in Corona-Zeiten mit der Schulnote 4 (Genügend), zwölf Prozent mit 5 (Nicht Genügend) – geht es um die Lebensqualität vor der Pandemie, gaben nur sieben Prozent einen Vierer und niemand einen Fünfer. Mehr als Dreiviertel aller Befragten (79 Prozent) gaben an, sich jetzt noch mehr Sorgen über die Zukunft zu machen, 62 Prozent fühlen sich „oft überfordert“. Auf die Hälfte der befragten Familien (51 Prozent) hat sich die Corona-Krise finanziell negativ ausgewirkt.

Über die Hälfte (55 Prozent) sorgt sich auch, dass ihre Kinder in der Schule nicht gut abschließen werden. Auf die Frage, wie sich die Emotionalität ihrer Kinder in der Corona-Krise verändert hat, gab jeweils mehr als die Hälfte der Eltern an, dass ihre Kinder trauriger (74 Prozent), einsamer (57 Prozent) oder aggressiver (53 Prozent) waren als zuvor. Laut Volkshilfe haben armutsgefährdete Kinder auch häufig Probleme in der Schule, der Umfrage zufolge war denn auch fast ein Viertel der Kinder (23 Prozent) erleichtert, dass sie nicht in die Schule mussten. Ein Fünftel soll fröhlicher gewesen sein, weil schwierige Situationen wie Mobbing wegfielen.

Die Eltern fühlten sich durch das Homeschooling wenig überraschend stark belastet. Neben den bekannten Herausforderungen wie fehlenden Laptops oder schlechtem Internetzugang nannten die meisten (58 Prozent), dass ihnen das Wissen fehle, um ihren Kindern bei den Aufgaben helfen zu können. Kinder mit besonderen Bedürfnissen wie Lernschwächen seien in Corona-Zeiten von der Politik vergessen worden, bemängelt die Volkshilfe außerdem.

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„Kurzarbeit, Rekordarbeitslosigkeit und neue Sozialhilfe stellen einen gefährlichen Brandbeschleuniger für die Ausbreitung von Kinderarmut in Österreich dar“, befürchtet Fenninger. Die von der Bundesregierung gebotenen Einmalzahlungen „können diesen Brand nicht stoppen“, glaubt er. Vielmehr brauche es nachhaltige Unterstützung wie zum Beispiel eine Erhöhung der Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes auf mindestens 70 Prozent.

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